Unerforschtes Land

Wegen des Regens bei unserer letzten Bretagne-Reise, hatten wir den Nordwestzipfel quasi übersprungen. Diese Erfahrungslücke wollten wir unbedingt am 2.8.19 schliessen. Wir machten uns auf den Weg, fuhren möglichst dem Meer entlang in Richtung Norden. Die Landschaft ist wirklich schön: zerklüftete Küstenabschnitte wechseln sich mit Sandstränden ab. An genau einem solchen machten wir halt, stellten den Camper auf einen Parking und stiegen hinunter in die Sandschneise. Alle Leute, die sich „häuslich“ eingerichtet haben (Schirm, Badetuch, etc.) waren viele, viele Meter vom Wasser entfernt, sodass wir davon ausgingen: es ist Ebbe. Wir liefen zum Wasser und tauchten unsere Füsse ins wirklich sehr kalte Nass. Ganz am linken Rand des Strandes suchten wir uns ein nettes Plätzchen und chillten etwas im Sand. Das Wasser war noch ein paar Meter von uns entfernt, kam jedoch immer näher. Wir lagen nun da, bis unsere Füsse nass wurden. Einen Schwumm später war das Wasser dann schon ziemlich viel weiter oben und wir mussten den Bag mit unseren Sachen vor den Fluten in Sicherheit bringen. Wir entschieden uns, auf die andere Seite des Felsens zu wechseln, da dieser schon ziemlich umflutet war und wir oberschenkeltief durchs kalte, glasklare Atlantikwasser wateten. Wir nahmen das auch gleich als Anlass, wieder zurück zum Camper zu gehen, da sich nun auch noch eine Surfschule am Strand ausbreitete.

Der endlose Sandstrand bei Ebbe (letzte paar Meter bis zum Wasser)

Wir fuhren weiter der Künste entlang, welche wie aus einem Bilderbuch, bzw. einem Bild ist. Das in Dietlikon hängende Bild von De Lannoë aus der Bretagne zeigt weisse Häuschen inmitten der Graslandschaft und der Küste des Finistère.
Wir fuhren bis zum nächsten schönen Mini-Hafen und gönnten uns in der Crêperie einen Coup. Vanille-Glace, Schokolade und Marroni-Crème, eine tolle Kombination!

Glacé in der Crêperie mit Aussicht auf den Mini-Hafen.

Gut gestärkt fuhren wir in Richtung Meneham. Es ist wirklich nicht zu Glauben, dass dieser Strand, diese Landschaft um Meneham im Reiseführer nicht erwähnt wird. Wir auf jeden Fall waren uns einig: das ist einer der schönsten Plätze, welchen wir schon je besucht haben. Die Landschaft hat ein bisschen den touch einer perfekt geschaffenen Zoolandschaft: Weite Wiesen, schöne Häuschen und dazwischen abgeschliffene Felsen und Felsbrocken. Es folgt ein Sandstrand, als wäre man am indischen Ozean, die Grüntöne des Meeres wie in der Karibik und die Klarheit des Wassers, als ob man direkt an der Bergquelle steht!
Wir suchten uns einen Platz in der Nähe eines Leuchtturmes aus. Gleich vor dem Leuchtturm war leider schon alles besetzt, sodass wir etwas weiter in Richtung Westen parkierten. Wir genossen den Strand in vollen Zügen, kletterten auf die abgeschliffenen Felsen, spazierten über den feinen Sand und kühlten uns im klaren Wasser.

Der Traumstrand in der Bretagne, im Hintergrund ist noch Le Phare sichtbar.

Zum Znacht gönnten wir uns eine Tomatenpasta à la Camper und zum Abschluss genossen wir den Sonnenuntergang auf dem Bänkli, gleich oberhalb des Strandes. Und wie jeden Abend gab es auch diesmal eine Handvoll Verrückte, die noch im Wasser schwammen, brrrr… Wir zogen da den warmen, kuscheligen Camper vor.

