Aufstehen, duschen, Toilette leeren, alles einpacken et adieu: noch knapp vor 12 Uhr fuhren wir durch die Schranke und mussten uns von einem unserer Lieblingsplätze verabschieden. Ohne Kaffee war dann die Denkleistung doch eher bescheiden, sodass wir notfallmässig in Richtung Arzon kurvten, um dort im schönen Hafen einen Kaffee zu trinken. Die Cafés au Lait waren wirklich gut und wir befanden: ja, in Frankreich kann man den Kaffee wirklich trinken. Danach ging’s dem Hafen entlang, von Lädeli zu Lädeli. Es gab neue Schuhe, ein Mitbringsel (für wen wird an dieser Stelle noch nicht verraten…) und neue Apéro-picker in Form von Fischskeletten. Damit war klar: heute gibt es irgendwann noch einen Apéro. Heutiges Etappenziel war ein Stellplatz gleich am Meer, ca. 2-3km weit weg von Arzon. Das tönt nach sehr nahe, täuscht jedoch, da das Meer dazwischen liegt. Wir umfuhren dieses also weiträumig, kauften zwischendurch noch ein, ersetzten das vordere, linke Birrli (seit 2 Tagen ausgefallen), schauten, dass der Kaffeespiegel gehalten wird und fuhren den Platz schnurstracks an. Leider complèt… Wir fuhren deshalb um die nächste Kurve und erblickten einen Campingplatz. Da die Landschaft hier wirklich toll ist, mussten wir einfach einen Nacht hier bleiben. Camper parkiert und ab an den Strand, die Luft, den Sand, die Wellen, die Sonne geniessen…
Apéro mit den neuen Fisch-Stickern, Bon App!
Nun war es endlich Zeit für den Apéro. Eigentlich untypisch für uns, dass wir erst nach so vielen Campertagen den ersten richtigen Apéro genossen. Wir taten dies dafür umso ausführlicher, nicht von der Auswahl her, sondern zeitlich. Wir gingen vom Apéro dann sozusagen gleich ins Nachtessen über, Fiesta Mexicana war angesagt. Nach dieser Essorgie machten wir noch einen schönen Abendspaziergang bis zum Spitz der Bucht und guckten gegen Arzon. Danach genossen wir den Abend noch im Camper mit lesen. Bonne Nuit.
Schön ausgeschlafen nahmen wir den Tag in Angriff. Wir wollten es heute etwas gemächlicher angehen: lesen, hängen, Velo fahren und natürlich die Sanitären Anlagen auskosten. Doch plötzlich gab’s einen Notfall: die Milch für den Zvieri-Kaffee war aus, sodass wir schnurstracks die Velos packten und in Richtung Super U von Arzon radelten. Wir benutzten den schönen Veloweg, welcher durch Natur und herzige kleine Häuschen führte. Noch kurz über den Kreisel, ab auf den Parkplatz und gleich vor dem Eingang unsere zwei schönen Klappvelos aneinander ketten. Der Einkauf war ziemlich schnell erledigt: 5dl Milch und 500g Kaffe waren auf dem Poschtizätteli.
Sofort ging es retour, wir freuten uns riesig auf einen tollen Kaffee, mit Milch.
Wieder im Camper angekommen nahmen wir sofort die Bialetti zur Hand, füllten Wasser, Kaffee, drückten diesen Fest und ab auf die Flamme. Da, aus dem Nichts: zwei Früchtetörtli haben irgendwie den Weg in den Camper gefunden und wir fanden das zur Zvieripause sehr passend.
Als wir so in unseren Sitzen Kaffee tranken, stellten wir fest, dass schräg vis-à-vis ein Päärli mit Kind neu angekommen ist. Sie packten das Zelt aus dem Auto und begannen den Boden auszurollen. Wir waren etwas ins Gespräch vertieft, sodass wir erst ein paar Minuten später wieder zu unseren neuen Nachbarn hinüber guckten. Das Zelt war weg. Hää? Die hatten doch vorhin den Zeltboden verlegt? Sofort war uns klar, dass wir dem Geschehen etwas mehr Beachtung schenken müssen. Neuer Versuch und der Zeltboden wurde ausgerollt und nun schien den Zweien auch klar, dass man die Zeltstangen des Iglus durch die dafür vorgesehenen Laschen ziehen sollte. Die Aufrichte war also geschafft, nun ging’s ans Verankern. Der Hammer, fast so gross, wie das Kind, wurde einigermassen fachmännisch, jedoch in Zeitlupe auf die Heringe geschlagen. Oh Wunder, diese verschwanden nicht im Boden. Irgendwann wurde auch dieses Rätsel gelöst und so wurde der untere Bereich des Zeltes nun doch festgemacht. Der eine oder andere Hering wurde zwar im falschen Winkel eingeschlagen (statt im 45° Winkel gegen das Zelt im 20° Winkel vom Zelt weg), aber es nahm doch Formen an. Die zwei Erwachsenen liefen nun immer mal wieder ums Zelt und rätselten wohl, was denn da für Schnüre nach unten hingen. Irgendwie sagte es ihnen nichts, sodass sie begannen, das Zelt einzupuffen. Das sah dann ziemlich spannend aus, fast wie im Trickfilm, wenn das Zelt lebt und sich hin- und herbewegt. Die beiden bemerkten die Instabilität auch und dachten sich wohl: da muss doch noch was möglich sein. Gesagt, getan, sie fanden nun auch noch heraus, für was die übrigen Seile sind. Schön gespannt war das Zelt nun doch sehr gut fixiert, was auch nötig sein sollte.
