Plötzlich inmitten der schönsten Träume knallte es an die Türe. Irgend ein Drill Sergeant polterte wie wild an unsere Türe. Um 6.45 Uhr sollten wir in Porto Torres ankommen. 6 Uhr schien uns zwar früh, aber wir hätten dann noch etwas Zeit, ruhig aufzustehen und uns bereit zu machen. Nun den Corsica Ferries war das zu spät und so wurden wir 5.30 Uhr aus den Federn geknallt!
Wir falteten uns aus der Koie, packten zusammen und gingen in Richtung Aussendeck. Dort genossen wir die wunderschöne Stimmung und den Sonnenaufgang.
Als wir im Hafen waren und die Fähre nur noch „einparken“ musste, gingen wir nach innen. Da es nicht wirklich vorwärts ging, gönnten wir uns noch einen kleinen Zmorgen: je ein Gipfeli und einen Kaffee.
Gestärkt ging’s kurze Zeit später in den Bauch der Fähre und in den Camper. Kaum dort, war das Ausfahrttor auch schon offen und wir „stiegen“ in Sardinien aus!
Als erste Etappe ging’s in Richtung Stintino. Fast alleine auf der Strasse genossen wir die Eindrücke. Das Meer war noch etwas dunkel, doch mit fast jeder Minute kamen Farben hinzu, bis schlussendlich das knallige Türkis und das intensive Marineblau sichtbar waren, für welches Sardinien und Korsika so berühmt sind. Mittlerweile waren wir auf einem netten Parkplatz gelandet und gönnten uns ein zweites kleines Frühstückchen.
Nach dem Strandspaziergang ging’s weiter in Richtung Alghero. Das Stadtbild ist geprägt von der wuchtigen Stadtmauer und der darauf/dahinter gebauten Altstadt. Die Bauten haben einen katalanischen Einschlag und sind Teil der bewegten Geschichte von Sardinien und den diversen Einflüssen von Besatzern und Handelsbünden.
Wir schlenderten durch die herzigen Gässchen, machten Fotos und landeten schlussendlich in einem kleinen Restaurant auf der Stadtmauer. Mittlerweile war’s sehr windig geworden, doch uns zwei Bergler macht so eine frische Seebrise nichts aus und so genossen wir den Apérozwipf noch immer outdoor.
Es zog uns weiter in Richtung Süden. Wir fanden einen wunderschönen Stellplatz, neben einem kleinen Restaurant, quasi auf einer Klippe. Was für eine Aussicht! Das Wetter war noch immer wechselhaft und so wechselten wir auch zwischen drinnen und Sonnenbaden auf dem Liegestuhl, z.T. mit dem berühmten und fast unendlich gut wirkenden Sonnenfaktor Egli.
Den Sonnenuntergang genossen wir auf einem Stein mit einer feinen Zigarre.
Heute stand eine Reise bevor: zuerst Toulon besichtigen, dann Embarquement pour Sardignia! Nachdem wir die Verstromung vom Sand befreit, alle Knöpfe gedrückt hatten (damit die Schubladen während der Fahrt nicht aufgehen) und die WC Türe sauber verschlossen war, ging’s los. Fachkundig wurde der Camper aus dem Parkplatz gewunken und manövriert, um dann ins nächste Abenteuer aufzubrechen.
Ein letztes Mal die Flamingos begutachten und dann noch kurz einen Blick auf den kleinen Flughafen werfen. Dort stand, nebst Mirage Aufklärern (ja, die sind noch in Betrieb in Frankreich) noch eine Rafaele.