Feuerwerk in Le Conquet

Am Nationalfeiertag stand eine längere Fahrt auf dem Programm. Von unserem Stellplatz auf der Presqu’Île de Quiberon wollten wir nach Le Conquet fahren. Le Conquet war bei unserer letzten Tour durch die Bretagne der Wendepunkt: es regnete und regnete, es war verhangen und wir wollten einfach nur noch die Sonne sehen. Damals fuhren wir deshalb schnurstracks in Richtung Malo und liessen den Nordwesten der Bretagne im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.
Wir starteten die Etappe, in dem wir noch ganz an die Spitze der Presqu’Île de Quiberon fuhren um dort am Hafen das Frühstück zu geniessen. Obwohl wir bereits früh auf den Beinen waren, sahen wir, dass die Fähre in Richtung Belle-Île bereits wieder übervoll war. Ebenfalls waren zwei Touristenschiffe randvoll mit Passagieren und wir dachten: lieber 6 Apérosticker in der Sardinendose als wir.

Die Fähre fährt um 9.30 Uhr in den Hafen ein.

Wir beschlossen, die Schnellstrasse via Brest zu nehmen und fragten uns, ob auch diesmal wieder Yves Montand „Il pleuvait sans cesse sur Brest“ zur Geltung kommen würde. Nein, es blieb trocken und so waren wir umso motivierter, denn wenn Brest trocken ist, müsste Le Conquet im Sonnenschein sein. Um Brest herum begann dann unsere Hauszicke mal wieder irgendwelche komischen Wege, bzw. Rumpelpisten auszuwählen und hetzte uns nördlich von Brest durch. Irgendwann hatten wir genug, nahmen die Karte zur Hand und fuhren unseren Weg. Schlussendlich triumphierten wir, dass unser Weg 1 Minute schneller war, als der der Navizicke. Ok, wir mussten etwas Gas geben, aber es ging ja schliesslich ums Prinzip. Ausserdem war die Strasse um ein Vielfaches angenehmer als die Abkürzugswege des Navis.

Patentiertes Wäschetrocknersystem von Glo-Bus.

Wir bezogen ein tolles Stück Campingplatz auf dem Camping les blancs Sablons, gleich vis-à-vis von Le Conquet. Kaum waren wir eingerichtet, die Wäsche war gewaschen und aufgehängt, sassen wir aufs Velo und fuhren über das Flüsslein-Meeresarmdingsbums ins alte Fischerdörfli. Wenn die Sonne scheint, ist das Dörfli wirklich eine Wucht! Die Steinhäuschen, die schicken Lädeli, die kleinen Restaurants, einfach toll.

Blick von unserem Platz im Restaurant.

So feierten wir den Nationalfeiertag schlussendlich im „Le Relais du Vieux Port“ mit einem 3-Gang Menu. Der Höhepunkt des Menus war ein Schlussfeuerwerk, gezündet mit reinstem Grand Marnier!
Vor der Rückfahrt rätselten wir, wie hoch die Promille-Grenze wohl in Frankreich ist (der Rosé war nur in der grossen bouteille zu haben…). Wir waren uns aber sicher, dass die Franzosen wohl eher eine %-Grenze kennen und fuhren bolzengerade zurück in Richtung Camping.
Kurz vor halb Elf liessen wir den Abend mit einem Spaziergang zum Strand und dem Sonnenuntergang ausklingen. Es war wirklich ein schöner 1. August!

Menhire von Carnac

Gut ausgeschlafen machten wir sogleich einen Tippel an den Strand und genossen die frische Morgenluft am Meer. Sofort fiel uns ein mega herziger Vogel auf, welcher im Meer herumhopste und wohl etwas Nahrung suchte. Der arme Kerl wurde leider jedoch kurz darauf von einer Möwe des Platzes verwiesen und musste sich woanders auf Nahrungssuche machen.