Lesen und Hängen vor dem Camper
Nach dieser Darbietung lasen wir nochmals etwas, bevor wir zum zweiten Mal am gleichen Tag die Klappräder schnappten, dem Strand entlang fuhren, um dann schliesslich im „Grain de Poivre et Fleur de Sel“ eintrafen, um dort Znacht zu essen. Das herzige Restaurant ist von aussen zwar sehr unscheinbar, dafür umso hübscher im Inneren. Der Gastgeber ist super freundlich und hat uns mit unverständlichem Englisch durch den Abend geführt. Das Essen war sehr gut, der Wein ebenfalls. Wir wissen zwar noch heute nicht, was es für ein Wein war, denn dieser war unleserlich von Hand auf die Karte geschrieben. Es war ein schöner Abend, aber irgendwann wollten wir wieder zurück zum Camper. Wir hatten gesehen, dass es nun doch immer mal wieder einen Regenguss gab und so nutzten wir den Regenunterbruch, um aufzubrechen. Wir radelten schnurstracks in Richtung Camping und freuten uns, dass die Sonne nochmals kurz auf uns schien, wir wiegten uns in Sicherheit, dass wir das nun vor den nächsten schwarzen Wolken schaffen würden. 200m vor dem Camping machte es dann Platsch und es kam ein richtiger, wasserfallartiger Platzregen, natürlich noch mit schönem Gegenwind, sonst wären wir ja nicht so richtig nass geworden.
Menukarte im Restaurant Grain de Poivre et Fleur de Sel
Im Wetterbericht hatten wir von 70km/h Wind gehört. Wir dachten deshalb, dass wir wohl besser alles im Camper verstauen, was eine sehr, sehr gute Entscheidung war. Friedliebend gingen wir ins Bett, lasen noch in unseren Büchern und irgendwann, im Halbschlaf ging das Licht aus und wir dösten weg. Doch Petrus hatte da ganz anderes im Sinn: plötzlich zog ein echter Sturm auf, der Camper schunkelte und schaukelte, die Regentropfen prasselten auf das Blech. Zeitgleich meldeten sich unsere Mägen mit komischen Vorgängen, sodass wir darüber rätselten, ob wir nun Seekrank sind oder es daran liegt, dass der Camper leicht Abschüssig zum Kopf steht. Irgendwann kam dann doch die These auf, dass es wohl eher an der Mischung „Überessen – Alkohol – Frittierfett“ lag und die anderen zwei Faktoren wohl das einfach noch begünstigten. So disponierten wir um und lagen nun quasi verkehrt herum richtig im Bett. Petrus befand nun, dass es des Regens genug war und konzentrierte sich vollumfänglich auf die Blaserei. morgens um halb drei wollten wir dann doch noch kurz wissen, wie es unseren Nachbarn so geht und wir guckten hinaus: das Zelt stand stramm und trotzte dem Sturm wie wenn es gemauert wäre. Dafür wackelte das Iglu der Holländer verdächtig… Ob es gehalten hat oder ob sie es irgendwann nachgezogen haben, wir wissen es nicht, denn als wir um 10.30 Uhr aufgewacht sind, hatten wir ganz andere Sorgen: in einer Stunde musste das Feld geräumt sein!
Huuuuuuupppp! Huuuuuuupppp! Egal ob am Strand bei Porto auf Korsika oder unterhalb der Bretagne, es ist das Zeichen, dass le Boulanger oder die BoulangerIN vor der Campertüre steht und Brot bereit hält. Mitten in der Nacht schien das Brot vom Brotmobil heranschaffen eine klare Männerarbeit zu sein, Dunkelheit und so. Doch als wir die Türe öffneten, war’s schönes Wetter, mega hell und schon fast Neun Uhr. In der „queue“ wurde geduldig gewartet, bis im Peugeot-Transporter die Auswahl geckeckt werden konnte. Es war einfach: Baguette, Baguette-tradition, Croissant und Pain au Chocolat. Mit Ausnahme der Baguette wurde alles 1x konsumiert und 5 Meter weiter nebenan zum Camper transportiert. Kaffee aufsetzen, Picknick packen und ab an den Strand.
Espresso am Strand. Tasse = Grauimport aus Italien…
Heute gab’s Frühstück mit Aussicht auf den Jachthafen, das Meer und natürlich die am Horizont vorbeiziehenden, vor sich hindieselnden Ozeanriesen. Doch das eigentliche Schauspiel des Tages brachte eine „Hatermöwe“. Eine gemischte Möwengruppe näherte sich uns. Sie hatten wohl irgendwie mitbekommen, dass wir für sie durchaus interessante Nahrungsmittel an den Strand geschleppt haben. Als dann plötzlich etwas Käserinde irgendwie aus der Hand in Richtung Möwen schlipfte, ging das „Geguene“ los. Plötzlich fiel uns eine Möwe auf, die etwas gebückt, pfutternd umherstolzierte und die anderen Möwen lautstark anschrie. Natürlich hatten wir Mitleid mit dieser armen Möwe und versuchten, auch ihr mal etwas Brot in den Schnabel zu werfen. Doch das interessierte den Vogel herzlich wenig, denn sie war so fokussiert auf das Beschimpfen, Zwicken und Davonjagen der anderen Möwen, dass uns nun klar wurde: es ist eine Hatermöwe!
Hatermöwe «Sisyfus» räumt den Strand.
Mit einem vergrösserten Erfahrungsschatz in Bezug auf Möwen machten wir uns auf den Weg in Richtung Arzon. Bevor es jedoch richtig los ging, wollten wir noch kurz Wasser und etwas Lebensmittel im Intermarché kaufen. Kurz war unser Plan, dieser wurde jedoch durch Menschenmassen zu Nichte gemacht: zuerst brauchten wir für die letzten 500m Weg unendlich lange, da uns ein Marché aux Puces-Stau aufgehalten hat. Dann mussten wir, um in den Intermarché zu gelangen kurz anstehen und im Laden gab es dann den einen oder anderen Stau zwischen den Regalen. Ja, es ist Hochsaison und je südlicher, desto mehr!