In Toulon parkierten wir französich = illegal auf dem Parkplatz gleich neben der Einfahrt zur Fähre und flanierten in Richtung Marine-Museum. Wir besuchten dieses und bildeten uns in Sachen Seefahrt weiter. Es hatte diverse spannende Modelle und viel Information über den geschichtsträchtigen Hafen von Toulon. Insbesondere die Schiffsmodelle aus vergangenen Zeiten waren extrem spannend. Und: wie repariert man ein Schiff, ohne Trockendock, wenn man z.B. mit seiner Crew auf den Fidschi-Inseln gelandet ist und ein Balken rausgeflogen ist? Man zieht das Schiff über Spinnen auf die Seite, benutzt als Gegengewicht alle Kanonen, die an Bord sind und repariert dann alles. A propos Kanonen: diese wurden mit einem Spezialwerkzeug gecheckt, denn: sollte das innere Rohr nicht ganz rund und ohne Einbuchtungen sein, wäre die Gefahr einer Explosion zu gross gewesen = wieder einschmelzen.
Nach dem Museum zogen wir am Hafen herum und gingen spontan auf eine Hafenrundfahrt. Das war ebenfalls spannend: wir fuhren an allen Militärschiffen vorbei, der Kapitän erklärte, um was es sich handelt und gab noch einige Infos dazu.
Nebst klassischen Kreuzern, Aufklärern, etc. war da noch ein Helikopterträger mit bis zu 16 Helis an Bord. Gleichzeitig ist dieses Schiff jedoch auch ein Spital mit über 1000 Betten! Wir fuhren weiter am Atom-U-Boot vorbei und gelangten schliesslich zum Stolz der französischen Armee: dem atomgetriebenen Flugzeugträger Charles de Gaulle. In der Familie der Flugzeugträger ist er zwar ein Zwerg, aber von unserem Boot aus sah dieses Militärschiff doch ziemlich beeindruckend aus.
Kurz darauf wechselte der Kapitän und der „Historiker“ löste den „Militaristen“ ab. Nun gab es Informationen zur Geschichte der Bucht: über die Filmkulisse von einem Louis de Funès-Film (nein nicht der Gendarm von Saint-Tropez), über die verschiedenen Bauepochen bis zum „Schweizer U-Boot“ von Jacques Piccard, bzw. dem Nachfolgemodell, bei welchem Piccard noch als Berater mitgewirkt hatte.
Zum Schluss ging’s dann wieder zurück in Richtung Anlegestelle der Fähren und wir konnten einen Blick auf den Mega Express 4 werfen, in dessen Bauch unser Camper in ein paar Stunden verschwinden würde.
Auf dem Festland zog es uns in die Altstadt. Da wir noch nichts gegessen hatten, gönnten wir uns an einem sonnigen Platz einen kleinen Zwipf. Danach liefen wir nochmals etwas durch die Altstadt. Immer wieder schritten gruppenweise Angehörige der Armee in Vollmontur und mit Sturmgewehr durch die Gassen und kontrollierten die Situation.
Es zog uns in Richtung Hafen zurück, denn die Zeit war wieder einmal im Flug vergangen. In einem Biolädeli deckten wir uns noch mit Esswaren für den Znacht auf dem Schiff ein. Danach ging’s zum Camper. Vom Parkplatz fuhren wir quasi über die Strasse ins Fährterminal ein. Wir zeigten unsere „Papiere“, welche wir auf dem Handy gespeichert hatten: Bordkarte, EU-Formular und natürlich den Impfpass. So wurden wir eingelassen und parkierten den Camper in der Reihe für Camper.
Wir hatten beide Lust auf einen Kaffee und siehe da, im Gebäude vor der Fähre hatte es ein Kaffee. Es stand bereits ein Herr dort, der geduldig wartete. Wir warteten mit. Und warteten mit. Ein weiterer Herr gesellte sich zu uns und wartete mit. Wir warteten in der Gruppe weiter und schauten der Dame zu, die uns warten liess. Noch etwas hier umräumen, dort noch etwas hinstellen. Wir warteten alle. Dann nochmals weg gehen und zurückkommen und dann ging’s Schlag auf Schlag. Der erste Herr durfte bestellen und schon eine gefühlte Mikrosekunde später wurden wir angepfiffen, was wir denn wollten. Wir bestellten und bekamen den Kaffee.
