Felsenstrasse und Südseefeeling auf Korsika

Golf von Porto auf Korsika

Gemütlich köchelten wir unseren obligaten Morgenkaffee und begannen langsam alles wieder einzuräumen, wollten wir doch noch etwas der Westküste entlang fahren. L’Ile Rousse ist für korsische Verhältnisse sehr touristisch, sodass wir die Innenstadt passierten und uns in Richtung Calvi verabschiedeten. Calvi hat wiederum eine Citadelle zu bieten, in welcher Christoph Kolumbus das Licht der Welt erblickt haben soll. Das ist jedoch die Version von Korsika, wirklich rekonstruiert werden konnte das nie. Wir fuhren die engen Strässchen in Richtung Citadelle hoch und bewunderten die netten Häuschen, welche den Strassenrand säumten. Oberhalb gab es die Sicht frei auf die Citadelle. Sie ist sehr gut erhalten und glänzte in der Morgensonne (ok, das ist geflunkert, es war eher Mittagssonne) sehr schön. Da es bereits eine Menge Touris hatte, beschlossen wir weiterzufahren. Nicht weit von der Citadelle entfernt hatten wir unseren Platz für das Frühstück gefunden: Wir installierten uns über dem Golfe de la Revellata mit tollem Ausblick auf eben diesen Golf, aber auch auf die andere Seite (Punta Bianca) und dazu noch auf den Leuchtturm am Ende der Landzunge. Die tolle Aussicht liess uns das Frühstück noch besser schmecken und wir brauchten wohl auch rekordverdächtig lange, bis wir uns wieder auf die Reise machten.
Die schöne Route mit abwechslungsweise Meer- und Bergblick führte uns nach Galéria. Das kleine Dörfchen wurde im Reiseführer angepriesen, sodass wir dieses auch besuchen wollten. Es ist wirklich ein herziges Dörfchen, leider konnten wir jedoch nirgends einen geeigneten Parkplatz finden, von wo aus wir z.B. eine Bootstour hätten machen können. So genossen wir den Ausblick aufs Meer und machten uns auf nach Porto. Der Golf von Porto gilt als sehr schön und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Auf der Fahrt nach Porto machten wir noch kurz Halt an einer Tankstelle, denn es hatte einen grossen Aushang, dass hier Glacé erhältlich seien. Je ein Magnum zu Magnumpreisen liessen wir uns schmecken. Die Strasse ging nun wieder ziemlich in die Höhe und plötzlich fuhren wir auf eine enge Linkskurve zu. Da öffnete sich das Panorama über den Golf. Das Wasser schäumte an den Felsen weiss, ging dann in ein helles Türkis über, um dann ein paar Meter weiter ins Dunkeltürkis zu wechseln. Gegen Ende der Bucht und kurz vor dem offenen Meer schimmerte es dann wieder im intensiven Marine-Blau.
Die Strasse wurde schlussendlich noch enger und spektakulärer: links 90° Felswand, rechts, senkrecht ins Meer, oftmals einspurig. Es schien so, als wären wir das grösste Fahrzeug, welches diese Strasse passieren würde. Ein paar Tage später sollten uns tschechische Velofahrer dann eines besseren belehren…
Nach der kurzen, spektakulären Felsenstrasse ging es dann in Richtung Porto hinunter. Das kleine Städtchen ist im hinteren Teil komplett am Hang, vorne läuft es gegen die Bucht aus. Trotz Camperverbot liessen wir es uns nicht nehmen, kurz in Richtung Strand zu fahren.
Bereits auf der Hinfahrt hat die Navigatorin per App einen passenden Stellplatz gesucht. Gemäss App sollte der Platz eine Bucht weiter, aber noch immer am Golf von Porto sein. So kamen wir gleich nochmals in den Genuss der Felsenstrasse und fuhren eine Teilstrecke zurück, vorbei an der Glacétanke und bogen kurz darauf links ab in Richtung Meer, vorbei an der Pension Stella (ca. die 10’000 mit diesem Namen) in Richtung Strand. Und siehe da, gleich hinter dem Strand erblickten wir ein paar Camperfahrzeuge unter einer Handvoll Bäumen. Flink und flott parkierten wir dazwischen, Sicht in Richtung Meer. Noch kurz mit der Markise das Revier abstecken und schon ging es in Richtung Strand. Dieser war einfach traumhaft! Kurzum fanden wir uns im Meer wieder, plantschten etwas in den Wellen und genossen den Golf von Porto in vollen Zügen.
Nach erledigter Hochleistungsschwimmerei hüpften wir kurz unter die Stranddusche, wuschen Salz und Sand ab um uns danach an der Strandbar einen Pichet Rosé zu genehmigen. Es war ein Rosé, der zu Hause sicherlich nicht munden würde, aber am Strand in der Sonne mit diesem Ausblick genossen wir auch diesen sauren Traubensaft.
Die Stühle bequem, die Aussicht gigantisch, so blieben wir etwas sitzen und schon war es Zeit, uns 20m weiter zu bewegen: dort wartete die nächste Terrasse vom nächsten Restaurant am Strand. Dort hatten wir vor den Znacht zu geniessen. Es gab feine Pizza, dazu, man ahnt es, einen Pichet Rosé. Gleicher Preis, gleiche Farbe, gleicher Geschmack wie nebenan: wir hatten den leisen Verdacht, dass der aus dem gleichen Tetrapack gezapft wurde wie 20m nebenan. Aber zum Glück war ja auch die Aussicht gleich gut.
Während die Sonne langsam hinter dem Ausläuferhang der Bucht entschwand, färbten sich die Felsen gegen Porto immer röter, darüber kam der Mond langsam zum Vorschein.
Wir schlenderten später am Abend gemütlich zum Camper zurück, legten uns auf unseren Schäfli-Futon und schwupp waren wir vom einen Traumland ins nächste gerutscht.

