Der Kreis schliesst sich

Unser nächstes Ziel war das Städli Cargèse. Das kleine, geschichtsträchtige Dorf hat zwei Kirchen: die einzig griechisch orthodoxe Kirche von Korsika, sowie eine Katholische Kirche, was auf der Insel dem Standart entspricht. Auf dem Weg nach Cargèse sahen wir plötzlich den kleinen Hafen von Sagone und etliche Werbungen von Bootsrundfahrten. Eine Schiffstour wollten wir unbedingt noch machen und so parkierten wir oberhalb des Hafens und stiegen zu diesem herab. Hoppla, dachten wir, 9h auf dem Boot und morgens um 6 da sein, naja… Dann stach uns jedoch eine „kleine“ Rundfahrt ins Auge, welche nur 3.5h dauern würde und eigentlich fast die gleiche Route beinhaltete, wie die lange Schifffahrt. Der nette Herr vom Restaurant verband uns dann auch gleich mit dem Kapitän. Dieser machte uns klar, dass das Meer heute schlecht sei und es deshalb keine Ausfahrt mehr geben würde, aber morgen könnten wir mitfahren. Die Tour wäre aber nicht ab Sagone sondern ab Cargèse. Beim Nachfragen, ob denn das Meer morgen auch gut sei, meinte er, 100% sei es gut. Wir machten uns etwas darüber lustig, dass er wohl lieber etwas Siesta machen würde, denn das Meer sah aus wie ein Traum. Am nächsten Tag sollten wir eines Besseren belehrt werden…
Wir fuhren nun also nach Cargèse, denn wir wollten die Parkplatzsituation schon einmal ausloten, da man den Camper ja nicht immer und überall hinstellen kann. Wir waren also ca. um 15 Uhr in Cargèse und es gab im Hafen Parkplätze in Hülle und Fülle. Da wir auch am nächsten Tag ca. um diese Zeit dort sein wollten, dachten wir: das passt, wir werden problemlos parkieren können.
Da die Schifffahrt ja quasi um die Ecke von unserem Stellplatz im Golf von Porto war, beschlossen wir, nochmals an diesen wunderschönen Ort zurück zu kehren. Wir waren gespannt, wie die Strasse auf dieser Seite von Porto aussehen würde und man kann getrost sagen: gigantisch! Nicht ganz so eng wie auf der anderen Seite von Porto, jedoch nicht minder spektakulär: Felsen, rote Felsen, senkrechte Abhänge gegen das Meer, unglaubliche Farben und eine Bombenaussicht in alle Richtungen.
Nach Porto nahmen wir die Felsenstrasse nun zum sechsten Mal in Angriff, man könnte also durchaus von Heimvorteil sprechen. Dieser kam uns auch zu gute, denn urplötzlich guckten wir beide nach vorne, so als hätten wir ein Gespenst gesehen: 3 Kurven weiter erblickten wir die Silhouette der Front eines MAN Reisebusses! Wie bitte??? Durch diese Strasse mit einem Car??? Zum Glück kannten wir nun ja die Ausweichstellen und platzierten uns sogleich an einer, welche selbst für einen ausgewachsenen Reisecar genug Platz zwischen der Camperflanke und dem steinernen Mäuerchen vor dem Abgrund liess. So warteten wir. Und warteten dann nochmals und irgendwann dachten wir: ist der stecken geblieben (der Car war von einem Felsen verdeckt)? Aber irgendwann kam er dann herangekrochen, knapp unter der Maximalgeschwindigkeit einer Weinbergschnecke. Nun gut, im Gegensatz zu einer Weinbergschnecke hatte er auch noch einen stattlichen Anhänger am Heck montiert und so konnten wir sehen: eine Gruppe Tschechischer Velofahrer kämpft sich durch eine der engsten Strassen von Korsika. Nun merkten wir sehr schnell, dass unser Ausweichplätzchen Deluxe-Entertainment bot, denn genau vor uns klemmte es sozusagen die Carkomposition ein. Es quitschte, knallte, rauchte, bis auch der Tschechische Carchauffeur merkte: er kommt nicht weiter, egal wie viel Gas er gibt, ohne dass entweder sein Zugfahrzeug oder der Anhänger mit gröberem Schaden davon kommt. Der tüchtige Tschechische Reiseleiter und Co-Pilot stieg dann doch noch aus und analysierte die Situation. Für die mit engen Strassen vertraute Schweizer Fraktion war von Anfang an klar: der Anhänger muss abgehängt werden, sonst wird das nichts. Der kräftige Co-Pilot des Reisecars fand jedoch, dass sie das nach alter Sowjetischer Art lösen und so klemmte er ein Brett und Holzklotz zwischen den Anhänger und die Steinmauer und wollte so den Anhänger quasi auf die Spur „gutschieren“. Als das Holz gut sass, gab er dem Chauffeur das Zeichen: lass die Pferde starten! Es endete natürlich im Debakel, denn statt dem Anhänger wäre fast die ganze Mauer ein paar hundert Meter ins Meer gefallen. Schreiend gaben wir unseren Protest zur Aktion bekannt, worauf der Carchauffeur stoppte, mal den Motor abstellte und sich nun die Situation auch mal wirklich ansah. Nach einem kurzen tschechischen Gegrummel, pfiffen sie die Eliteradfahrer aus dem Car und zeigten einmal mehr, wie gut T(oll)E(in)A(nderer)M(achts)-work ist. Zu fünft schafften sie es und kurze Zeit später konnte der Schneckentransport weitergehen. Ehrlich gesagt hätte uns schon noch wunder genommen, ob die Gruppe jemals wieder in Tschechien aufgetaucht ist…
Nachdem der Stau auf der Felsenstrasse wieder entstaut war, trafen wir am Traumstrand ein, stellten den Camper sauber ab, begrüssten die Deutschen und Schweizer NachbarkollegInnen und schon waren wir im Wasser.
Nach olympiaverdächtigen Schwimmeinheiten ging’s zurück zum Camper: Salzwasser mit der Campioutdoordusche abwaschen und dann gab’s den wohlverdienten Znacht. Kein Rosé am Strand? Nein, den kannten wir schon, aber einen Schlummi gabs dann trotzdem noch: während die Dame Hochrisiko fuhr und den Roten probierte, bestellte der Herr einen sicheren Wert und genoss einen Gin Tonic. Wie der Rote war? Gleich wie der Rosé, halt nur rot…
Etwas später kuschelten wir uns in die Nachtkoje und wir nickten kurz darauf weg mit den süssen Erinnerungen unserer Umrundung von Korsika!