Kurz darauf war nun Boarding. Elegant fuhren wir in den Bauch der Fähre, drehten schwungvoll im Bug und wurden auf unseren Parkplatz gelotst. Dann ging’s die Rolltreppe, bzw. die Treppe hoch. Anschliessend suchten wir unsere Koje. Dieses befand sich gleich unterhalb der Brücke vorne in der Mitte.
Wir richteten uns kurz ein und gingen dann aufs Sonnendeck. Nach etwas Sonne tanken war’s dann soweit: Rossini’s Ouvertüre der diebischen Elster erklang. Passagiere der Korsika Fähren wissen, was das heisst: entweder Ankunft oder Abfahrt. Wir genossen den Fahrtwind, schauten nochmals auf die Militärschiffe und fuhren dann in aufs Meer hinaus.
Nach ein paar Seemeilen gingen wir aufs Zimmer, genossen unseren Znacht und legten uns ins leicht schaukelnde Bett.
Am heutigen Tag machten wir uns auf, um nach Saint Tropez zu fahren. Nebst diesem Ziel gab es noch ein weiteres: wir mussten Wäsche waschen.
So fuhren wir los und wählten einmal mehr die Strassen aus, welche möglichst nahe am Meer entlang führten. Es lohnte sich, die Wegstrecke bestätigte, dass der Weg oftmals das Ziel ist. Wettertechnisch gab es auch heute noch Luft nach oben: es war bewölkt und die Sonne blitzte nur ab und zu durch. Die Aussicht war trotzdem wunderschön und es war ja so oder so Waschtag.
Vor Saint-Tropez war das Verkehrsaufkommen dann etwas grösser und so fuhren wir Meter für Meter in Richtung Stadt, zweigten dann jedoch in Richtung Cogolin ab. Dort hatten wir einen E.Leclerc ausfindig gemacht. Diese Ladenkette hat, wie auch der Supermarché, jeweils Waschmaschinen vor dem Ladenlokal.
Wir wuschen, kauften ein und tankten. Mit vollem Camper fuhren wir nun in Richtung Saint-Tropez. Dort gab es als erstes eine Stadtrundfahrt im Camper, bis wir schliesslich eine Parklücke gefunden hatten, in welche unser Camper perfekt passte. Zu Fuss erkundeten wir dann einen Teil der Stadt. Insbesondere der alte Hafen ist ein schöner Platz, einzig mühsam: irgendwelche Megayachten versperren einem die Sicht auf die schönen Bauwerke! Warum solche Megakähne Zutritt zu solch kleinen Hafenanlagen haben, ist uns ein Rätsel.
Nach dem netten Spaziergang durch Saint-Tropez fuhren wir, diesmal den schnellen Weg, zurück zum Campingplatz.
Wir brachen in Richtung Toulon auf. Dazu wählten wir Strassen möglichst nahe am Meer. Das war eine gute Entscheidung, denn die Aussicht war schön, die Strassen jedoch eher holperig. Wir fuhren nach und durch Toulon. Es ist einer der wichtigsten Militärhäfen in Frankreich. Wir konnten die Situation sehr gut überblicken, denn wir kamen von La Seyen-sur-Mer her und hatten so einen ausgedehnten Blick aufs Hafenbecken frei. Nebst den Militärschiffen standen auch die Fähren der Corsica Ferries da, welche übrigens den Hauptsitz in Toulon haben.
Als heutiges Ziel hatten wir einen Campingplatz auf der Presqu’Île de Giens herausgesucht. Das Navigationssystem führte uns schnurstracks von Toulon in Richtung Hyères. Bereits in der Nähe der Lagune verliessen wir auf Geheiss den Kreisel um dann in einer Sackgasse hängen zu bleiben. Unser Navi hatte mal wieder das Gefühl, dass wir Jesus seien und über das Meer flitzen könnten. So drehten wir, fuhren zurück und fragten mal kurz Mister Google nach dem richtigen Weg.