Ab durch die Wüste

U-Cochu am Cap Corse

Am Morgen öffneten wir die Frontvorhänge sofort, denn wir wollten sehen, ob die Aussicht bei Tag ebenfalls so toll ist, wie im Mondschein. Ja, sie ist es! Dieser Stellplatz ist wirklich einer der schönsten, den wir je angefahren haben. Das klare Wasser glitzerte leicht im Sonnenschein und veranlasste uns, noch kurz die Füsse hinein zu halten. Wir beschlossen vor der Abfahrt noch einen Kaffee mit dieser Aussicht zu geniessen, putzten noch kurz den Camper raus und dann ging es auch schon wieder weiter.
Die am Vorabend doch ziemlich anstrengende Strasse entpuppte sich als Höhenstrasse mit tollem Meeresblick, eingebunden in die schöne Berglandschaft.
Im nächsten Dorf machten wir kurz einen Halt bei einem kleinen Lebensmittelgeschäft und kauften Brot, denn der Hunger meldete sich auch langsam wieder. Als Platz suchten wir eine Strassenausweichstelle aus, bei welcher die Aussicht besonders schön war. Es sind solche schönen Standorte, die uns jedesmal wieder zeigen, wie privilegiert wir mit unserm Camper sind und wie unfassbar schön die Welt sich präsentieren kann.
Nach dem Frühstück lag eine längere Etappe vor uns. Ziel war von Saint Florent über die Bergstrasse nach L’Ile Rousse zu fahren. Die Bergstrasse führte uns in eine Art Wüstenmondlandschaft: Steine, Gebüschpflanzen und Hitze, dazu eine enge Strasse, dafür eigentlich kaum Gegenverkehr. Das Meer verschwand schon bald hinter den Gipfeln und es wurde uns bestätigt, was im Reiseführer stand: das Gebiet ist eine Art Wüste (Name: Desert des Agriates), welche vor allem mit 4×4 Jeeps erkundet werden kann. Hinter den Bergen gäbe es traumhafte Strände und wir sahen, dass es am Wegesrand immer mal wieder ein Angebot von Taxis gab, welche einem in so eine Bucht bringen würden. Die Taxis waren ausnahmslos berggängige Landrover in der Expeditionsausführung. Da die Strassen mittlerweile sehr schlecht waren und wir kaum mehr als 30 km/h fahren konnten, beschlossen wir durchzuhalten und auf eine Taxifahrt zu verzichten um doch noch irgendwann anzukommen. Die Aussicht war einmal mehr beeindruckend und der landschaftliche Kontrast zum Norden war wirklich gross. Noch mehrere Male sollten wir uns über die Vielseitigkeit dieser an sich doch kleinen Insel freuen können.
Irgendwann hatten wir es geschafft und waren wieder auf Meereshöhe und näherten uns L’Ile de Rousse. Nach der schweisstreibenden Fahrt wollten wir uns einen schönen Campingplatz mit Dusche sichern. Wir wurden fündig im sehr schönen Camping Les Oliviers. Unter Olivenbäumen, Pinien und anderen Bäumen richteten wir uns gemütlich ein und steuerten ziemlich schnurstracks auf die Sanitäranlagen zu.
Anschliessend gönnten wir uns als Abendessen die letzte Zucchetti aus Eglischer Biozucht in Dietlikon, in Kombination mit Polenta.
Der Abendspaziergang führte uns in Richtung Strand, danach wollten wir Energie für die nächsten Etappen tanken und kuschelten uns ins Land der Träume.