Unbeschwerter Vogel frühmorgens am Strand.

Auf dem Rückweg wollten wir noch kurz beim Campingshop vorbei, um Brot kaufen zu gehen. Beim Empfang war nichts, sodass wir uns in Richtung „Pizzeria“ machten. Die Pizzeria hat einen Schuss Ballermann, will heissen, dunkel, versifft und der Rauch hängt noch am Morgen überall. Ob es da Brot geben würde? Wir erkundigten uns und der unfreundliche Herr bestätigte mit einer elchmässigen Schnaubgeste, dass wir richtig waren. Sein Kollege, ebenso motiviert und wortgewandt, meinte auf die Frage, ob es ein Körnlibrot geben würde: non, Baguette et Pain. Wir dachten: nehmen wir doch das Pain und lassen uns überraschen, was das ist. Das Pain war quasi eine vergrösserte Baguette: doppelt so breit, doppelt so dick, zum Glück nicht doppelt so lange. Da sie defintiv nicht von den zwei Pizzaorks gebacken wurde, waren wir uns sicher, dass sie schmecken würde. Damit lagen wir richtig.
Da es schon fast 12 war, mussten wir uns nun sputen, denn um 12 muss man auch auf diesem Platz weg sein. Alles einpacken, Strom raus und tschüss: die zwei schweizer Bünzlis waren wieder zur richtigen Zeit draussen. Die Richtung war La Trinité sur Mer, gleich neben Carnac. Heute wollten wir uns kulturell etwas betätigen und Obelix’ Spuren suchen. Als wir in La Trinité sur Mer angekommen waren, den Camper parkiert hatten und fast bereit zum Einstieg ins Touri-Zügli waren, sahen wir super Postkarten und verweilten uns dort etwas. Ein Asterix-Band fand auch noch den Weg aus dem Kiosk, da dieser Band noch in der Sammlung fehlt. Kaum draussen: Platsch und Regen! Sofort hechteten wir eine Türe weiter ins Pub und gönnten uns ein Cola. Kaum war die Wetterlage etwas besser, gingen wir zum Zügli, stiegen ein und machten uns auf die Tour zu den Menhiren.
Während auf dem ersten Menhir-Feld noch ein ziemliches Durcheinander herrschte, wurde das bei den nächsten 2 deutlich besser und auch die Steingrösse nahm glücklicherweise etwas zu. Zu Beginn waren wir schon etwas enttäuscht, das waren keine richtigen Hinkelsteine, Obelix hätte die wohl eher als Halsschmuck verkauft. Beim mittleren Feld gab es dann auch noch ein richtiges Dolmen-Grab. Das war dann schon beeindruckend, wenn man überlegt, dass diese Steine ca. 4500 Jahre VOR CHRISTUS (!) aufgetürmt wurden. Wir fanden, dass das Grab für sein Altern einen respektablen optischen Eindruck macht, stabil ist es nachweislich ebenfalls und gegen Witterung ist man auch geschützt, sodass wir meinen: für die Ewigkeit durchaus geeignet.

Etwas rustikal, dafür langlebig: Dolmen in der Bretagne.

Nach der Rückfahrt im Zügli via Carnac gingen wir wieder zum Camper zurück und fuhren in Richtung Presque’île de Quiberon. Dort hatten wir einen schönen Stellplatz im Sinn und wir erinnerten uns nur zu gerne, wie wir beim letzten Besuch der Fastinsel umherwanderten und einen Schwumm im Wasser nahmen.
Wir genossen den restlichen Nachmittag auf der Insel und gingen nach dem Sonnenuntergang zurück zum Camper und kuschelten uns ein.

Sonnenuntergang auf der Fast-Insel.