Entlang von Lagunentümpelchen mit Flamingos fuhren wir nun auf die Fastinsel. Der Camping gefiel uns sehr gut und so buchten wir gleich zwei Nächte.
Die eine Hälfte der Reisegruppe machte sich noch auf, um die nähere Umgebung (ein schönes Naturschutzgebiet mit einem eindrücklichen Klippen-Wanderweg) zu erkunden.
Auch der einsetzende Regen und die stürmischen Böen konnten das Erlebnis nicht trüben.
Auf dem Campingplatz richteten wir uns gemütlich ein und da das Wetter nicht super war, gab es dann schon bald Apéro und später eine feine Rösti, in der Luft elegant gewendet und mit Käse überbacken.
Nach dem Nachtessen schauten wir noch etwas auf die Wetterkarte und waren uns einig: wir hätten gerne etwas mehr Sonne als in den nächsten Tagen in Frankreich zu haben war. So buchten wir kurzerhand eine Fährenüberfahrt nach Sardinien…
Die Nacht war bis morgens um 6 Uhr super ruhig, dann ging kurzzeitig die Post ab: Kirchengeläute und Leerung der Container waren angesagt. Danach wurde es wieder still. Wir krochen etwas später aus den Federn und machten uns auf, eine Boulangerie zu finden. In einem kleinen, herzigen Städtchen wurden wir fündig und eine Grummeltante verkaufte uns feines Brot für unser Frühstück. Dieses wollten wir an einem schönen Ort geniessen, sodass wir uns auf den Weg machten, um ein nettes Plätzli zu finden. Wir sahen einen Wegweiser in Richtung Saint-Antoine-l’Abbaye. Das musste ja fast ein schöner Ort sein, wenn es extra einen Wegweiser in Richtung Hügel gab. Wir fuhren den schmucken Weg entlang und genossen das unglaublich schöne Panorama. In der Schweiz würde man sagen: Fels trifft Jurahügel – auf der einen Seite waren Berge, man sah z.T. noch verschneite Kronen, auf der anderen Seite die Sanften Hügelzüge mit grünen Hängen und saftigen Wäldern.
In Saint-Antoine-l’Abbaye fuhren wir mutig ins Dörfchen, quetschten uns durch die Gassen und waren froh, dass unser Camper so dynamisch und gelenkig ist. Auf dem offiziellen Stellplatz der Gemeinde genossen wir das Frühstück mit Aussicht auf dieses wunderschöne Städtchen.
Anschliessend zog es uns per Fussmarsch in Richtung ehemaliges Kloster. Im Städtchen waren einige Tafeln mit Informationen ersichtlich. Ritter Guérin de Valloire soll krank gewesen sein und gelobte, falls er gesunden würde, sein Leben in den Dienst der Kranken zu stellen. So gründete er 1095 einen Ritterorden, welcher das Ziel hatte, Krankenhäuser zu errichten. Offenbar gab es in Saint-Antoine-l’Abbaye ein grosses Spital im Klosterdorf, von welchem jedoch nur noch einige Mauern übrig sind. Dagegen sind 2 Krankenhäuser noch ziemlich gut erhalten, eines für die Armen und eines für die gut betuchten. Nachdem das Kloster ab 1787 noch kurzzeitig ein Frauenkloster war, wurde es 1792 im Zuge der franz. Revolution aufgelöst.
Über den Seiteneingang betraten wir die Kirche. In und um die Kirche sind Renovationsarbeiten im Gang. Trotzdem konnten wir uns einen guten Eindruck des wunderschönen Baus machen. Über den Haupteingang verliessen wir die Abteikirche in Richtung Altstadt.