Wildnis, Langusten, Tornado und Cap Corse

Centuri-Port

Gleich nach Ankunft ging es weiter in Richtung Norden. Schon auf den ersten Metern durften wir einen Schuss Korsika erfahren: enge Strassen, schnelle FahrerInnen und noch engere Strassen mit noch schnelleren FahrerInnen.
Wir fuhren also die malerische Strecke gen Norden. Die Aussicht auf der Strasse ist bombastisch, die „Piratennester“ lassen einem über die Geschichte der Insel nachdenken und das farbige Wasser in seinen verschiedenen Blau- und Türkistönen lädt zum Träumen ein.
Nach einiger Zeit verliessen wir die Küstenstrasse im Nordosten und bogen nach Links ab. Ziel war das Dorf Centuri im Nordwesten von Korsika. Wir passierten elegant das Schild „Fahrzeuge ab 6m verboten“, da wir ja schliesslich mit 5m99cm weit darunter liegen. Durch enge Strassen, noch engere Kurven bahnten wir unseren Weg mitten durch den Jungle. Vielfach war unter uns bröckliger Asphalt, links, rechts und oben undurchsichtiges Gestrüpp, es war wirklich ein Erlebnis! Natürlich kamen uns ganz vereinzelt noch Autos entgegen. Das war dann jeweils eine echte Herausforderung, einen Platz zum Kreuzen zu finden. Auf der Passhöhe war die Aussicht dann gigantisch. Die Abfahrt war extrem viel kürzer, dafür umso steiler. Als Fahrer und Beifahrer sollte man wirklich schwindelfrei sein, denn auf dieser Seite des Passes geht’s neben der Strasse fast senkrecht nach unten. Wir waren schon froh, hatten wir wenigstens noch auf jeder Seite des Fahrzeuges ca. 30cm bis zum Wegesrand.
Ziel unserer ersten Etappe auf Korsika war Centuri Port, ein kleines, schickes Fischerdorf mit einem Touch Piratenoptik. Anschliessend sollte es zu einem Stellplatz am Cap Corse gehen.
Nach dem steilen Abstieg durch das Nirgendwo kamen wir um ein paar S-Kurven plötzlich und ganz unverhofft nach Centuri Port. Das kleine, feine Dörfchen liegt ganz versteckt in einer schönen Bucht. Die Häuserfassaden sind schön „rausgeputzt“ und das Panorama auf das Meer ist sehr, sehr schön. Dank der Rückfahrtkamera war es auch unproblematisch mitten im Dörflein zu wenden, da das Weiterfahren per Tafel mehrfach verboten wurde. Gleich am Dorfrand stellten wir den Camper ab und machten uns zu Fuss daran, ein passendes Restaurant zu finden. Im Reiseführer wurde insbesondere vom La Langoustine geschwärmt, da dort der Inhaber noch selbst Langustinen fängt und gleich serviert. Nach dem Studium der Speisekarte kamen wir zum Schluss, dass wir nicht ganz sicher sind ob die Preise, welche knapp über dem Dolder Grand liegen, gerechtfertigt wären. Die Terrasse wäre zwar herzig gewesen, doch gleich alles Feriengeld in eine Languste zu investieren fanden wir zu abenteuerlich.
Kurz guckten wir noch auf die Speisekarten der anderen Restaurants und entschieden uns dann für eines, welches etwas höher gelegen war und eine wunderbare Terrasse mit einer Bomben Rundsicht besitzt. Kleine Randnotiz: der Patron fischt in diesem Restaurant noch selbst und die Spezialität sind…, wir erraten es, Langusten.
Kaum hatten wir uns gesetzt, die Speisekarte war noch nicht mal richtig gelesen worden, zogen schwarze Wolken auf. Da wir die Dachklappen des Campers noch offen gelassen hatten, mussten diese geschlossen werden. Mit einem Sprint der Langstreckenläuferin wurde das erledigt. Währenddessen wurde die Stellung gehalten, obwohl bereits Regen und Wind ziemlich heftig an der Stimmung kratzten. Nach dem dritten Tisch verschieben, war es dann soweit und die Flinte musste ins Korn geworfen werden. Ein Platz im Innern des Wintergartens war nun angesagt. Plötzlich hiess es „Tornade, Tornade“ und so lernten wir plötzlich noch den Patron, wohl seine zwei Söhne, ebensoviele Töchter, seine Frau und 2 weitere Bedienstete kennen. Sie alle räumten in Rekordtempo die Terrasse. Danach verzog sich die Famiglia wieder, um den wichtigen Sachen nachzugehen, wie z.B. vor der Hotelreception TV zu schauen.
Inspiriert von der Umgebung wollten 50% der Reisegemeinschaft das Menu mit Languste probieren. 49 Euro für einen 3-Gänger mit Languste, war ja im Vergleich zu 99 Euro im unteren Restaurant ein Schnäppchen. Alternativ hätte es noch Languste pur (ohne Beilage, etc.) gegeben, 100g für 15 Euro, Mindestgewicht 400g/Person.
Bei der Bestellung meinte der Kellner, dass die Languste ausverkauft sei. Alternativ bot er die Languste an. Hmm? Es war eben nur die Menu-Languste ausverkauft, nicht aber die per 100g-Languste, er hätte da noch ein Fliegengewicht von ca. 1000g. Er selbst würde ja schon 6-800g alleine essen, das würde also schon passen. 150 Euro für eine Megaportion Languste so als Probiererli war dann doch etwas über Budget, sodass als nächster Versuch die Moules et Frites bestellt wurden. Leider, man ahnt es, waren auch diese ausverkauft. Aber nur als Moules et Frites. Mann hätte sie mit der Meeresfrüchteplatte noch haben können, zusammen mit der Languste, also nicht der ausverkauften, auch nicht der 1000g, sondern der für die Meeresfrüchteplatte. Hmm? Noch nicht ausverkauft war (neben allen Sachen über 100 Euro) der Tagesfang (Loup de mer) und die Lasagne à la Maison.
Nach dem Essen machten wir uns auf, den Stellplatz am Cap Corse zu entern. In der Dunkelheit schlichen wir die engen, holprigen Strassen in Richtung Norden und hofften einfach, dass das Navi dieses Mal Recht haben sollte. Wir passierten gefühlte 100 Mal das Ende der Welt, nur um festzustellen, es geht doch noch weiter. Plötzlich ein paar Müllcontainer und wir wussten: es gibt auch da noch menschliches Leben! Klappe auf und: Blick auf das Meer, brechende Wellen, welche wohlklingend rauschen, Mondschein, ein Leuchtturm auf der gegenüberliegenden Insel,…

