Wenn auf einen gewettet wird

Da wir nicht allzu früh aufgebrochen waren, hielten wir auf der Stellplatz-App nach geeigneten Übernachtungsmöglichkeiten Ausschau. Wir entschieden uns für ein nettes Plätzchen in einem Yachthafen. Das Navigationssystem schickte uns zielstrebig von der Hauptstrasse weg, mitten durch das Dörfli.

Immer wieder fiel uns auf, dass Autos, die vor uns gefahren sind, wieder entgegen kamen und die Co-Pilotin meinte, ob es sein könnte, dass die Strasse immer enger werde. Das mit der Strasse war ja korrekt, aber wegen den letzten paar Metern alles rückwärts zurück, schien uns auch keine Lösung zu sein. So fuhren wir weiter in Richtung Hafen und die Strasse verengte sich je länger je mehr. Doch es wurde nicht nur enger, nein, plötzlich machte die Strasse noch einen rechten Winkel. Wir sägten und sägten, bis wir schliesslich mit eingeklappten Spiegeln und auf jeder Seite 3cm «spatzig» um die Ecke kamen. Doch kaum waren wir durch dieses Hindernis durch, sprang uns ein winkender Mann fast vor den Camper. Wir stoppten und betätigten den Fensteröffner, genau so wie der Mann es gefordert hat. Dieser war überglücklich und gratulierte uns, dass wir ohne Schaden um die Ecke gekommen sind. In diesem Moment sahen wir, dass es ein kleines Restaurant war und alle Augen auf uns gerichtet waren. Er hätte als einziger auf uns gewettet, dass wir ohne Schaden durch das Hindernis kämen, sonst hätten alle auf Schaden gewettet! Es freute uns natürlich sehr, dass wir diesen Mann glücklich machen durften.

Kurz darauf waren wir im Yachthafen und richteten uns gemütlich ein. Vermutlich gab es noch ein Glas Vino Verde, bevor wir ins Land der Träume abglitten. Selbstverständlich wären wir am nächsten Tag wieder den gleichen Weg hoch gefahren, das war aber mit dem Strassenschild «Einfahrt verboten» untersagt.

Parkplatz Hotel Ibis, Porto

Vom Hitzeplatz fuhren wir in Richtung Porto und freuten uns, dass in Küstennähe sicherlich ein nettes Lüftchen für angenehmes Klima sorgen würde.

Auf der Reise nach Porto hörten wir immer mal wieder die Hubschrauber über uns donnern. Leider gab es einen Waldbrand, dies sahen wir einige Hügelzüge später. Die Hitze und Trockenheit waren im Juli 16 sehr ausgeprägt. Es soll in der Woche nach unserem Aufenthalt bis 40° heiss geworden sein.

Als wir in Porto einfuhren, zog es uns sogleich ans Wasser. Wir fanden einen Parkplatz gleich an der Flussmündung – im Nebel! Das war echt ein mystisches Schauspiel, welchem wir gerne eine Zeit lang zuschauten. Als sich der Nebel etwas gelichtet hatte, setzten wir uns in ein nettes Restaurant und gönnten uns ein Glacé.

Wir logierten in der Woche Porto nicht wie üblich im Camper, sondern im Hotelzimmer, da wir ja zur Studenten-WM angereist waren. So musste unser Camper knapp eine Woche ohne uns auf dem Hotelparkplatz übernachten und wurde lediglich für Fahrten in die Stadt quasi zweckentfremdet und als Auto eingesetzt.

Nach einer grossen Schlusszeremonie der StudentInnen-WM mit endlosen Reden hiess es Abschied nehmen. Statt wie üblich ins Alibi (nettes kleines Kaffee) zu gehen und einen frisch gepressten Orangensaft zu geniessen, hiess es nun Abschied nehmen. Wir deckten uns noch mit Proviant und vor allem mit Orangen ein, bevor wir uns in Richtung Norden verabschiedeten. Porto zu verlassen fiel uns nicht leicht, doch wir freuten uns natürlich auch, dass es nun Richtung Bordeaux gehen sollte.

Um 18.40 Uhr und mit 48’213km auf dem Tacho waren wir «on the road again»!

4 Tage – 4 Länder – 3

Am ersten Tag in der Schweiz geschlafen, am zweiten in Südfrankreich, dann hoch über dem Meer in Spanien und am vierten Tag war dann Portugal an der Reihe.

So fuhren wir vom Camping direkt auf die Autobahn und folgten dem Wegweiser «Marokko» für einige Kilometer. Da Tankstellen evtl. Mangelware sein könnten, beschlossen wir bei der ersten Raststätte den Tank zu füllen. Zwischen verrosteten Renault Clios, einem schrottreifen Car und diversen laut lamentierenden afrikanischen Ladies füllten wir unseren Camper auf. Das sollte auch nötig sein.