Wieder beim Camper angekommen machten wir uns auf den Weg in Richtung Mittelmeer. Als Reiseziel heute hatten wir einen Campingplatz in Cassis herausgesucht. Um schneller dort zu sein, gönnten wir uns ausnahmsweise eine Fahrt auf der Péage-Route.
Leider war der Campingplatz in Cassis bereits mit Complèt angeschrieben. Da hatte wohl jemand keine Lust auf Gäste, denn es war ersichtlich, dass noch einige Plätze unbelegt waren. Wir entschieden uns, einfach weiter zu fahren.
So landeten wir auf dem Campingplatz oberhalb von Ceyreste. Eine wunderschöne Anlage mit tollen Bäumen und Plätzen, dazu noch mit Blick aufs Mittelmeer. Wir suchten uns einen schönen Platz aus und klauten einem holländischen Paar etwas die Sonne und Aussicht, aber es war ja nur für eine Nacht.
Die Stadtbesichtigung von Annecy stand auf dem Tagesplan. Wir fuhren deshalb in Richtung Tal und zurück nach Annecy. Nachdem wir einen genug grossen Parkplatz für unseren Camper gefunden hatten, spazierten wir in Richtung Seepromenade. Das Panorama war unglaublich: Berge mit weissen Spitzen, dazu die malerische Altstadt von Annecy, die Bäume, Blumen, das Wasser, einfach wunderschön!
Auch wenn es noch immer viele Menschen auf den Strassen hatte, im Vergleich zum Tag davor, hatte es weniger Volk auf der Strasse und in den Gassen. Wir schritten durch die herzigen Gässli durch die Altstadt, genossen den Anblick und das schöne Wetter. Nach einer kurzen Pause im Stadtpark kehrten wir nochmals in die Altstadt zurück und gönnten uns noch eine Kugel Glacé. Zuerst standen wir vor 74 Geschmäcker, was uns etwas erschlug. So gingen wir einen Glacéstand weiter und die Auswahl war da mit nur ca. 20 Geschmäckern etwas übersichtlicher. Wir standen also an, bestellten nach einer ganzen Weile Wartezeit (gut, es hatte ja auch 2 Kunden vor uns) endlich unsere Glacés. Wir bezahlten und die Dame wollte zur Tat schreiten. Sie wurde daraufhin von der Kollegin unterstützt, welche sich unserem Glacéwunsch annahm. Kaum die Glacéschaufel in der Hand, wurde sie dann vom Chef persönlich abgelöst. Wir entschieden uns fürs Cornet. Er griff zielstrebig zum mittleren Cornet und rammte seinen Glacéschöpfer 4x in die Masse. Nun, das Buschtelefon hat auf 1.5m nicht funktioniert, sodass der gute Herr meinte, er müsse die Burbackiarmee mit Glacé verköstigen und nicht bloss une boule aufladen. Beim zweiten Glacé deklarierten wir das dann nochmals und so gab es eine Zwergenportion mit nur einer Kugel. Das Eis schmeckte wirklich sehr gut.
Leider mussten wir danach aufbrechen, hatten wir doch noch keine Bleibe und noch eine Fahrt vor uns. Diese führte uns über kleine Passstrassen bis nach Rovon. Dort fanden wir einen schönen Stellplatz gleich oberhalb der Isère. SportkennerInnen wissen: der Fluss entspringt im Val d’Isère, dem berühmten Weltcuport in den Alpen. Warum genau die Isère fast schwarz ist, das haben wir nicht herausgefunden. Unseren englischen Nachbarn hat das jedoch nicht daran gehindert, in dieser Brühe fischen zu gehen.
Frühmorgens wurden wir in einer etwas eisigen Atmosphäre wach. Ob diese eisige Stimmung wohl am Kaffeeentzug lag? Nein, diesmal nicht: die Heizung hatte mitten in der Nacht gefunden, dass sie nun genug geheizt hätte und so fiel die Temperatur über Nacht auf frostige 8°-Innentemperatur. Zum Glück liegen wir auf unserem „Schäfchen“-Futon und mit unseren kuschelwarmen Decken auch wohltemperiert im Camper, wenn die Heizung streikt und die menschlichen Öfeli haben einwandfrei funktioniert.