Ja, es war ein paar Sekunden still, denn diese traumhafte Gegend mussten wir kurz wirken lassen.
Zur Musik der See liessen wir uns ins Land der Träume fallen.

Auf nach Korsika!

Korsika Fähre ab Livorno

Früh am Morgen und doch gut ausgeschlafen verliessen wir den Stellplatz in Richtung Strand. Wir wollten es uns nicht nehmen lassen, die morgendliche Ruhe fahrend zu geniessen. Leider hatten wir die Rechnung ohne die Italienerinnen auf der Strasse gemacht. Nach einer pädagogischen Lektion (man unterschätze nie die Beschleunigungskraft eines Fiat Ducato Turbodiesels) beruhigte sich die gute Frau im Auto hinter uns und wir konnten doch noch gemütlich und mit vorgegebener Geschwindigkeit die Aussicht geniessen. Vom neuen Navi wollten wir uns zu einem Serviceplatz zur Entleerung der Toilette führen lassen. Es kam uns schon etwas seltsam vor, dass wir die feste Strasse verliessen um dann irgendwann aus dem Wald ans Licht zu kommen. Da standen wir also im Nirgendwo, in Sichtweite der Servicestelle. Nur: diese war an einer umzäunten Autobahnraststätte, gerade mal 100m von uns entfernt. So hiess es wie beim Leiterlispiel: zurück auf Anfang und wir fuhren die wohl zur Römerzeit erschaffene Landstrasse zurück, um dann auf die Autobahn zu fahren, wo wir kurz danach die Servicestelle anfahren konnten. Nach getaner Arbeit gönnten wir uns einen kurzen Kaffee und weiter ging es mit dem Ziel: Livorno.
Diesmal führte uns das Navi zielgenau nach Livorno, was wir ehrlich gesagt als keine grosse Leistung würdigen konnten, denn es wäre selbst für Schweizer Verhältnisse sehr gut beschildert gewesen. Ganz im Gegensatz zur Abfahrtsstelle der Fähre, aber dazu später.
In Livorno mussten wir noch die Trinkwasservorräte auffüllen und begaben uns deshalb zum Intercoop. Etwas frisches italienisches Gemüse wollten wir ebenfalls noch mitnehmen, als plötzlich, völlig unerwartet und schon fast magisch eine Fleischtheke mit gefühlten 100 verschiedenen (Parma-)Schinken, Salamis, und anderen schinkenähnlichen Spezialitäten auftauchte und den Fahrer stoppte. Da sich die vegetarische Beifahrerin wohl kaum dazu überreden liess, ihr fast fliessendes Italienisch für sündige Machenschaften einzusetzen, musste in italienisch-englisch-französisch geordert werden. Das klappte ausgezeichnet, ausserdem wussten wir danach, dass der Metzger erst am Abend vorher aus seinen Ferien zurückgekehrt war.
Mit Gemüse, Wasser und Fleisch im Gepäck ging es nun in Richtung Hafen. Hoppla, da fehlt doch noch etwas in der Aufzählung. Ah ja, genau: irgendwie sprangen da noch zwei Espresso-Tassen vom Kaffe in unsere Taschen. Noch heute können wir uns darauf keinen Reim machen, aber sie fühlen sich im Camper sehr wohl.
Der Hafen Livorno ist zwar nicht übermässig gross, doch ohne Beschilderung ist es dann doch eher schwierig, die richtige Abfahrtsstelle zu finden. Nachdem wir etwas umhergeirrt waren, fragten wir das Orakel „google“, welches uns dann zielgenau zur Abfahrtsstelle lotste. Mittlerweile waren auch wieder alle ID’s an Bord (welche übrigens kein einziges Mal gebraucht werden sollten), das hatte zwischenzeitlich zu femininen Verunsicherungen geführt, denn Korsika ohne Fahrer selbst zu erobern, schien der Chefin dann doch etwas riskant.