Unsere Wasservorräte waren nun wieder aufgestockt, sodass wir die nächste Etappe befahren konnten. Wir fuhren über die gigantische Brücke bei St. Nazaire und sahen linker Hand die Werften „Chantier de l’Atlantique, wo nicht nur die grössten Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, sondern gerade die MSC Grandiosa für eine Schweizer Reederei kurz vor der Auslieferung steht.
Nach knapp 2 Stunden und einem Kaffeehalt war es dann soweit: Arzon lag vor dem Schutzblech und es kamen ein wenig Heimatgefühle auf. Wir checkten noch kurz die Alternativcampings, entschieden uns aber gegen die 3*-Campings und beschlossen, wieder unseren Kerver-Camping aufzusuchen. Pünktlich um 14.30 standen wir vor der Schranke, die jedoch bis 16 Uhr für Neuankömmlinge geschlossen ist. Aber was soll’s, wir haben ja glücklicherweise immer die Wohnung dabei, sodass wir Melone zwipften, lasen und das Schlafzimmerfenster kurz demontierten. Dann schlug es 16 Uhr und oh Wunder, die Franzosen können pünktlich sein und so fuhren wir auf den wunderbaren Platz Nr. 85, gleich hinter dem Strand. Selbstverständlich liessen wir es uns nicht nehmen, den ehemaligen Platz zu besuchen und wir stellten fest, dass auch in diesem Jahr die Boule-Kugeln dort um die Wette flogen.
Etwas später wollten wir den Strand aufsuchen, den endlosen Strand, den wir beim letzten Besuch mit Flip-Flops stundenlang beschritten, bis wir schlussendlich in Arzon Moules et Frites genossen, um dann, wegen des weiten Weges, mit dem Taxi zurück fuhren. Wir schritten also das sandige Gässli vom Camping zum Strand und wow, der Anblick ist auch ein paar Jahre später noch immer traumhaft. Etwas mehr Leute als beim letzten Besuch waren am Strand, doch wir umkurvten die Badetücher elegant, bis wir schlussendlich die Füsse ins kühle Nass hielten. Unter der Sonne schlenderten wir über den feinen Sand und genossen die Kulisse. Plötzlich hatte es fast keine Leute mehr am Strand, schnell wurde uns klar warum, denn ein Herr, der bereits länger hinter uns gelaufen ist, entledigte sich schwuppdiwupp und während vollem Lauftempo der Badehose: wir waren am Nackedei-Strand gelandet, welcher sauber und ohne Markierung in drei Abschnitte gegliedert war: in Ü100-Paare, alleine liegende BlüttlerInnen und Mann-Mann-Badetuchsharing betreibende. Nach Passierung der drei Zonen standen wir schon fast beim Hotelkomplex und dachten: war der Strand beim letzten Besuch nicht viel länger? Wir waren da nämlich (gefühlt?) stundenlang dem Strand entlang gelaufen und totkaputt in Arzon angekommen. Der kleine, feine Unterschied: beim letzten Besuch liefen wir im Wasser und sanken so bei jedem Schritt im Wasser ein, was natürlich viel mehr Zeit und Kraft kostete. Wir drehten also wieder um und liefen zurück in Richtung Camping-Platz.
Mit Apéro und einem feinen Gemüse-Curry au courgette Dietlikonois genossen wir die Abendsonne und begaben uns danach nochmals an den Strand. Der Sonnenuntergang fand leider hinter Wolken statt, aber die Stimmung war doch sehr schön. Es war Ruhe eingekehrt, nur noch Meeresrauschen, schööööön.
Wer schon mal in Oltingue war, weiss es: pünktlich um 6 Uhr morgens gibts ein Glockenspiel, aber nicht etwa ein 6er-Bimbam-Spielchen, nein, ein ausführliches, langes und schön lautes. Da wir gleich, wirklich gleich neben dem Kirchturm stationiert waren und für eine bessere Lüftung die Dachluke nach dem Gewitter schön weit geöffnet hatten, gelangte der Klang direkt, absolut unverfälscht und in voller Lautstärke in unsere Koje… Morgenstund hat bekanntlich Gold im Mund und zum Atlantik waren’s ja doch noch knapp 900km. Also schwangen wir uns ins Cockpit und los ging’s. Aber weit kamen wir nicht: eine Boulangerie versperrte uns den Weg und so mussten wir die Weiterfahrt etwas aufschieben. Aber nun ging’s wirklich los… – bis zum nächsten Seeli, denn dort legten wir einen Frühstückshalt ein. Aller guten Dinge sind drei und ab ging die Post, ab an den Atlantik. Wehmütig passierten wir Orléans, ohne Stopp, dafür hatten wir einen grossen Fight mit dem Navi: dieses wollte uns immer via Paris-Autobahn nach Nantes schicken. Aber es war definitiv am kürzeren Hebel und irgendwann wurde die penetrante Dame mit ihrem „Le Mans“ abgewürgt, bzw. weggeklickt. Wir freuten uns wie kleine Kinder, als wir in Nantes das Navi wieder einstellten und durch unseren Weg fast 40 Minuten schneller waren, als es vom Navi via Pariser-Autobahn und „Le Mans“ budgetiert wurde. Ab Nantes hofften wir natürlich hinter jeder Kurve das Meer zu sehen, doch leider war wohl gerade Mega-Ebbe, sodass wir uns noch etwas gedulden mussten. In Pornic sollte es dann soweit sein. Wir fuhren durch das Städtchen in Richtung „Port“, wir dachten, dass dies ein sicherer Wert für Wasser sei. Wir passierten die Partymeile am verlängerten Meeresarm und dann war es soweit: der Atlantik war endlich da und wellte fröhlich vor sich hin. Trotz Tafel mit rotem Aussenkreis und weissem Innenkreis liessen wir es uns nicht nehmen, ein enges Strässli der Küste nach und vor den Bonzenvillen durchzukurven. Die weibliche Fraktion suchte zeitgleich ein Restaurant, ohne etwas von der schönen Aussicht zu verpassen – Multitasking auf höchstem Niveau! Und was gibt’s in der Bretagne, ausser Moules et Frites? RICHTIG: Galettes aus Buchweizenmehl, juhui! Einmal Complèt und eine vegetarische, begleitet von einem frischen Salat, einem netten Rosé und einer Bomben Aussicht, das war unser erster Abend am Atlantik! Also noch nicht ganz, denn es gab noch einen kleinen Cognac und eine flambierte, süsse Crêpe. Nun ging’s noch die letzten paar Kilometer, in Richtung Stellplatz. Türe auf, Meeresrauschen, voilà, die Ferien sind richtig lanciert.