Wie immer im Camper schliefen wir ausgezeichnet, sodass wir schon wieder etwas knapp unterwegs waren, denn um 9 Uhr war Frühstück auf Balkonien angesagt. Wir genossen den feinen Zmorgen mit Aussicht und Sonnenschein, bevor wir in Richtung Frankreich aufgebrochen sind.
Wir entschieden uns für die Fahrt via Grenzübergang Le Châtelard Frontière zu fahren. Es hat sich gelohnt. Die Strecke ist wirklich schön: mitten in der Natur schlängelt sich die Passstrasse durch die Alpenlandschaft. Mit Ausnahme von ein paar potentiellen Organspendern (Rennvelofahrer) waren wir ziemlich solo unterwegs.
Unser letzter Halt vor der Grenze war dann in Le Châtelard Frontière. Einen Velodino sieht man nicht alle Tage und so gab’s ein Fotoshooting mit dieser interessanten Echse. Anschliessend passierten wir den Zoll. Und was für einen Zoll! Ja, Le Châtelard Frontière hat 12 (gutgezählte) Häuser und einen ZOLL! Dieser ist zwar nicht besetzt, ABER: man ist dort gewappnet, falls dann mal die Hauptverbindungsachse Frankreich Schweiz durchgehen sollte! Es könnte ja sein, dass irgendwann in nächster Zeit das Verkehrsaufkommen doppelt so hoch ist, wie z.B. beim Grenzübergang Waldshut – die Walliser sind ready!
Wir sind also in France angekommen und fuhren weiter in Richtung Chamonix. Die Gletscherlandschaft um das Mont Blanc – Massiv ist phantastisch! Der hellblaue Schein des Gletschereises, darüber einen Schneebelag und das Glitzern der Sonne im Schnee, wirklich wunderschön!
Von Chamonix ging’s dann in Richtung Annecy. Wir hatten dort einen schönen Stellplatz recherchiert. Als wir in Annecy angekommen sind, gab’s natürlich Stau. MenschenMASSEN drängten sich über die Fussgängerstreifen. Immer wieder fielen uns LäuferInnen mit Nummern auf – wir befanden uns mitten im Annecy Marathon… Der Stellplatz war dementsprechend überfüllt, sodass wir uns entschieden, den Stadtbesuch um einen Tag zu verschieben.
Auf der Fahrt dem See entlang sahen wir dann den Wegweiser zum Campingplatz „Le Panoramic“.
Bei der Reception erhielten wir einen Plan. Wir durften uns einen freien Platz aussuchen und sollten Bescheid geben, welche Nummer wir besetzen würden.
So stiefelten wir in Richtung Camper-Stellplätze. Schon die ersten zwei Stellplätze waren durch Schweizer belegt: ein Neuenburger mit einem in die Jahre gekommenen Fahrzeug und ein Luzerner mit dem modernsten Tabbert-Wohnwagen inklusive donnernder Klimaanlage auf dem Wohnwagendach und einem nigelnagelneuen Mercedes Minivan. Da hatten wir sie wieder, die schweizer Luxustouristen… Neben dem Wohnwagen war noch eine echte Lounge aufgebaut und die Familie sass gemütlich dort. Plötzlich fiel uns auf, dass das ein sehr spezieller Luzerner-Dialekt ist. Dazu Augen, welche nicht wegen der Sonne zugekniffen sind und Masken beim Sitzen im Freien, trotz Abstand: das konnten wohl kaum Freiheitstrychler sein! Nein, es waren chinesische Zeitgenossen, welche sich wohl in Luzern mit dem neusten vom neusten eingedeckt hatten. Nebst dem Fahrzeug und dem Wohnwagen gesellte sich noch ein weiterer Platz mit einem Zelt zur Entourage. Man muss ja irgendwo essen können.