Wir begaben uns also in Richtung Wartezone und wurden freundlich, aber bestimmt von einem italienischen Militärherrn angehalten, welcher nett fragte, ob wir denn auch im Besitz von Tickets wären. Elegant wurden diese präsentiert, worauf er nett erwiderte, „Schtreit on, Mister Thomas“. Das beherzigten wir und kurz darauf standen wir in der Kolonne zur Einschiffung.
Den Hafen von Livorno als Schmuck zu bezeichnen, wäre dann doch um etwa 180° verdreht. Umso erfreuter nahmen wir den panischen Mann in Uniform zur Kenntnis, der alle Leute, welche am Zaun fotografierten, wegschickte, als würde das Seemonster persönlich vorbei schauen. Statt einem Seemonster war’s dann einfach unsere Fähre.
Klappe auf, Autos raus (ok, das ging nicht ganz so flott, sondern dauerte knapp eine Stunde) und los ging es. Nachdem wir oftmals mit dem Camper hinten anstehen müssen, wurden wir diesmal nach vorne gebeten und standen deshalb in der Fähre quasi in der zweiten Reihe.
Wir zwei jungen, dynamischen Reiseleute nahmen natürlich die Treppe und schleppten uns 6 Stockwerke hoch bis zur Reception, anschliessend nochmals 3 um dann wieder 1 runterzugehen, wo wir unseren Platz fanden. Schön im Assistyle breiteten wir uns auf der Bank aus und genossen die Aussicht.
Plötzlich Musik von Rossini und die Premiere für unseren Camper (1te Meeresüberquerung in einer Fähre) startete. Um Livorno hatte es noch mächtig Schiffsverkehr, je weiter wir ins offene Meer hinausfuhren, desto einsamer wurde es. Nach knapp 1.5h war es dann soweit: weder hinten noch vorne, weder links noch rechts Land in Sicht. Nur blauer Himmel und das Dunkelblaue Meer – traumhaft!
Da auf Anweisung die Vorräte im Camper gelassen wurden, hielten wir Ausschau nach einem Zwipf. Um den Platz nicht aufgeben zu müssen, konnte nur jeweils 1 Person auf die Pirsch gehen. Ja, es war eine Pirsch, denn man musste schauen, dass man nicht über irgendwelche Schnarchlis auf der Treppe oder im Gang stolperte. Der erste Versuch scheiterte, da das naheliegende Boardrestaurant nicht gerade den Innovationspreis gewonnen hat und wohl auch beim Lebensmittelinspektorat keine Bestnoten erhalten hätte. Der zweite Versuch verlief erfolgreicher: Essen und Kaffee wurde gefunden, sowie ein neuer Wäschesack mit einem netten kleinen Corsica-Schweinchen drin. Nach einem kurzen „Dich kann man nicht alleine einkaufen lassen“ wurde das neue Familienmitglied wohlwollend aufgenommen.
Kurzzeitig musste der schöne Platz aufgegeben werden, da wir mitten durch eine Gewitterwolke fuhren. Auch das war ein wirklich toller Ausblick: die Blitze zitterten am Horizont und Regen prasselte gegen die Scheibe.
Irgendwann war es dann soweit und Korsika tauchte aus den Nebelschwaden am Horizont auf. Ein magischer Anblick! Die Berge kamen immer näher und schon bald kam ein Schlauchboot in hohem Tempo zielgerichtet auf uns zu. Polizei, Zoll oder sogar Piraten. Nein, ganz langweilig: es waren die Lotsen, welche uns in den Hafen begleiteten.
Da wir sehr weit vorne parkiert hatten, mussten wir natürlich auch sofort nach unten rasen, den Motor starten und nach ein paar wenigen Minuten waren wir nun endlich da: Hallo Korsika!

