Unsere Exkursion nach Jersey war nun bereits wieder fast vorbei. Heute würden wir um 16 Uhr Ortszeit abfahren.
Wir standen gemütlich auf, liessen uns Zeit und machten uns dann gegen Mittag auf den Weg. Noch knapp 20min Fahrzeit zum Hafen mussten wir ohne Polizeikontrolle überstehen, dann waren wir wieder „safe“. Wir tuckerten gemütlich dem Meer Entlang in Richtung St. Helier. Weit und breit keine Kontrollen, sodass wir schon bald in den Hafen einbogen, einen Parkplatz suchten und uns dann in Richtung St. Helier-Innenstadt aufmachten.
St. Helier ist eine sehr hübsche Stadt mit vielen herzigen Lokalen und Gassen. Wir fanden einen sehr schönen Buchladen, wo wir uns eine Zeit lang verweilen konnten. Es war spannend zu sehen, welche Bücher in einem „nichteuropäischen Land“ der Renner sind. Auffällig war, dass es viele Bücher über die Geschichte von Jersey gibt, insbesondere natürlich über den 2ten Weltkrieg. Aber auch Biografien über verschiedenste Persönlichkeiten, von denen wir natürlich in unseren Breitengraden noch nie etwas gesehen oder gehört haben. Und natürlich gab es ganz viele Bücher über den Gründer des Jersey Zoo, Gerald Durrell. Auch die DVD-Box der Dokusoap, welche noch immer im Jersey-TV läuft, ist selbstverständlich erhältlich.
Yacht-Hafenvon Saint Helier auf Jersey.
Etwas später besuchten wir noch ein kleines Lebensmittelgeschäft, denn wir wollten uns ein Bild von den Essgewohnheiten machen. Das war natürlich sehr spannend und wir nahmen als kleines Souvenir eine Packung Qaker-Haferflocken mit, um morgen zum Frühstück Porridge machen zu können.
Sehr viel Fertigkost für Backofen und Mikrowelle, aber auch ganz viel Essen in Dosen waren erhältlich. Und nicht zu vergessen: ein ganzer Display mit Sonnencrème. Ja, Jersey ist die sonnigste aller britischen Inseln – was natürlich falsch ist, denn es ist ja eben keine britische Insel! Sagen wir es so: bei allen geografisch Europa zurechenbaren Gebieten oberhalb des Äquators und nicht in Spanien, bei welchen die Queen die Finger im Spiel hat, ist Jersey die sonnigste Insel. Gar nicht so einfach, das sauber zu erklären… Bevor wir uns zur Fähre aufmachten, genossen wir noch ein Glacé aus Original-Jersey-Kuhmilch. Es war sehr fein und wurde extrem schnell verdrückt, denn sonst wäre es ja an der Sonne geschmolzen.
Glacé aus Milch von Jersey-Kühen.
Überpünktlich ging’s an den Hafen wo die Einfahrt versperrt war: Die maximale Höhe um auf die Fähre zu gelangen war 2m und 5cm! Beim Plan B-Eingang stand ein ziemlicher Kasten, welcher wohl beim Durchbrechen dieses Durchganges eine grosse Delle auf der Haube unseres Campers gegeben hätte. Dem Fahrzeug zu liebe gingen wir zum Billetkontrollhäuschen und meldeten, dass wir kein Campercabrio möchten. Der junge Herr hatte Verständnis, packte seinen 2m langen Metallstab und öffnete die Schranke, sodass nun bis 3m alles durch passte. Danach ein Déjà-vue mit den Abläufen und den diversen Wichtigtuern.
Die Überfahrt war sehr schön und wir liefen in Saint-Malo ein. Dort fuhren wir schnurstracks in einen Waschsalon und gaben unseren Kleidern einen neuen Duft der Sauberkeit. Anschliessend gönnten wir uns noch ein sehr, sehr feines Abendessen in einem ganz kleinen vietnamesischen Restaurant. Wohlgenährt fuhren wir in Richtung Dol-de-Bretagne wo wir noch einen der letzten Plätze auf einem Stellplatz ergattern konnten.
Am Geburtstag der Schweiz wollten wir etwas Schönes unternehmen. Ein Besuch im Jersey Zoo schien uns da ein gutes Ziel zu sein. Da die Fahrt mit dem Camper strengstens verboten ist, kam entweder ein Fussmarsch, der Bus oder unsere Klappvelos in Frage.
Wir öffneten beim Camper die Hecktüren und zogen unsere eleganten Zweiräder hervor. Aufklappen, alles richten, Pneus noch kurz pumpen und los ging’s. Wir fuhren auf- und ab über die Strässchen der Insel bis uns das Einfahrtsschild des Jersey Zoo ins Auge stach.