Aus beruflichen Gründen mussten wir die Camper-Sommerferien in diesem Jahr etwas kürzer halten und so entschieden wir uns auf eine Remember-Tour zu gehen. Doch welchen Fleck der bisherigen Reisen sollte ein zweites Mal beglückt werden? Bretagne mit Start an der Côte d’Amour war Favorit und gewann auch souverän mit 2:0 Stimmen.
Und so wurde der Camper am 26.07.19 sauber beladen, vorbereitet und um 19.45 Uhr ging’s dann los.
Erste Etappe war ein alt bekannter Stellplatz: Kirche bei Oltingue. Zwar nicht spektakulär, dafür solide und ideal für eine Remember-Tour, da schon mehrfach befahren, bzw. beschlafen.
Wir stellten fest, dass auch die Kirchenglocke noch top intakt ist und sich regelmässig meldet. Neu war einzig die Gewitterfront, welche unseren Camper quasi rein gewaschen hat. Die Knallerei und Lichtshow genossen wir jetzt nicht übermässig, waren aber dankbar, dass die Temperatur etwas nachgab.
Unser nächstes Ziel war das Städli Cargèse. Das kleine, geschichtsträchtige Dorf hat zwei Kirchen: die einzig griechisch orthodoxe Kirche von Korsika, sowie eine Katholische Kirche, was auf der Insel dem Standart entspricht. Auf dem Weg nach Cargèse sahen wir plötzlich den kleinen Hafen von Sagone und etliche Werbungen von Bootsrundfahrten. Eine Schiffstour wollten wir unbedingt noch machen und so parkierten wir oberhalb des Hafens und stiegen zu diesem herab. Hoppla, dachten wir, 9h auf dem Boot und morgens um 6 da sein, naja… Dann stach uns jedoch eine „kleine“ Rundfahrt ins Auge, welche nur 3.5h dauern würde und eigentlich fast die gleiche Route beinhaltete, wie die lange Schifffahrt. Der nette Herr vom Restaurant verband uns dann auch gleich mit dem Kapitän. Dieser machte uns klar, dass das Meer heute schlecht sei und es deshalb keine Ausfahrt mehr geben würde, aber morgen könnten wir mitfahren. Die Tour wäre aber nicht ab Sagone sondern ab Cargèse. Beim Nachfragen, ob denn das Meer morgen auch gut sei, meinte er, 100% sei es gut. Wir machten uns etwas darüber lustig, dass er wohl lieber etwas Siesta machen würde, denn das Meer sah aus wie ein Traum. Am nächsten Tag sollten wir eines Besseren belehrt werden…
Wir fuhren nun also nach Cargèse, denn wir wollten die Parkplatzsituation schon einmal ausloten, da man den Camper ja nicht immer und überall hinstellen kann. Wir waren also ca. um 15 Uhr in Cargèse und es gab im Hafen Parkplätze in Hülle und Fülle. Da wir auch am nächsten Tag ca. um diese Zeit dort sein wollten, dachten wir: das passt, wir werden problemlos parkieren können.
Da die Schifffahrt ja quasi um die Ecke von unserem Stellplatz im Golf von Porto war, beschlossen wir, nochmals an diesen wunderschönen Ort zurück zu kehren. Wir waren gespannt, wie die Strasse auf dieser Seite von Porto aussehen würde und man kann getrost sagen: gigantisch! Nicht ganz so eng wie auf der anderen Seite von Porto, jedoch nicht minder spektakulär: Felsen, rote Felsen, senkrechte Abhänge gegen das Meer, unglaubliche Farben und eine Bombenaussicht in alle Richtungen.