Schiefer Turm, Jachtclub und Sonnenuntergang

Schiefer Turm in Pisa auf dem Weg nach Korsika 2018

Irgendwie rief nun das Meer schon langsam ziemlich laut nach uns. So setzte sich die vegetarische Ader durch und wir passierten Parma nach einem Kaffe und Gipfeli, aber ohne Einkauf (keine Angst, es fand dann schon noch Schinken in den Camper;-) und beschlossen schnurstracks ans Mittelmeer zu reisen.

Aber wie Club-Med-All-Inclusive-Touris wollten wir dann doch nicht dastehen und so lag glücklicherweise doch noch etwas Kultur auf dem Weg: der schiefe Turm von Pisa. WOW! Ja, der ist wirklich schief und steht inmitten von tollen, schönen, anmutigen Bauwerken. Schon faszinierend, was da vor langer Zeit ohne Hilfsmittel von heute gebaut und erstellt wurde!

Dank unseren Solarzellen inklusive Wechselrichter, dem grossen Wassertank und der Boardtoilette fahren wir je länger je mehr Stellplätze und fast keine Campingplätze mehr an. So auch am heutigen Tag: ein toller Stellplatz, 5 Gehminuten vom Meer entfernt war unser Nachtquartier.

Kurz nach Ankunft machten wir uns auf und enterten den Jachthafen. Im Jachtclub-Restaurant gabs einen netten Apéro, Ausblick auf Jachten inklusive. Offenbar war gerade Ankunftszeit, sodass diverse Jachten (gross, klein, riesig, mit Segel, ohne Segel, …) den Weg kreuzten, einparkierten oder aufs Meer hinaus fuhren.

Irgendwann später begaben wir uns zurück in den Camper und kochten die Pizzocheri aus dem Bergell, zusammen mit Zucchetti aus Dietlikoner-Bio-Produktion.

Etwas später am Abend spazierten wir nochmals Richtung Meer um den Sonnenuntergang zu geniessen. Ein Gelati kam auf dem Weg noch dazwischen und so nahmen wir das auch noch auf den Felsen mit. Sonnenuntergang am Meer, was soll man dazu noch schreiben…

Anschliessend gingen wir zurück zum Stellplatz, um noch eine kurze Dusche zu nehmen. Noch heute rätseln wir darüber, wie das Gletschwasser direkt ans Mittelmeer gelangen konnte…

Immerhin waren wir abgekühlt und gingen zufrieden in die Luxuskoje unseres Campers.

Frühstück im Bergdorf – Nachtessen auf dem Bauernhof

Stellplatz in der Nähe von Parma

Die zweite Etappe führte uns am Morgen zuerst nach Soglio, einem schmucken Bergdorf im Bergell. Frisches Brot und feinen regionalen Käse beschafften wir auf dem Weg nach Soglio. Auf einem Parkplatz neben dem Bergdorf hiess es einmal mehr: Klappe auf und Kaffe auf den Herd.

Um wenigstens mental etwas gegen die aufgenommenen Kalorien zu unternehmen, schleppten wir uns in Richtung Soglio-Down-Town. Die schönen Häuserfassaden, die herzige Kirche, dazu eine atemberaubende Aussicht – Soglio ist wirklich traumhaft. Aber Achtung: vis-à-vis der Kirche wacht die schwarze Katze und will von Eindringlingen kurz gekuschelt werden. Sonst gibt es einen ganz bösen Blick (ob es wohl eine Katzendame ist?).

Nach einem Rundkurs ging’s noch kurz in die Shopping-Mall für natürliche Soglio Produkte, bevor wir uns dann definitiv ins Ausland wagten.

Entlang des Comersees dachten wir natürlich kurz an George Clooney und wie es ihm nach dem Vespa-Unfall wohl ergangen sei. Ok, das Panorama war dann doch etwas wichtiger – zumindest für den Fahrer. Ausserdem war dieser zusätzlich motiviert, da die Richtung mit Parma doch einiges versprach. Mit dem Schinken vor Augen flog der Camper durch die Po-Ebene (laaaangweilig), vorbei an Abbruchbuden, Schrotthalden und vor sich hinrostenden Autos.