Dann hiess es wieder Tempomat auf der Autobahn. Die absolut neuwertige Autobahn führte uns ins Niemandsland. In dieser Mischung aus Steinwüste und karger Taiga kam uns der neue Belag der Autobahn (Dank an die EU;-)) wie ein Farbfleck vor. Wir beschlossen unsere Standard-Autobahn-Tempomatgeschwindigkeit zu erhöhen, da es echt laaaaangweilig war. Schattenseite war, dass unser sonst sparsamer Camper kurzzeitig zum Schluckspecht mutierte. Glücklicherweise hatten wir noch vollgetankt, d.h. auch mit einem durstigen Camper würden 700km gut drin liegen.

Plötzlich wies uns das Navi zur Autobahnausfahrt. Wir fuhren anschliessend über eine eher schmale Piste Hügel um Hügel hinauf, bis wir schliesslich das Schild PORTUGAL erblickten und damit klar wurde: wir sind in Portugal!

Für die Nacht avisierten wir den Cepo Verde, einen wirklich schmucken Campingplatz. Wir entschieden uns für einen schattigen Platz und fuhren so rückwärts quasi in den Busch. Der Schatten war auch nötig, denn die Hitze war richtig krass! Da half schlussendlich nur gekühlter Weisswein für 90 Eurocent das Glas. Ja, wir haben gut geschlafen.

4 Tage – 4 Länder – 2

Nach einem opulenten Frühstück fuhren wir quasi parallel zur französisch-spanischen Grenze entlang der Pyrenäen. Vorerst war Biarritz unser Ziel am Atlantik, denn wir wollten sehen ob es a) wirklich so grosse Wellen gibt und b) so touristisch ist, wie man hört.

In Biarritz angekommen war Stau, Punkt b) war also bereits abgearbeitet und so machten wir uns an Punkt a). Leider mussten wir die Übung abbrechen, denn es hatte wirklich, wirklich viele Leute und einen freien Parkplatz, auch weit ausserhalb von Biarritz, war nicht in Sicht. So machten wir uns daran, einen Platz für die Nacht zu finden.

Wir fuhren Campingplatz um Campingplatz an, doch bei jedem hing das Schild «complet», sodass wir schlussendlich plötzlich auf spanischem Boden waren. Auch dort schien es vorerst so, dass kein Camping weit und breit Platz für unseren Camper hatte. In Zarautz schliesslich hatten wir Glück und durften hoch über dem Meer die Nacht verbringen.

4 Tage – 4 Länder – 1

Von St. Prex machten wir uns auf den Weg nach Südfrankreich. Erste Klippe: beim Zoll war ein grosser Stau. Aber Stau im Camper ist ja kein Problem, denn man hat Radio, Kühlschrank, Getränke, Apéro…

Anschliessend «rasten» wir via Autobahn in Richtung Süden, umschifften Lyon und waren bei Avignon auf dem Sprung nach Marseille, besannen uns dann aber noch und fuhren via Montpellier in Richtung Carcassonne. Obwohl uns die Autobahnfahrt finanziell fast ruiniert hat, liessen wir uns die Stimmung nicht verderben. Innerhalb von ca. 5h hauten wir in etwa 4 CH- Autobahn-Vignetten raus!

Beim Blick auf das Mittelmeer war das jedoch schnell wieder vergessen und wir machten in Le Cap Agde halt. Es war wundervoll. Petrus genoss mit uns den sonnigen, traumhaften Abend im kleinen Hafen von Agde. 1 Carafe vin, 1x divers poissons und 1x moule marinières gönnten wir uns im herzigen Bistrot mit Meeresblick.

Nachdem die Sonne schon eine Weile verschwunden war, verliessen wir diesen wunderabaren Ort und machten uns auf, einen Stellplatz anzufahren. In Richtung Carcassonne gab uns die App mehrere Stellplätze an. Nachdem wir mehr und mehr in die absolute Wildnis und dunkle Waldecken vordrangen, gaben wir den ersten Stellplatz auf und fuhren in Richtung zweiter Option. Das war eine gute Entscheidung, denn wir nächtigten in einem kleinen Hafen (Trèbes) am Canale du Midi, gleich neben Penichettes und anderen Hausbooten.

3500 km angesagt, gemacht 5000 km = Differenz 1500km

Am 14.07.16 um 18.34 Uhr / 8°C starteten wir vollgetankt an der Migrol in Wallisellen zu unserem nächsten Sommerferienabenteuer. Unser Ziel war Bordeaux. Dazwischen waren wir noch an der Studentinnen WM im Unihockey engagiert, sodass wir Bordeaux quasi via Porto erreichen würden.

Das erste Etappenziel war St. Prex am Genfersee. Von einer vergangenen Tour wussten wir, dass es dort einen perfekten Platz (und das noch legal;-)) mit Seeanstoss gab. Auch nach Sonnenuntergang war es traumhaft. Die Lichter der französischen Seeseite spiegelten sich auf der Seeoberfläche, die Sterne guckten auf uns herab, wir haben einen guten Start erwischt.

Am nächsten Morgen suchten wir eine Bäckerei in St. Prex. Dies dauerte mehr als eine Stunde, da wir noch das wirklich herzige Altstädtchen erkundeten. Kaffee und Frühstück mit direktem Blick auf den Genfersee ist einfach schön!