Nach Porto nahmen wir die Felsenstrasse nun zum sechsten Mal in Angriff, man könnte also durchaus von Heimvorteil sprechen. Dieser kam uns auch zu gute, denn urplötzlich guckten wir beide nach vorne, so als hätten wir ein Gespenst gesehen: 3 Kurven weiter erblickten wir die Silhouette der Front eines MAN Reisebusses! Wie bitte??? Durch diese Strasse mit einem Car??? Zum Glück kannten wir nun ja die Ausweichstellen und platzierten uns sogleich an einer, welche selbst für einen ausgewachsenen Reisecar genug Platz zwischen der Camperflanke und dem steinernen Mäuerchen vor dem Abgrund liess. So warteten wir. Und warteten dann nochmals und irgendwann dachten wir: ist der stecken geblieben (der Car war von einem Felsen verdeckt)? Aber irgendwann kam er dann herangekrochen, knapp unter der Maximalgeschwindigkeit einer Weinbergschnecke. Nun gut, im Gegensatz zu einer Weinbergschnecke hatte er auch noch einen stattlichen Anhänger am Heck montiert und so konnten wir sehen: eine Gruppe Tschechischer Velofahrer kämpft sich durch eine der engsten Strassen von Korsika. Nun merkten wir sehr schnell, dass unser Ausweichplätzchen Deluxe-Entertainment bot, denn genau vor uns klemmte es sozusagen die Carkomposition ein. Es quitschte, knallte, rauchte, bis auch der Tschechische Carchauffeur merkte: er kommt nicht weiter, egal wie viel Gas er gibt, ohne dass entweder sein Zugfahrzeug oder der Anhänger mit gröberem Schaden davon kommt. Der tüchtige Tschechische Reiseleiter und Co-Pilot stieg dann doch noch aus und analysierte die Situation. Für die mit engen Strassen vertraute Schweizer Fraktion war von Anfang an klar: der Anhänger muss abgehängt werden, sonst wird das nichts. Der kräftige Co-Pilot des Reisecars fand jedoch, dass sie das nach alter Sowjetischer Art lösen und so klemmte er ein Brett und Holzklotz zwischen den Anhänger und die Steinmauer und wollte so den Anhänger quasi auf die Spur „gutschieren“. Als das Holz gut sass, gab er dem Chauffeur das Zeichen: lass die Pferde starten! Es endete natürlich im Debakel, denn statt dem Anhänger wäre fast die ganze Mauer ein paar hundert Meter ins Meer gefallen. Schreiend gaben wir unseren Protest zur Aktion bekannt, worauf der Carchauffeur stoppte, mal den Motor abstellte und sich nun die Situation auch mal wirklich ansah. Nach einem kurzen tschechischen Gegrummel, pfiffen sie die Eliteradfahrer aus dem Car und zeigten einmal mehr, wie gut T(oll)E(in)A(nderer)M(achts)-work ist. Zu fünft schafften sie es und kurze Zeit später konnte der Schneckentransport weitergehen. Ehrlich gesagt hätte uns schon noch wunder genommen, ob die Gruppe jemals wieder in Tschechien aufgetaucht ist…
Nachdem der Stau auf der Felsenstrasse wieder entstaut war, trafen wir am Traumstrand ein, stellten den Camper sauber ab, begrüssten die Deutschen und Schweizer NachbarkollegInnen und schon waren wir im Wasser.
Nach olympiaverdächtigen Schwimmeinheiten ging’s zurück zum Camper: Salzwasser mit der Campioutdoordusche abwaschen und dann gab’s den wohlverdienten Znacht. Kein Rosé am Strand? Nein, den kannten wir schon, aber einen Schlummi gabs dann trotzdem noch: während die Dame Hochrisiko fuhr und den Roten probierte, bestellte der Herr einen sicheren Wert und genoss einen Gin Tonic. Wie der Rote war? Gleich wie der Rosé, halt nur rot…
Etwas später kuschelten wir uns in die Nachtkoje und wir nickten kurz darauf weg mit den süssen Erinnerungen unserer Umrundung von Korsika!
Da wir am Abend vorher auf dem Stellplatz Brötchen bestellen konnten (was übrigens selbst auf Campings nicht immer selbstverständlich ist), genossen wir die Morgenstunden oder sagen wir Vormittagsstunden noch auf dem Stellplatz unter unserem Baum. Anschliessend fuhren wir in Richtung Bonifacio. Hier soll wieder einmal erwähnt werden wie sehr der Weg auch das Ziel ist: traumhafte Strände, kleine schmucke Ferienparadiese und wieder diese Farben, dazu der Ausblick in Richtung Sardinien, es lädt wahrlich zum Träumen ein!
In Bonifacio angekommen stellen wir den Camper ab und liefen zuerst in Richtung Hafen. Es sollte nicht das letzte WOW sein, welches uns entglitt. Die schmucken, wohl ehemaligen Fischerhäuser säumten die Hafenseite. Der Hafen von Bonifacio liegt traumhaft in einer kleinen Bucht, eingeschlossen von der Landseite und dem Fels, auf welchem die Festung steht. Vom Hafen machten wir uns dann auf in Richtung Festung. Diese ist unglaublich gelegen: auf einer Felszunge aus Kreidefelsen ragt die Festung mit dem Städtli ins Meer hinaus. Ein gigantisches Bauwerk mit einem unglaublichen Blick in Richtung Meer, aber auch auf der anderen Seite in Richtung Festland. Heute würde man sagen: unverbaubare Sicht – und das 360°!
Auf dem vorderen Teil der Felszunge sind dann noch Zeitzeugen der wahrlich nicht sehr schönen Zeit des zweiten Weltkrieges zu sehen. Die Fundamente von Kanonentürmen sind noch immer gut sichtbar. Der Rückweg führte uns durch den Friedhof, welcher fast eine eigene Stadt ist. Lauter Mausoleen (Familiengräber) in Form von kleinen Häuschen, sowie einige Denkmäler geben dieser Ruhestädte einen sehr eigenen Charakter. Der Ort des Friedhofes geht übrigens auf die Zeit von Napoleon zurück, denn dieser befahl der Bevölkerung von Bonifacio, dass in der Stadt keine letzten Ruhestädten sein dürfen.
Auf dem Rückweg schritten wir die steilen Treppen in Richtung Hafen hinunter, diesmal quasi an der Einfahrt des Hafens. Dicke Jachten statt schmucken Segelschiffen waren da leider das Thema. Zwischendurch wurde das Bild zum Glück von einigen liebevollen Holzjachten, Eigenbau-Segelschiffen und herzigen Jollen aufgelockert.
Nach dieser hitzigen Tour mit über 15’000 Schritten (iPhone sei Dank), gönnten wir uns in einer sehr herzigen Lounge, gleich am Pier des Hafens einen Zwipf. Zu zweit entschieden wir uns für einen Rosé und dazu einen Coupe Corse mit einheimischen Glacévarianten (Myrte hat uns sehr geschmeckt) und Marronicrème.