Der Jersey Zoo kümmert sich insbesondere um sehr gefährdete Tiere, auch mit diversen Hilfsprojekten und Engagements vor Ort. Die „klassischen Renner“ der Zoos (Grosskatzen, Elefanten, Giraffen, etc.) findet man im schmucken Zoo nicht. Er konzentriert sich auf Affen, Vögel, Amphibien und Reptilien. Schon fast exotisch sind die leider ebenfalls vom aussterben bedrohten Brillenbären/Andenbären. Bei ihnen starteten wir den Rundgang im Zoo.
Der Andenbär oder Brillenbär im Jersey Zoo.
Wir starrten geduldig ins Gehege, gingen ins Haus, dann auf die andere Seite des Geheges – nichts. Nochmals nach vorne, dann nochmals nach hinten und siehe da, es näherte sich ein wirklich schöner, schwarzer Bär. Er trottete durchs hohe Gras um dann gleich in die Brombeeren zu gehen. Dort suchte er sich genüsslich die reifen Beeren und schmatzte diese. Leider war das nicht allzu ergiebig, sodass er gleich vor uns in Richtung Wassergraben ging und seine Vorderfüsse ins Nass stellte. Die Pflegerin wollte ihn noch etwas mehr animieren und schmiss spanische Nüssli ins Gehege. Der Bär liess sich diesen Apéro nicht entgehen und suchte fleissig nach Nüsschen, welche er mit Genuss knacken und verspeisen konnte. Wir besuchten weiter Anlage um Anlage und blieben dann länger bei den Tamarins hängen. Die kleinen Äffchen sind leider durch die Urwaldrodung extrem bedroht, dabei sind sie so unfassbar herzig. Zuerst versteckten sie sich, doch als wir länger am Gehege standen, getrauten sie sich immer näher und begannen mit uns etwas Laute auszutauschen.
Ein Tamarin, welcher mit uns Verstecken spielte.
Mit einem spielten wir Verstecken à la Filou (einmal links vom Pfosten schauen, einmal rechts vom Pfosten schauen und das Äffchen macht das Gleiche. Anschliessend hörten wir uns beim Gorillagehege Informationen über die schönen Tiere an. Eine der Gorilladamen war das erste Mal Mutter geworden und kümmerte sich extrem herzig um das Kind. Besonders berührend war die Geschichte, dass 1986 ein damals 5-jähriger im Jersey Zoo ins Gorilla-Gehege gefallen ist und bewusstlos liegen blieb. Der Gorilla Jambo (1961-1992, geboren im Basler Zoo!) streichelte das bewusstlose Kind und schirmte es gegen die anderen Gorillas ab. Als das Kind wieder zu sich kam und zu schreien anfing, zogen sich die Gorillas zurück. Eine wirklich eindrückliche Geschichte, welche das soziale Verhalten der Tiere eindrücklich aufzeigt.
Gorilla-Mutter mit ihrem kleinen im Jersey Zoo.
Wir zogen weiter zu den Orang-Utans. Der King der Gruppe machte sich vom Haus auf, um ins Aussengehege zu gehen. Er lief genau über unsere Köpfe und wir konnten die Grösse dieses wunderschönen Tieres sehen. Anschliessend warteten wir draussen, bis er sich über einen Brücke ins Gehege schwang und dann verschwand.
In voller Farbenpracht: Schmetterling im Jersey Zoo.
Egal ob bei den Lemuren, bei den Flughunden, den Sommervögeln, den schönen Vögeln – es war ein toller und langer Besuch im Jersey Zoo! Am späteren Nachmittag stiegen wir wieder auf unsere Klappräder und fuhren auf einem anderen Weg als dem Hinweg retour.
Wir befanden uns auf der Zielgeraden und freuten uns bereits auf die Dusche in unserem Hostel-Zimmer, als wir von einem Polizeiauto überholt wurden. Wir witzelten, dass die wohl uns suchen würden, doch als sie dann rechts zu unserem Hostel abbogen, waren wir dann nicht mehr ganz gleich am Witzeln wie davor… Aber: falscher Alarm, sie waren eine Einfahrt vor uns abgebogen, durch die Sträucher am Strassenrand hatten wir das nur gedacht. Kurz darauf kam noch ein Ford Transit der Polizei mit Verstärkung und so versammelte sich vermutlich das ganze Polizeikorps der Insel bei unseren Nachbarn. Warum? Das wussten wir nicht, aber auf der Insel der Verbote, ist die Polizei ja wohl sehr schnell im Haus!
3. wichtigster Hafen in Jersey und unser Ort fürs 1. Augustessen: der Hafen von Gorey.
Nach den Duschen gings auch schon wieder weiter: wir wollten ein Restaurant oder Take Away für unser 1. Augustessen suchen. Fish und Chips war unser Favorit und so zogen wir los. Wir wurden in einem Take Away fündig und liessen uns das Essen gut einpacken, denn wir wollten das mit schönem Meerblick, bzw. Ausblick auf den Hafen geniessen. Das machten wir ganz genau so und neben der erstklassigen Aussicht war auch das Essen wirklich sehr, sehr lecker! Fritiren können sie, die Engl… äähh JersianerInnen!