Vor Parma hatten wir uns einen gut bewerteten Stellplatz ausgesucht und fuhren diesen zielstrebig an. Das neue «Multimediacenter» im Wohnmobil hat nebst der Rückfahrkamera natürlich auch ein Navy (Danke an Corsin und der Industriegarage für den Einbau) an Board. Dieses führte uns zwischen Tomatenfeldern zum schönen Bauernanwesen, wo wir auf das Schild «bin im Garten» trafen. So machten wir uns auf, den Inhaber/die Inhaberin zu finden, um uns anzumelden. Neben den zeltenden Holländerinnen wurden wir dann fündig; müssig zu erläutern, dass es sich um einen Signore handelte.

Zuerst erklärte er uns, wo wir überall nicht stehen dürfen, sodass wir uns schon mit dem Gedanken anfreunden mussten, wieder abzuziehen. Doch dann durften wir doch noch unter schönen Bäumen unseren Camper parkieren und campen. Wir fragten noch, wann man in der schönen Bar in den Apéro gehen könne, worauf er meinte, dass wir nur auf ihn schauen müssten, er sei Barkeeper, Platzwart, Koch, Servierpersonal in einem. Trotzdem entschieden wir uns, für das Nachtessen zu reservieren, die Bewertungen waren doch sehr eindeutig gut.

Wir sollten nicht enttäuscht werden. Und ja, Signore war dann doch eher für die Duschen und Toiletten zuständig denn für den Rest. Absolut nettes Personal, gepaart mit einer super Küche, uns hat es super gefallen. Auch das Gewitter konnte uns nichts anhaben, wir sassen schön unter dem Sonnensegel und genossen das Essen, die Atmosphäre und dann den Sonnenschein, bzw. Sternenhimmel nach dem Gewitter. Im Bett liegend freuten wir uns, dass das Gewitter die Temperatur von gefühlten 50° auf angenehme 25° verringert hatte. Guet Nacht;-)

Auf los geht’s los! Ab ans Mittelmeer mit Halt in Maloja

Camping Maloja - Start Sommerferien 2018

Korsika, das Land der Piraten… Seit wir stolze Besitzer des Chausson Twist sind, haben wir uns Korsika als Reiseziel vorgenommen. Freitag der 13te ist wohl das ideale Datum, um eine Reise ins Land der Piraten zu starten!

Nach dem standesgemässen Abschluss des Schuljahres und den letzten Instruktionen der MitarbeiterInnen hiess es: Motor an, es geht nun los.

Erste Etappe: Pizzaessen auf dem Malojapass (wie wir es nicht anders kennen: Note 6). Viele CamperInnen wissen es: die besten Pizzas gibt es auf dem Campingplatz in Maloja.

2xPizza Aela (mit Trüffelöl, Mmmm) in Kombination mit einem guten Tropfen Rotwein, dazu die unvergleichbare Aussicht auf den Silsersee… So stellt man sich den Start in die Ferien vor.

Mit vollem Bauch reichte es dann noch knapp über die Bergkuppe zum Stellplatz im Bergell. Für alle Banausen: Bergell = super Panorama aus dem Camper heraus. Mit der tollen Alpenluft schläft es sich wunderbar…

Wenn auf einen gewettet wird

Da wir nicht allzu früh aufgebrochen waren, hielten wir auf der Stellplatz-App nach geeigneten Übernachtungsmöglichkeiten Ausschau. Wir entschieden uns für ein nettes Plätzchen in einem Yachthafen. Das Navigationssystem schickte uns zielstrebig von der Hauptstrasse weg, mitten durch das Dörfli.

Immer wieder fiel uns auf, dass Autos, die vor uns gefahren sind, wieder entgegen kamen und die Co-Pilotin meinte, ob es sein könnte, dass die Strasse immer enger werde. Das mit der Strasse war ja korrekt, aber wegen den letzten paar Metern alles rückwärts zurück, schien uns auch keine Lösung zu sein. So fuhren wir weiter in Richtung Hafen und die Strasse verengte sich je länger je mehr. Doch es wurde nicht nur enger, nein, plötzlich machte die Strasse noch einen rechten Winkel. Wir sägten und sägten, bis wir schliesslich mit eingeklappten Spiegeln und auf jeder Seite 3cm «spatzig» um die Ecke kamen. Doch kaum waren wir durch dieses Hindernis durch, sprang uns ein winkender Mann fast vor den Camper. Wir stoppten und betätigten den Fensteröffner, genau so wie der Mann es gefordert hat. Dieser war überglücklich und gratulierte uns, dass wir ohne Schaden um die Ecke gekommen sind. In diesem Moment sahen wir, dass es ein kleines Restaurant war und alle Augen auf uns gerichtet waren. Er hätte als einziger auf uns gewettet, dass wir ohne Schaden durch das Hindernis kämen, sonst hätten alle auf Schaden gewettet! Es freute uns natürlich sehr, dass wir diesen Mann glücklich machen durften.