Am späteren Nachmittag zog es uns in Richtung Olmeto. Die Fahrt war wieder ein Traum: Buchten wechselten sich mit Hügellandschaften ab und so fuhren wir am berühmten Löwenfelsen vorbei. Ganz so vorbei nicht, denn es gab noch einen kurzen Touri-Knipserhalt.
Da wir das Meer nun nicht mehr missen wollten, bezogen wir als Nächtigungsplatz eine Parzelle auf dem Camping in Olmeto-Plage. Auch diese Bucht war wieder ein Traum! Wir konnten ein sehr schönes Plätzchen auf einer Felsgruppe ergattern, welche etwas ins schöne Blaue Nass hinaus ragte. Kurz vor dem Delfinfelsen setzten wir uns hin und genossen den Ozean, den Delfinfelsen, die Stimmung…
Wir verzichteten aufs Kochen und beschlossen wieder einmal die Qualität der Pizza zu testen. Davor genehmigten wir uns einen einheimischen Apéro: Orangenwein und den bekannten L.N. Mattei Cap Corse (Likörwein aus Mistelle und Chinarinde). Beides mundete uns, sodass wir gespannt auf die Pizza mit einem Pichet Rosé warteten. Die Pizzen wurden geliefert und waren sehr ok, etwas wenig gebacken, aber ein guter Teig. Nach der Hälfte der Pizza schaffte es auch noch der Pichet zum Tisch und so konnten wir nun die Kombination geniessen.
Auf dem Rückweg zum Camper rätselten wir noch, ob wir zum Grillenzirpen wohl schlafen können. Glücklicherweise stellten diese ihr Tun alle zusammen kurz darauf ein, sodass wir gar nicht sicher sind, ob es wirklich lebende Tiere waren oder ob da irgendwo Boxen aufgehängt wurden. Auf jeden Fall haben wir tiptop geschlafen.
Wir strichen also auch an der Ostküste die Segel und fuhren weiter Richtung Süden. Die Ostseite der Insel ist mit den langgezogenen Sandstränden, den fehlenden Buchten und dem flachen Landstrich ein ziemlicher Kontrast zum Rest der Insel. Plötzlich sieht man wieder grosse Wohnwagengespanne, Riesencamper und der Verkehr hatte merklich zugenommen.
Auf dem Weg fanden wir einen grossen Super U Supermarkt und wir beschlossen dort einen Halt zu machen. Wir hofften, dass es in diesem Geschäft endlich wieder einen richtigen Wassertank zu kaufen gibt. Bisher waren 5 bzw. 10 Liter Trinkwassertanks leider nicht erhältlich und so verschlissen wir Petflasche um Petflasche um in der Hitze unseren Durst zu stillen.
Anstatt auf Tanks trafen wir auf bekannte Dörfli-Gesichter und so blieb uns in vielen Regalstrassen ungemein viel Zeit um z.B. Dosen, Gartenzwerge oder anderes zu Mustern. Dazwischen huschten wir in die Gänge, welche auch wirklich die Artikel hatten, welche wir benötigten. Irgendwann landeten wir in der Gemüseabteilung. Nun ist es so in Frankreich, dass es 3 Varianten der Auszeichnung von Gemüse gibt. Bei Variante 1 geht man mit den Artikeln direkt zur Kasse, die KassierInnen wägen die Früchte/das Gemüse und tippen den Preis sogleich ein. Bei Variante 2 bringt man die Früchte/das Gemüse in der Abteilung zum/zur Chief of Légumes et Fruits, es wird gewogen, ausgezeichnet und dann ab ins Wägeli oder Körbli. Die Variante 3 ist die uns bekannte: selbst wägen und auszeichnen. Im Super U war die Variante 3 gefragt, sodass wir das erste Säckli nahmen und die erste Frucht hineinlegten. Positiv erschien uns, dass auf den Säckli aufgedruck war, man solle doch sparsam mit Ressourcen sein, möglichst alles wiederverwerten und nicht unnötig Säckli anschlurzen. Vorbildlich! So wogen wir also die zwei Orangen ohne Säckli und machten dabei die Rechnung ohne die „Je suis le sous chef des légumes et fruits“, welche wie ein wild gewordener Stier auf uns zuschnaubte und die Orangen von der Waage riss mit der Bemerkung, für jedes unterschiedliche Gemüse/Früchtchen 1 komplettes Säckli. Nett zeigten wir der Dame den Aufdruck auf dem Säckli und hofften auf ein Einlenken der Dame. Da war aber nix zu machen, denn der Chef wolle es so… Und nun die Frage: wie erkennt man Schweizer in der Gemüseabteilung? Alle haben regen Kommunikationsaustausch mit der Sous Chefin des légumes et fruits. So mussten wir schweren Herzens mit 5 zu 4/5 leeren Säckli davon ziehen.
Als Ziel hatten wir uns einen Stellplatz vorgenommen, der gleich hinter einem Sandstrand liegen sollte. Wir avisierten diesen und dank der holländischen Stellplatzapp wussten wir: erst die zweite Einfahrt benutzen. Wirklich freundlich wurden wir vom Platzwart empfangen und informiert, dass es zwei Kaltwasserduschen hatte und man gerne Frischwasser tanken könne. Wir stellten den Camper ab und machten uns auf den Weg in Richtung Strand. Wer ein Foto von diesem Strand mit Strandbar und Sonnenschirmen sieht würde ganz sicher auf weit, weit weg tippen. Aber auch das ist Korsika! Wir genossen die Aussicht, auch wenn diese ab und zu von einer verschnippelten Millionärsgattin etwas gestört wurde. Dem schlechten Gewissen wegen gab es heute nur ein Orangina zu trinken. Eisgekühlt schmeckte es im feinen Sand aber ungemein gut.