Endlich ein Apéro

Aufstehen, duschen, Toilette leeren, alles einpacken et adieu: noch knapp vor 12 Uhr fuhren wir durch die Schranke und mussten uns von einem unserer Lieblingsplätze verabschieden. Ohne Kaffee war dann die Denkleistung doch eher bescheiden, sodass wir notfallmässig in Richtung Arzon kurvten, um dort im schönen Hafen einen Kaffee zu trinken. Die Cafés au Lait waren wirklich gut und wir befanden: ja, in Frankreich kann man den Kaffee wirklich trinken. Danach ging’s dem Hafen entlang, von Lädeli zu Lädeli. Es gab neue Schuhe, ein Mitbringsel (für wen wird an dieser Stelle noch nicht verraten…) und neue Apéro-picker in Form von Fischskeletten. Damit war klar: heute gibt es irgendwann noch einen Apéro.
Heutiges Etappenziel war ein Stellplatz gleich am Meer, ca. 2-3km weit weg von Arzon. Das tönt nach sehr nahe, täuscht jedoch, da das Meer dazwischen liegt. Wir umfuhren dieses also weiträumig, kauften zwischendurch noch ein, ersetzten das vordere, linke Birrli (seit 2 Tagen ausgefallen), schauten, dass der Kaffeespiegel gehalten wird und fuhren den Platz schnurstracks an. Leider complèt… Wir fuhren deshalb um die nächste Kurve und erblickten einen Campingplatz. Da die Landschaft hier wirklich toll ist, mussten wir einfach einen Nacht hier bleiben. Camper parkiert und ab an den Strand, die Luft, den Sand, die Wellen, die Sonne geniessen…

Apéro mit den neuen Fisch-Stickern, Bon App!

Nun war es endlich Zeit für den Apéro. Eigentlich untypisch für uns, dass wir erst nach so vielen Campertagen den ersten richtigen Apéro genossen. Wir taten dies dafür umso ausführlicher, nicht von der Auswahl her, sondern zeitlich.
Wir gingen vom Apéro dann sozusagen gleich ins Nachtessen über, Fiesta Mexicana war angesagt. Nach dieser Essorgie machten wir noch einen schönen Abendspaziergang bis zum Spitz der Bucht und guckten gegen Arzon. Danach genossen wir den Abend noch im Camper mit lesen. Bonne Nuit.

Stürmische Nacht

Schön ausgeschlafen nahmen wir den Tag in Angriff. Wir wollten es heute etwas gemächlicher angehen: lesen, hängen, Velo fahren und natürlich die Sanitären Anlagen auskosten. Doch plötzlich gab’s einen Notfall: die Milch für den Zvieri-Kaffee war aus, sodass wir schnurstracks die Velos packten und in Richtung Super U von Arzon radelten. Wir benutzten den schönen Veloweg, welcher durch Natur und herzige kleine Häuschen führte. Noch kurz über den Kreisel, ab auf den Parkplatz und gleich vor dem Eingang unsere zwei schönen Klappvelos aneinander ketten. Der Einkauf war ziemlich schnell erledigt: 5dl Milch und 500g Kaffe waren auf dem Poschtizätteli.
Sofort ging es retour, wir freuten uns riesig auf einen tollen Kaffee, mit Milch.
Wieder im Camper angekommen nahmen wir sofort die Bialetti zur Hand, füllten Wasser, Kaffee, drückten diesen Fest und ab auf die Flamme. Da, aus dem Nichts: zwei Früchtetörtli haben irgendwie den Weg in den Camper gefunden und wir fanden das zur Zvieripause sehr passend.
Als wir so in unseren Sitzen Kaffee tranken, stellten wir fest, dass schräg vis-à-vis ein Päärli mit Kind neu angekommen ist. Sie packten das Zelt aus dem Auto und begannen den Boden auszurollen. Wir waren etwas ins Gespräch vertieft, sodass wir erst ein paar Minuten später wieder zu unseren neuen Nachbarn hinüber guckten. Das Zelt war weg. Hää? Die hatten doch vorhin den Zeltboden verlegt? Sofort war uns klar, dass wir dem Geschehen etwas mehr Beachtung schenken müssen. Neuer Versuch und der Zeltboden wurde ausgerollt und nun schien den Zweien auch klar, dass man die Zeltstangen des Iglus durch die dafür vorgesehenen Laschen ziehen sollte. Die Aufrichte war also geschafft, nun ging’s ans Verankern. Der Hammer, fast so gross, wie das Kind, wurde einigermassen fachmännisch, jedoch in Zeitlupe auf die Heringe geschlagen. Oh Wunder, diese verschwanden nicht im Boden. Irgendwann wurde auch dieses Rätsel gelöst und so wurde der untere Bereich des Zeltes nun doch festgemacht. Der eine oder andere Hering wurde zwar im falschen Winkel eingeschlagen (statt im 45° Winkel gegen das Zelt im 20° Winkel vom Zelt weg), aber es nahm doch Formen an. Die zwei Erwachsenen liefen nun immer mal wieder ums Zelt und rätselten wohl, was denn da für Schnüre nach unten hingen. Irgendwie sagte es ihnen nichts, sodass sie begannen, das Zelt einzupuffen. Das sah dann ziemlich spannend aus, fast wie im Trickfilm, wenn das Zelt lebt und sich hin- und herbewegt. Die beiden bemerkten die Instabilität auch und dachten sich wohl: da muss doch noch was möglich sein. Gesagt, getan, sie fanden nun auch noch heraus, für was die übrigen Seile sind. Schön gespannt war das Zelt nun doch sehr gut fixiert, was auch nötig sein sollte.