Wir fanden einen Platz, welcher uns gefiel. Meldeten diesen an, stellten den Camper sauber hin und verabschiedeten uns auf die Sonnenterrasse zu einem Apéro.
Wir genossen die fantastische Aussicht auf die Berge, den See und die idyllische Ruhe. Diese wurde kurzzeitig abrupt durch einen französischen Haudegencamperfahrer gestört. Wie vom Affen gebissen fuhr er sein Guetzli (Fachbegriff für einen alten, etwas aus der Form geratenen Camper) in Richtung Stellplätze, riss das Steuer herum und fuhr in die unterste Campergasse. Ja, in den Campergassen ist Schritttempo angesagt. Sein Schritt muss schneller sein, als der von Carl Lewis im 100m Sprint.
Nach einer kurzen Ruhephase donnerte das gleiche Guetzli aus Gasse 2 heraus und wollte mit einem schnellen Turn in die Gasse 3 einbiegen. Da knallte es mal kurz und der Camper blieb zwischen Metalltorbefestigung und Betonpfosten stecken. „Mal hindere, mal füre, mal links, mal rächts“ war nun das Motto und siehe da, rückwärts hinausfahren half. Man sah die lädierte Seitenwand nun sehr deutlich, aber: nebst all den anderen Lädierungen, sah das eigentlich ganz stimmig aus.
Noch mit Sonne, blauem Himmel und wunderbarer Aussicht begannen wir mit dem Znacht kochen. Pasta mit einem knackigen Jungsalat stand auf dem Speiseplan. Wir wollten unbedingt den edlen Balsamico ausprobieren, welchen wir geschenkt bekamen. So zupften wir den Salat zurecht, würzten diesen, schmeckten ab und schliesslich öffneten wir den edlen Balsamico. Genussvoll liessen wir die fast schwarze Flüssigkeit auf die Blätter tropfen. Nun griffen wir nach dem zweiten Fläschchen und wollten ebenso kultiviert das Olivenöl über den Salat träufeln. Doch statt des flüssigen Goldes tropfte eine fast schwarze Flüssigkeit aus der Flasche. Konsistenz wie Balsamico, Farbe wie Balsamico, Geschmack wie Balsamico: es war Balsamico – einfach etwas milder als die erste Flasche. Was nun? Hatten wir einen Ersatz für Olivenöl dabei? Weder Eier, Milch noch Fruchtjoghurt konnten uns überzeugen. So gab es nur eine Option: es musste Olivenöl her. Im Restaurant wurden wir fündig: dort gab es für 22 Euro eine einheimische Weinflasche, kombiniert mit etwas Olivenöl für 2 Personen. Die wohl teuerste Salatsauce in unserer Campergeschichte schmeckte himmlisch!
Ja, unsere Heizung war dann auch wieder an Board, aber wie bereits in Nendaz nur zum Einschlafen. Danach klinkte sie sich aus. Immerhin brummte sie uns noch in den Schlaf und dieselte den Nachbarn das Zelt etwas voll;-)
Dank einem DAG von Frau Lehrerin starteten wir dieses Jahr früher in unsere Camperferien. Wir entschieden uns, der Sonne und dem Sommer entgegen zu fahren und in Richtung Süden aufzubrechen. Unsere erste Etappe führte uns in die (echte) Sonnenstube der Schweiz. Nach einem Zwischenhalt zum Abgeben eines Osternestchens in Baselland fuhren wir via Autobahn nach Montreux. In Montreux wurde spontan entschieden, die Autobahn kurz zu verlassen und die schöne Seestrasse zu nehmen.
Das mit dem Kurz war dann so eine Sache… Bereits beim Lichtsignal in Clarens war Stau. Wir sahen bereits dort einige spezielle Persönlichkeiten, welche den Fussgängerstreifen überquerten. Auf der Seestrasse wurde es dann klar: es fand ein Manga-Event statt in Montreux. Von farbigen Haaren bis Vollmontur war alles vorhanden.