Etwas später packte uns der Hunger und wir gingen nach Hause in den Camper, kochten, assen und genossen den Stellplatz. Als der Mond wieder so schön über uns stand, beschlossen wir, den Strand noch einmal zu besuchen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und einmal mehr gingen wir mit tausend wundervollen Eindrücken in die Federn, bzw. den Futon.
Zwei Herzen in einer Brust: der unglaublich schöne Stellplatz unter einem schattenspendenden Baum, das Meer nur ca. 100m vor der Campertüre vs. die abenteuerliche Fahrt über die nächsten Berge nach Corte. Das geschichtsträchtige Corte war lange Zeit die Hauptstadt von Korsika und wird heute noch von vielen Korsen als die echte Hauptstadt angesehen.
Nach einem letzten Blick auf die malerische Bucht machten wir uns auf den Weg. Im Reiseführer stand, dass die Strasse zwar schön sei, aber für Autofahrer eine echte Herausforderung. Nachdem wir bereits über eine echte Bergstrasse gefahren waren, zollten wir dieser Aussage Respekt und gingen das Abenteuer „Strasse der Herausforderung“ an.
Es sollte sich bald herausstellen, dass die Strasse im guten Zustand ist und nur ganz wenige Stellen wirklich schmal sind. Die Aussicht in die tiefen Schluchten, auf die schönen Felswände und in den Urwald sind wirklich unbeschreiblich und eindrücklich! Vorsicht war dann doch noch geboten, aber weniger wegen der Landschaft, sondern wegen den wilden Schweinchen, welche es sich auf der Strasse sehr bequem machen und denen jedes Auto quasi am A… vorbei fährt. Auf der Passhöhe bekamen wir dann sogar noch Besuch von einem netten Schweinchen, welches sein Schnüffelschnäuzchen in unsere Campertüre streckte.
Anschliessend ging es wieder bergab. Talwärts war die Strasse eine „Hommage“ an vergangene Zeiten: früher gab es einen Skilift und ein kleines Skiresort, nun nur noch eine Buckelpiste in Richtung Tal. Weiter unten flocht sich die Strasse elegant durch die Felstäler und Schluchten. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte wohl besser auf die Durchfahrt in der Mitte von Korsika verzichten.
In Corte angekommen sahen wir uns 2 Campingplätze gleich in der Nähe der Citadelle an, bzw. kamen nicht ganz soweit, da die Strassen dann doch etwas zu eng waren. Seit wir korsisches Land betreten haben, ist uns immer wieder aufgefallen, dass (den Südosten ausgenommen) sehr viele CampiererInnen mit dem Zelt unterwegs sind.
Wir stellten unseren Camperbus schlussendlich beim Supermarkt ab, ein Schattenplatz schien uns angebracht, damit der Kühlschrank bei den herrschenden Temperaturen nicht schlapp macht. Gleich neben dem Supermarkt fuhr ein Touri-Zügli – was für eine Chance. Nach einer kurzen Diskussion zwischen der Puristin (das ist nun doch etwas sehr touristisch) und dem Pragmatiker (guck mal wie weit weg die Citadelle ist), stachen die Temperatur-Wegdistanz-Steilheit des Geländes-Argumente dann doch und wir enterten das Zügli.
Vom spanischen Chauffeur wurden wir nett begrüsst, es wurde einkassiert und dann setzten wir uns hin. Die ca. 3 Minuten Wartezeit auf die Abfahrt fühlten sich in etwa so an, wie wenn man im Skianzug die Sauna besucht. Der Fahrtwind kam uns deshalb entgegen und das Wackeln, Rumpeln und Schütteln machte eigentlich noch Spass.
Korsika hat eine sehr bewegte Vergangenheit mit Kriegen, Eroberungen und Einflüssen. So werden in Corte nicht weniger als 3 Freiheitskämpfer geehrt und offensichtlich gilt Corte unter vielen Einheimischen noch immer als die echte Hauptstadt von Korsika. Auffällig übrigens: während im Südosten kaum Schilder verschmiert sind, so sind zweisprachige Schilder in Richtung Cap Corse und eben auch in Richtung Corte fast ausnahmslos so verschmiert, dass die französische Version nicht mehr lesbar ist.
Oben auf der Citadelle angekommen, machten wir uns auf diese zu besichtigen. Vor der Citadelle war noch ein kleines, schickes Museum, welches wir gleich, quasi „All inclusive“, auch noch durchschritten. Die Ausstellung zeigte einige der verschiedenen Gesichtern von Korsika: Handwerk, Piraterie, Landwirtschaft, Industrie und Tourismus, sowie die wirklich etwas „gfürchigen“ Druiden-Sekten-Priester-irgendwass, welche wie Klu-Klux-Klan-Mitglieder gekleidet sind.
Mit vielen Eindrücken im Gepäck ging es nun in Richtung Citadelle und Donjon. Die Aussicht auf der Höhe ist wirklich gigantisch! Die filmreife Kulisse ist bewegend und man kann sich absolut vorstellen, wie das Leben dazumal pulsiert hat.
Pünktlich wie es sich für SchweizerInnen gehört, sassen wir wieder im Zügli, um den zweiten Teil der Fahrt auf uns zu nehmen. Einen längeren Halt gab es bei der Statue von Gaffori, hinter welcher man noch die Einschusslöcher von Gewehrgeschossen in der Fassade sieht.
Nach einem letzten Fotohalt für die „Skyline“ von Corte ging es zurück zum Casino-Markt, dem Parkplatz unseres Campers.