Lesen und Hängen vor dem Camper

Nach dieser Darbietung lasen wir nochmals etwas, bevor wir zum zweiten Mal am gleichen Tag die Klappräder schnappten, dem Strand entlang fuhren, um dann schliesslich im „Grain de Poivre et Fleur de Sel“ eintrafen, um dort Znacht zu essen. Das herzige Restaurant ist von aussen zwar sehr unscheinbar, dafür umso hübscher im Inneren. Der Gastgeber ist super freundlich und hat uns mit unverständlichem Englisch durch den Abend geführt. Das Essen war sehr gut, der Wein ebenfalls. Wir wissen zwar noch heute nicht, was es für ein Wein war, denn dieser war unleserlich von Hand auf die Karte geschrieben. Es war ein schöner Abend, aber irgendwann wollten wir wieder zurück zum Camper. Wir hatten gesehen, dass es nun doch immer mal wieder einen Regenguss gab und so nutzten wir den Regenunterbruch, um aufzubrechen. Wir radelten schnurstracks in Richtung Camping und freuten uns, dass die Sonne nochmals kurz auf uns schien, wir wiegten uns in Sicherheit, dass wir das nun vor den nächsten schwarzen Wolken schaffen würden. 200m vor dem Camping machte es dann Platsch und es kam ein richtiger, wasserfallartiger Platzregen, natürlich noch mit schönem Gegenwind, sonst wären wir ja nicht so richtig nass geworden.

