Heute hatten wir uns vorgenommen, in Richtung Brocéliande zu fahren.
Dieser „Zauberwald“ ist seit Jahrhunderten als mystischer Ort bekannt und viele Sagen und Erzählungen haben ihren Ursprung dort: Arthurischer Sagenkreis und natürlich Merlin, der bekannte Zauberer mit seiner grosse Liebe Viviane – die Anderswelt im Herzen der Bretagne.
Wir freuten uns, wieder einmal über die grosse Brücke von Saint-Nazaire zu fahren. Die über 3km lange Brücke überquert die Loire, bevor diese in den Atlantischen Ozean mündet. Die Aussicht ist grandios und von Süden her kommend sieht man linker Hand jeweils die neusten Bauten der weltbekannten Saint-Nazaire-Schiffswerft. In den vergangenen Jahren hatten wir (Er!) schon das Glück, z.B. den Airbus Beluga (Sie: was ist ein Airbus Beluga???) starten zu sehen, da auch ein Ableger der Airbus-Werke in der Nähe ist.
Dieses Mal war eines der Highlights ein Transportschiff von Airbus mit der Aufschrift „Airbus A380 on board“, welches offenbar gerade Teile für den Superjumbo mitführte. Das ankommende Containerschiff, wohl aus China, war da schon etwas sehr gewöhnlich gegen dieses Frachtschiff.
Spontan entschlossen wir uns nach der Brücke noch eine Hafenrundfahrt per Camper zu machen, mit dem Risiko, dass vor dem Hafen die Tore geschlossen sein würden – schliesslich war heute Sonntag. Dem war glücklicherweise nicht so.
Als erstes türmte sich vor uns die Celebrity Apex auf, ein nigelnagelneues Schiff der sog. Edge-Klasse. Die Celebrity Apex konnte wegen Corona bisher nicht in Dienst genommen werden und steht deshalb noch immer in Saint-Nazaire.
Etwas weiter vorne wurden wir Zeuge eines speziellen Schauspieles: im Trockendock wurde ein Antriebsmotor eines kleineren Kreuzfahrtschiffes via Kran in mm-Arbeit und im Zeitlupentempo heruntergelassen. Es war wirklich spannend anzusehen, wie viel Personal nötig ist und wie viel Zeit das ganze beansprucht.

Dann zog es uns zu den berühmten Konstruktions-Docks. Dort stehen jeweils die Ozeanriesen, welche sich im Bau befinden. Heuer trafen wir da die MSC Virtuosa, quasi ein Schweizer Schiff! Die MSC Reederei befindet sich in Genf, das Schiff wird jedoch unter der Flagge von Malta fahren. Dieses Schiff wurde wegen der Covid-19-Pandemie noch nicht fertig und so wurde die Auslieferung aufs 2021 verschoben. Der Ozeandampfer für 6300 Passagiere hat eine Länge von 330m und ist 43m breit. Dahinter lag noch die Wonder of the Seas, welche zur gigantischen Oasis-Klasse gehört. Als wir das erste Mal über die Brücke von Saint-Nazaire fuhren (anlässlich unserer Loire-Reise 2015) war das damals grösste Passagierschiff der Welt und Schwesternschiff der Wonder of the Seas in Bau, nämlich die Harmony of the Seas.

Nach den Bruttotonnenungetümen ging’s dann zurück auf die andere Seite des Hafens, wo die „kleinen“ Schlepper stationiert sind.
Als Abschluss machten wir noch ein paar Fotos vom alten Leuchttürmchen am Hafeneingang, danach nahmen wir die Fahrt in Richtung Brocéliande auf.

Wir hatten einen schönen Camping herausgesucht, gleich am See und ziemlich nahe an Merlins Grabstätte. Wir fuhren über Stock und Stein und sahen, dass es nur noch ca. 10 Minuten bis zum Camping dauern sollte. Ebenfalls waren schon die ersten Wegweiser ersichtlich. Doch darauf war nichts von Merlin zu lesen sondern „Festival Médieval“! Und dann: mitten im Wald ein Stau! Auto um Auto, Camper um Camper reihte sich auf.

Nach einigen Minuten erspähten wir „Knappen“ in sackähnlichen Hudeln, welche die Autos einwiesen. Wir konnten den Parkplatz zum Glück rechts liegen lassen und damit auch den Stau. Von nun an mussten wir nur noch aufpassen, dass wir keine Mägde, Knappen oder Grufties auf die Haube bekamen. Dann kamen wir in Richtung Waldlichtung mit Häusern und was wir da sahen, wird Paris definitiv nicht freuen: eng aneinander Menschenmengen am grillieren, baden, festen. Da noch weitere Menschenmassen angekrochen kamen, beschlossen wir, rechts umkehrt und uns aus dem Staub zu machen.
Wir nahmen Kurs auf das Zentrum des Zauberwaldes: Paimpont.
Das war eine gute Entscheidung, denn wir fanden auf dem Camping Municipale einen superschönen Platz.

Als wir installiert waren, gingen wir noch auf einen Spaziergang ins Städtchen.
Wir besichtigten die Kirche der Abtei, liefen durch das schmucke Hauptgässchen und beschlossen dann, dass wir uns eine Crêperie für das Abendessen suchen würden. Die „Fee Gourmande“, gleich am See überzeugte uns und wir genossen das feine Abendessen. Wir freuten uns schon jetzt auf unseren Waldspaziergang am nächsten Tag mit Merlin und Co.