Dieser hatte sich gut gehalten und beim Einsteigen rief uns der Österreichische Pössl-Fahrer von Nebenan noch ein nettes „Hopp Schwiiz“ zu und los ging es in Richtung Osten der Insel.
Korsika hatten wir bisher so kennen gelernt: enge Strassen, etwas rumpelig und eigentlich viel alleine unterwegs. Im Osten sollte das ändern: die meisten Touristen bevorzugen diese Seite der Insel, da diese flacher ist und viele Sandstrände vorzuweisen vermag. Zum ersten Mal standen wir in Aléria mitten auf der Strasse still, wegen eines Mini-Staus. Ging aber auch da nicht lange und weiter ging’s.
Per App hatten wir einen Camping gesehen, welcher gleich am Meer liegt und einen tollen Strand vorzuweisen hat. Die Bewertungen waren auch ziemlich ok, sodass wir fanden: den checken wir. Nach ein paar Kilometern Camperfahrt fanden wir diesen und gingen an die Reception um einen Platz zu ergattern. Wir sollten doch einfach den Plan mitnehmen, 4 Plätze angeben, welche uns gefallen würden und die Receptionistin würde uns dann sagen, welchen der 4 wir nehmen dürften. Also machten wir uns sogleich zu Fuss auf den Weg um einen angenehmen Platz zu finden: schattig und in Strandnähe sollte er sein. Kaum um die Ecke wurden wir auch gleich von einem älteren Herrn und seinem kleinen älteren Schrumpelherrn begrüsst. Hoppla dachten wir, naja… Sein Nachbar war etwas jünger, hatte ein gestreiftes T-Shirt an und darunter lachte uns auch wieder seine tiptop rasierte Männlichkeit an. Einmal ist keinmal, doch nun schien es doch eher Konzept zu sein, denn hosenlose T-Shirtträger gibt es ja dann doch nur am FKK. Auf dem Plan war es dann auch klar und deutlich ersichtlich: eine Badehose hat am Strand nix zu suchen und wehe wer sich nicht daran hält! Apéro zwischen Hans, Franz, Piepmatz und Pullermann fanden wir nicht so prickelnd, sodass wir beschlossen uns noch weiter umzusehen.
Fündig wurden wir gleich neben Aléria: ein toller Platz mit traumhaft schönen Bäumen und sauberen Sanitäranlagen konnten wir nach der langen Bergfahrt gebrauchen. Einen schönen Platz hatten wir auch schnell gefunden und parkierten den Chausson schnurstracks in die Lücke. Markise runter, Liegestühle raus und… Geradeaus Zürcher, daneben St. Galler, in der Nähe Obwaldner und zum Glück nicht gleich neben dem Campingcar auch noch Aargauer. Durchmischt wurde das ganze mit ein paar Deutschen; Franzosen waren plötzlich Mangelware.
Nach der Dusche und Kleiderwäsche gab es eine Apéro riche, sodass wir danach aufs Abendessen verzichteten, es uns aber nicht nehmen liessen noch einen kleinen Pichet Rosé mit einer Crêpe sucré und einer Kugel Glacé am Strand zu geniessen.
Am späteren Abend wussten wir dann auch, wofür die Bühne im Strandrestaurant genutzt wurde: „He Macarena“ und andere Strandhits wurden runtergeschmettert, dazu wurde natürlich schön falsch mitgegrölt. Nun gut, eine Nacht Halligalli ist zu verkraften.
Den Sonnenaufgang zwar verpasst, aber doch noch einigermassen früh gingen 50% von uns auf einen kurzen Spaziergang, die anderen 50% bewachten den Camper – man weiss ja schliesslich nie… Und wir sollten mit dieser Taktik Recht behalten: Urplötzlich raste ein weisser (also ein ehemals weisser) Peugeot Partner im Höllentempo heran, hinter sich eine riesige Staubwolke und dazu noch hupend wie ein Italiener nach gewonnener Weltmeisterschaft. Ländliche BewohnerInnen wissen selbstverständlich, was das zu bedeuten hat: der Beck ist da!
Madame staunte nicht schlecht, als sie bei der Rückkehr Brötchen vorfand, auch der Kaffee war gleich fertig und so gab es Frühstück mit Sicht auf die auch heute wunderschöne Bucht.
Nach dem feinen Zmorgen beschlossen wir unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Melonen, Orangen, Nektarinen, Gurken und alles andere war aufgegessen, die Lage damit ernst. So fuhren wir los, vorbei an der Glacétanke, hinauf, über die Felsenstrasse in Richtung Porto und fanden dort (noch am gleichen Ort wie gestern) einen Carrefour-Markt. Mangels camperkonformen Parkplätzen beschlossen wir ein Zeichen unserer Integration auf Korsika zu setzen und parkierten im Stile eines Einheimischen gleich die komplette Warenanlieferung zu. Als wir unsere Vorräte wieder in der Tasche hatten und uns zum Camper bewegten, kam ein Korse direkt auf uns zu. Wir meinten, dass wir schon bald wieder wegfahren würden, worauf er meinte, Danke und wir sollten uns Zeit lassen. Wir fühlten uns integriert und schon fast als echte Korsen.
Über die Felsenstrasse und natürlich auch an der Glacétanke vorbei gings zurück zum Strand. Wir hatten richtig spekuliert, denn alle Camper ausser einem VW-Bus waren verschwunden. Wir platzierten den Campi perfekt, Markise runter, Stühle und Tisch raus und dann ging es auch schon an den Strand. Schwimmen, plantschen, geniessen und nochmals in die Bar. Als Abwechslung entschieden wir uns für einen Pichet Weisswein. Genau, er spielte in der gleichen Liga wie der Rosé, aber vergessen wir nicht: die Aussicht war noch immer Top.
Irgendwann am Abend zog es uns in die Koje, denn wir waren fix und fertig vom…Nichtstun.