Menukarte im Restaurant Grain de Poivre et Fleur de Sel

Im Wetterbericht hatten wir von 70km/h Wind gehört. Wir dachten deshalb, dass wir wohl besser alles im Camper verstauen, was eine sehr, sehr gute Entscheidung war. Friedliebend gingen wir ins Bett, lasen noch in unseren Büchern und irgendwann, im Halbschlaf ging das Licht aus und wir dösten weg. Doch Petrus hatte da ganz anderes im Sinn: plötzlich zog ein echter Sturm auf, der Camper schunkelte und schaukelte, die Regentropfen prasselten auf das Blech. Zeitgleich meldeten sich unsere Mägen mit komischen Vorgängen, sodass wir darüber rätselten, ob wir nun Seekrank sind oder es daran liegt, dass der Camper leicht Abschüssig zum Kopf steht. Irgendwann kam dann doch die These auf, dass es wohl eher an der Mischung „Überessen – Alkohol – Frittierfett“ lag und die anderen zwei Faktoren wohl das einfach noch begünstigten. So disponierten wir um und lagen nun quasi verkehrt herum richtig im Bett. Petrus befand nun, dass es des Regens genug war und konzentrierte sich vollumfänglich auf die Blaserei. morgens um halb drei wollten wir dann doch noch kurz wissen, wie es unseren Nachbarn so geht und wir guckten hinaus: das Zelt stand stramm und trotzte dem Sturm wie wenn es gemauert wäre. Dafür wackelte das Iglu der Holländer verdächtig… Ob es gehalten hat oder ob sie es irgendwann nachgezogen haben, wir wissen es nicht, denn als wir um 10.30 Uhr aufgewacht sind, hatten wir ganz andere Sorgen: in einer Stunde musste das Feld geräumt sein!

War der Strand nicht länger?

Huuuuuuupppp! Huuuuuuupppp! Egal ob am Strand bei Porto auf Korsika oder unterhalb der Bretagne, es ist das Zeichen, dass le Boulanger oder die BoulangerIN vor der Campertüre steht und Brot bereit hält. Mitten in der Nacht schien das Brot vom Brotmobil heranschaffen eine klare Männerarbeit zu sein, Dunkelheit und so. Doch als wir die Türe öffneten, war’s schönes Wetter, mega hell und schon fast Neun Uhr. In der „queue“ wurde geduldig gewartet, bis im Peugeot-Transporter die Auswahl geckeckt werden konnte. Es war einfach: Baguette, Baguette-tradition, Croissant und Pain au Chocolat. Mit Ausnahme der Baguette wurde alles 1x konsumiert und 5 Meter weiter nebenan zum Camper transportiert. Kaffee aufsetzen, Picknick packen und ab an den Strand.

Espresso am Strand. Tasse = Grauimport aus Italien…

Heute gab’s Frühstück mit Aussicht auf den Jachthafen, das Meer und natürlich die am Horizont vorbeiziehenden, vor sich hindieselnden Ozeanriesen. Doch das eigentliche Schauspiel des Tages brachte eine „Hatermöwe“. Eine gemischte Möwengruppe näherte sich uns. Sie hatten wohl irgendwie mitbekommen, dass wir für sie durchaus interessante Nahrungsmittel an den Strand geschleppt haben. Als dann plötzlich etwas Käserinde irgendwie aus der Hand in Richtung Möwen schlipfte, ging das „Geguene“ los. Plötzlich fiel uns eine Möwe auf, die etwas gebückt, pfutternd umherstolzierte und die anderen Möwen lautstark anschrie. Natürlich hatten wir Mitleid mit dieser armen Möwe und versuchten, auch ihr mal etwas Brot in den Schnabel zu werfen. Doch das interessierte den Vogel herzlich wenig, denn sie war so fokussiert auf das Beschimpfen, Zwicken und Davonjagen der anderen Möwen, dass uns nun klar wurde: es ist eine Hatermöwe!

Hatermöwe «Sisyfus» räumt den Strand.