Kurz darauf waren wir im Yachthafen und richteten uns gemütlich ein. Vermutlich gab es noch ein Glas Vino Verde, bevor wir ins Land der Träume abglitten. Selbstverständlich wären wir am nächsten Tag wieder den gleichen Weg hoch gefahren, das war aber mit dem Strassenschild «Einfahrt verboten» untersagt.

Parkplatz Hotel Ibis, Porto

Vom Hitzeplatz fuhren wir in Richtung Porto und freuten uns, dass in Küstennähe sicherlich ein nettes Lüftchen für angenehmes Klima sorgen würde.

Auf der Reise nach Porto hörten wir immer mal wieder die Hubschrauber über uns donnern. Leider gab es einen Waldbrand, dies sahen wir einige Hügelzüge später. Die Hitze und Trockenheit waren im Juli 16 sehr ausgeprägt. Es soll in der Woche nach unserem Aufenthalt bis 40° heiss geworden sein.

Als wir in Porto einfuhren, zog es uns sogleich ans Wasser. Wir fanden einen Parkplatz gleich an der Flussmündung – im Nebel! Das war echt ein mystisches Schauspiel, welchem wir gerne eine Zeit lang zuschauten. Als sich der Nebel etwas gelichtet hatte, setzten wir uns in ein nettes Restaurant und gönnten uns ein Glacé.

Wir logierten in der Woche Porto nicht wie üblich im Camper, sondern im Hotelzimmer, da wir ja zur Studenten-WM angereist waren. So musste unser Camper knapp eine Woche ohne uns auf dem Hotelparkplatz übernachten und wurde lediglich für Fahrten in die Stadt quasi zweckentfremdet und als Auto eingesetzt.

Nach einer grossen Schlusszeremonie der StudentInnen-WM mit endlosen Reden hiess es Abschied nehmen. Statt wie üblich ins Alibi (nettes kleines Kaffee) zu gehen und einen frisch gepressten Orangensaft zu geniessen, hiess es nun Abschied nehmen. Wir deckten uns noch mit Proviant und vor allem mit Orangen ein, bevor wir uns in Richtung Norden verabschiedeten. Porto zu verlassen fiel uns nicht leicht, doch wir freuten uns natürlich auch, dass es nun Richtung Bordeaux gehen sollte.

Um 18.40 Uhr und mit 48’213km auf dem Tacho waren wir «on the road again»!

4 Tage – 4 Länder – 3

Am ersten Tag in der Schweiz geschlafen, am zweiten in Südfrankreich, dann hoch über dem Meer in Spanien und am vierten Tag war dann Portugal an der Reihe.

So fuhren wir vom Camping direkt auf die Autobahn und folgten dem Wegweiser «Marokko» für einige Kilometer. Da Tankstellen evtl. Mangelware sein könnten, beschlossen wir bei der ersten Raststätte den Tank zu füllen. Zwischen verrosteten Renault Clios, einem schrottreifen Car und diversen laut lamentierenden afrikanischen Ladies füllten wir unseren Camper auf. Das sollte auch nötig sein.

Dann hiess es wieder Tempomat auf der Autobahn. Die absolut neuwertige Autobahn führte uns ins Niemandsland. In dieser Mischung aus Steinwüste und karger Taiga kam uns der neue Belag der Autobahn (Dank an die EU;-)) wie ein Farbfleck vor. Wir beschlossen unsere Standard-Autobahn-Tempomatgeschwindigkeit zu erhöhen, da es echt laaaaangweilig war. Schattenseite war, dass unser sonst sparsamer Camper kurzzeitig zum Schluckspecht mutierte. Glücklicherweise hatten wir noch vollgetankt, d.h. auch mit einem durstigen Camper würden 700km gut drin liegen.

Plötzlich wies uns das Navi zur Autobahnausfahrt. Wir fuhren anschliessend über eine eher schmale Piste Hügel um Hügel hinauf, bis wir schliesslich das Schild PORTUGAL erblickten und damit klar wurde: wir sind in Portugal!

Für die Nacht avisierten wir den Cepo Verde, einen wirklich schmucken Campingplatz. Wir entschieden uns für einen schattigen Platz und fuhren so rückwärts quasi in den Busch. Der Schatten war auch nötig, denn die Hitze war richtig krass! Da half schlussendlich nur gekühlter Weisswein für 90 Eurocent das Glas. Ja, wir haben gut geschlafen.