Wir genossen die wunderschöne Kulisse: verschneite Bergspitzen, blühende Blumen und den See. Dazwischen immer wieder verkleidete Mangas.
Im Wallis waren wir zum Essen eingeladen und genossen den feinen Znacht mit Aussicht. Danach ging’s zur ersten Übernachtung der Südreise 2022. Heizung an, „Läden“ rauf (ja, im Camper wird die Verdunkelung nach oben gezogen) und ab nach Bettenhausen.
Am Morgen wurden wir mal wieder um 7 Uhr aus dem Bett geglocknert. Aufstehen war aber trotzdem noch kein Thema, eher umdrehen und nochmals weiter träumen. Etwas später bequemten wir uns dann doch aus dem Bett und als wir die Türe öffneten hatten wir eine nette Begrüssung: diverse Enten und Enteriche spazierten auf dem Camping umher und eine davon kümmerte sich um uns. Sie quakte uns einen guten Morgen und blieb auch während dem Frühstück immer in unserer Nähe (… nicht ganz un-bestochen …).
Anschliessend drehten wir mit unserem SUP nochmals ein paar Runden auf dem See, legten es dann zum trocknen an die Sonne und begannen zusammen zu packen.
Heute ging es zurück nach Österreich. Für uns waren zwei Nächte in einem schönen Wellnesshotel in der Ortschaft Au im Bregenzerwald reserviert.
Der Weg ist bei Camperferien auch immer etwas das Ziel. Wir fuhren durch das wunderschöne Ammergau und das angrenzende Lechtal. Nette Dörfchen, tolle Wälder, schönes Gewässer,…
Der Grenzübertritt war kurz und bündig und schon waren wir wieder in Österreich. Zielstrebig fuhren wir unser Hotel an und genossen die letzten zwei Nächte unserer Ferien beim Wellnessen, in der Massage und natürlich beim Dinner.
Als wir am Morgen die Fenster öffneten, standen wir fast alleine da: viele Camper hatten den Ort bereits verlassen. Wir kochten noch einen Kaffee und fuhren dann ebenfalls in die Stadt. Wir kurvten etwas herum, fanden dann aber einen Parkplatz, sogar mit Schatten.
Nach einem ca. 30min-Märschli befanden wir uns am Stadttor. Wir besichtigten die Gässchen nun noch am Tage und fanden uns gleich neben der Mozart-Statue im Kaffee wieder.
Wir pushten uns quasi mit Koffein für die nächsten Besichtigungen: wir enterten den Burghügel. Da es vor dem Schloss eine lange Schlange hatte, wählten wir den Alternativweg in Richtung Mönchsberg.
Wir bildeten uns an den aufgestellten Tafeln weiter und landeten schlussendlich beim Museum der Moderne. Dieses Museum hat eine Terrasse mit einer fantastischen Aussicht. Zeitlich reichte es leider nicht mehr für einen Drink auf der Terrasse und so fuhren wir mit dem Lift nach unten. Aus dem Lift ausgestiegen, mussten wir noch die Tantiemen für den Lift abliefern, denn in Österreich kostet fast alles.
Schweizerisch pünktlich waren wir minutengenau zum Ablauf der Parkzeit beim Camper, stiegen ein und düsten los, in Richtung Deutschland. Ziel war einer der zahlreichen bayrischen Seen, um uns einerseits abzukühlen, andererseits unser SUP nochmals auszukosten.
Beim Campingplatz Halbinsel Burg am Staffelsee wurden wir fündig. Kaum den Camper abgestellt, war das SUP schon ready und wir stachen in den See. Es war herrlich! Wir paddelten umher, genossen die super Aussicht und kühlten uns ab. Als es anderswo schon regnete, genossen wir noch immer Sonne, Sonne und nochmals Sonne.