Mit einem vergrösserten Erfahrungsschatz in Bezug auf Möwen machten wir uns auf den Weg in Richtung Arzon. Bevor es jedoch richtig los ging, wollten wir noch kurz Wasser und etwas Lebensmittel im Intermarché kaufen. Kurz war unser Plan, dieser wurde jedoch durch Menschenmassen zu Nichte gemacht: zuerst brauchten wir für die letzten 500m Weg unendlich lange, da uns ein Marché aux Puces-Stau aufgehalten hat. Dann mussten wir, um in den Intermarché zu gelangen kurz anstehen und im Laden gab es dann den einen oder anderen Stau zwischen den Regalen. Ja, es ist Hochsaison und je südlicher, desto mehr!
Unsere Wasservorräte waren nun wieder aufgestockt, sodass wir die nächste Etappe befahren konnten. Wir fuhren über die gigantische Brücke bei St. Nazaire und sahen linker Hand die Werften „Chantier de l’Atlantique, wo nicht nur die grössten Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, sondern gerade die MSC Grandiosa für eine Schweizer Reederei kurz vor der Auslieferung steht.
Nach knapp 2 Stunden und einem Kaffeehalt war es dann soweit: Arzon lag vor dem Schutzblech und es kamen ein wenig Heimatgefühle auf. Wir checkten noch kurz die Alternativcampings, entschieden uns aber gegen die 3*-Campings und beschlossen, wieder unseren Kerver-Camping aufzusuchen. Pünktlich um 14.30 standen wir vor der Schranke, die jedoch bis 16 Uhr für Neuankömmlinge geschlossen ist. Aber was soll’s, wir haben ja glücklicherweise immer die Wohnung dabei, sodass wir Melone zwipften, lasen und das Schlafzimmerfenster kurz demontierten. Dann schlug es 16 Uhr und oh Wunder, die Franzosen können pünktlich sein und so fuhren wir auf den wunderbaren Platz Nr. 85, gleich hinter dem Strand. Selbstverständlich liessen wir es uns nicht nehmen, den ehemaligen Platz zu besuchen und wir stellten fest, dass auch in diesem Jahr die Boule-Kugeln dort um die Wette flogen.
Etwas später wollten wir den Strand aufsuchen, den endlosen Strand, den wir beim letzten Besuch mit Flip-Flops stundenlang beschritten, bis wir schlussendlich in Arzon Moules et Frites genossen, um dann, wegen des weiten Weges, mit dem Taxi zurück fuhren. Wir schritten also das sandige Gässli vom Camping zum Strand und wow, der Anblick ist auch ein paar Jahre später noch immer traumhaft. Etwas mehr Leute als beim letzten Besuch waren am Strand, doch wir umkurvten die Badetücher elegant, bis wir schlussendlich die Füsse ins kühle Nass hielten. Unter der Sonne schlenderten wir über den feinen Sand und genossen die Kulisse. Plötzlich hatte es fast keine Leute mehr am Strand, schnell wurde uns klar warum, denn ein Herr, der bereits länger hinter uns gelaufen ist, entledigte sich schwuppdiwupp und während vollem Lauftempo der Badehose: wir waren am Nackedei-Strand gelandet, welcher sauber und ohne Markierung in drei Abschnitte gegliedert war: in Ü100-Paare, alleine liegende BlüttlerInnen und Mann-Mann-Badetuchsharing betreibende. Nach Passierung der drei Zonen standen wir schon fast beim Hotelkomplex und dachten: war der Strand beim letzten Besuch nicht viel länger? Wir waren da nämlich (gefühlt?) stundenlang dem Strand entlang gelaufen und totkaputt in Arzon angekommen. Der kleine, feine Unterschied: beim letzten Besuch liefen wir im Wasser und sanken so bei jedem Schritt im Wasser ein, was natürlich viel mehr Zeit und Kraft kostete. Wir drehten also wieder um und liefen zurück in Richtung Camping-Platz.
Mit Apéro und einem feinen Gemüse-Curry au courgette Dietlikonois genossen wir die Abendsonne und begaben uns danach nochmals an den Strand. Der Sonnenuntergang fand leider hinter Wolken statt, aber die Stimmung war doch sehr schön. Es war Ruhe eingekehrt, nur noch Meeresrauschen, schööööön.

900km am Stück

Wer schon mal in Oltingue war, weiss es: pünktlich um 6 Uhr morgens gibts ein Glockenspiel, aber nicht etwa ein 6er-Bimbam-Spielchen, nein, ein ausführliches, langes und schön lautes. Da wir gleich, wirklich gleich neben dem Kirchturm stationiert waren und für eine bessere Lüftung die Dachluke nach dem Gewitter schön weit geöffnet hatten, gelangte der Klang direkt, absolut unverfälscht und in voller Lautstärke in unsere Koje…
Morgenstund hat bekanntlich Gold im Mund und zum Atlantik waren’s ja doch noch knapp 900km. Also schwangen wir uns ins Cockpit und los ging’s. Aber weit kamen wir nicht: eine Boulangerie versperrte uns den Weg und so mussten wir die Weiterfahrt etwas aufschieben. Aber nun ging’s wirklich los… – bis zum nächsten Seeli, denn dort legten wir einen Frühstückshalt ein.
Aller guten Dinge sind drei und ab ging die Post, ab an den Atlantik.
Wehmütig passierten wir Orléans, ohne Stopp, dafür hatten wir einen grossen Fight mit dem Navi: dieses wollte uns immer via Paris-Autobahn nach Nantes schicken. Aber es war definitiv am kürzeren Hebel und irgendwann wurde die penetrante Dame mit ihrem „Le Mans“ abgewürgt, bzw. weggeklickt. Wir freuten uns wie kleine Kinder, als wir in Nantes das Navi wieder einstellten und durch unseren Weg fast 40 Minuten schneller waren, als es vom Navi via Pariser-Autobahn und „Le Mans“ budgetiert wurde. Ab Nantes hofften wir natürlich hinter jeder Kurve das Meer zu sehen, doch leider war wohl gerade Mega-Ebbe, sodass wir uns noch etwas gedulden mussten.
In Pornic sollte es dann soweit sein. Wir fuhren durch das Städtchen in Richtung „Port“, wir dachten, dass dies ein sicherer Wert für Wasser sei. Wir passierten die Partymeile am verlängerten Meeresarm und dann war es soweit: der Atlantik war endlich da und wellte fröhlich vor sich hin. Trotz Tafel mit rotem Aussenkreis und weissem Innenkreis liessen wir es uns nicht nehmen, ein enges Strässli der Küste nach und vor den Bonzenvillen durchzukurven. Die weibliche Fraktion suchte zeitgleich ein Restaurant, ohne etwas von der schönen Aussicht zu verpassen – Multitasking auf höchstem Niveau!
Und was gibt’s in der Bretagne, ausser Moules et Frites? RICHTIG: Galettes aus Buchweizenmehl, juhui! Einmal Complèt und eine vegetarische, begleitet von einem frischen Salat, einem netten Rosé und einer Bomben Aussicht, das war unser erster Abend am Atlantik! Also noch nicht ganz, denn es gab noch einen kleinen Cognac und eine flambierte, süsse Crêpe.
Nun ging’s noch die letzten paar Kilometer, in Richtung Stellplatz. Türe auf, Meeresrauschen, voilà, die Ferien sind richtig lanciert.

Sommerzeit – Ferienzeit

Aus beruflichen Gründen mussten wir die Camper-Sommerferien in diesem Jahr etwas kürzer halten und so entschieden wir uns auf eine Remember-Tour zu gehen. Doch welchen Fleck der bisherigen Reisen sollte ein zweites Mal beglückt werden? Bretagne mit Start an der Côte d’Amour war Favorit und gewann auch souverän mit 2:0 Stimmen.
Und so wurde der Camper am 26.07.19 sauber beladen, vorbereitet und um 19.45 Uhr ging’s dann los.
Erste Etappe war ein alt bekannter Stellplatz: Kirche bei Oltingue. Zwar nicht spektakulär, dafür solide und ideal für eine Remember-Tour, da schon mehrfach befahren, bzw. beschlafen.
Wir stellten fest, dass auch die Kirchenglocke noch top intakt ist und sich regelmässig meldet. Neu war einzig die Gewitterfront, welche unseren Camper quasi rein gewaschen hat. Die Knallerei und Lichtshow genossen wir jetzt nicht übermässig, waren aber dankbar, dass die Temperatur etwas nachgab.