Der Wecker knallte uns aus den Träumen. 6.10 MEZ war auf dem Handy in grossen Lettern zu lesen. Wir knitterten uns aus dem Bett und fuhren dann schlussendlich in 20min nach Saint Malo und waren so mit 15min spatzig am Terminal angekommen. Wir hängten nun auf dem grossen Parkplatz vor der Fähre und begannen uns ab der Wichtigtuerei zu amüsieren.
Es ist wie am Flughafen: alles ist ja soooooo mega wichtig und sooooooo mega kompliziert, dass alles soooooo mega lange dauert. Und natürlich muss jeder alle 2sec. in sein Funkgerät sprechen, denn die Lage ändert sich mindestens alle 1.5sec. schlagartig und dramatisch!
So standen wir nun in der Kolonne und dann ging’s los: die Kontrollhäuschen hatten die Tore aufgemacht und nach ca. 15 Minuten warten (mit 2 Autos vor uns!) waren wir an der Reihe. Wir wurden daran erinnert, dass wir eine Maske brauchen und ob wir diese dabei haben. Hatten wir natürlich, denn wir hatten sie ja auf. Dann wurde die ID kontrolliert, zuerst vorne, dann hinten. Hinten war doppelt lustig, denn was genau sollte er da sehen? Die Körpergrösse von uns, sitzend im Camper? Oder doch den Bürgerort? An der Länge der Betrachtung muss wohl davon ausgegangen werden, dass er wohl selbst nicht genau wusste, was er da sehen würde.
Lustig war auch der Fotovergleich, die Maske mussten wir ja anbehalten. Aber er hat sicher unsere tollen Augen haargenau vom matten Foto auf der ID erkannt und vermutlich hat er gleich noch alle Stirnrunzeln gezählt, denn er brauchte auch für diese Kontrolle eine halbe Ewigkeit.
Dann endlich erhielten wir ein Ticket, welches wir an die Frontscheibe kleben mussten. Das war natürlich wichtig, denn wir hätten ja links oder rechts aus der Spur geraten können, aus versehen das Geländer durchbrechen und dann statt auf der Fähre auf einem Fischkutter boarden können. Dann hätten die vom Fischkutter dank dem Code sofort gemerkt: die gehören ja gar nicht auf den Fischkutter!
Dann kam das Ok, dass wir nun zum Zoll fahren dürften. Der Zoll, das waren zwei Polizisten, welche 5m weiter vorne an der Strasse zur Fähre standen. Maske auf Scheiben runter und ID raus. Das wurde dann wieder ganz französisch gehandhabt: nach ca. 30 sec. am Zoll durften wir weiterfahren. Nun gings wieder in die Kolonne und man musste natürlich die richtige Fahrspur erwischen.
Der Einweiser war auch schon voll auf Trab und fuchtelte wild herum und deutete mit wirren Gesten, wer gerade in Richtung Rampe fahren durfte. Als Camper waren wir natürlich erst gegen den Schluss am Zug. Aber wer schon Fähre gefahren ist, weiss: die Letzten werden die Ersten sein. So fuhren wir über die Schwelle in die rechte Garage der Schnellfähre. Die Condor-Schnellfähre «HSC Condor Rapide» ist ein Katamaran, welcher eine Spitzengeschwindigkeit von über 80kmh erreicht. Damit ist die Reisezeit von Saint-Malo nach Jersey ca. 1.5h. Als Vergleich, die Fähre, welche wir nach Korsika hatten, hätte für die gleiche Strecke 2h und 36 Minuten gebraucht. Expressfähre ist also nicht gelogen.
Im Bauch der Fähre angekommen wurden wir sofort von 6 Personen eingewiesen, stellten den Camper ab und gingen dann hoch zu unseren Plätzen. Die Fähre ist innen wirklich grosszügig gestaltet und man fühlt sich sehr wohl.
Für die Abfahrt begaben wir uns nach draussen, denn wir wollten Saint Malo in den Morgenstunden geniessen.
Morgenstimmung in Saint-Malo.
Die Einfahrt in den Hafen von St. Helier mussten wir leider vom Platz aus beobachten. Wir wurden angewiesen, die Plätze nicht mehr zu verlassen, bis wir das Ok erhalten würden und dann müssten wir sofort zum Auto. Klar: Corona lässt auch da grüssen.
Dann fuhren wir aus der Fähre und wurden gleich ausserhalb ein erstes Mal gestoppt: „Do you have a code“? Natürlich! Wir hatten ja das Formular ausgefüllt. Sehr gut – wir konnten 20m weiter fahren. Dort wurden wir wieder gestoppt. Die Codes des Corna-Mails wurden abgeschossen und wir mussten die Fangfrage „What’s your first name“ beantworten. Fein säuberlich in zittriger Schrift wurde unser Corona-Testkit beschriftet und mit Strichcode versehen. Anschliessend wurde uns das ganze in die Hand gedrückt. Und wir hätten zum nächsten Streckenposten, 20m weiter vorne, fahren können.
Leider hatte der Insulaner vor uns gemogelt und war ungerechtfertigterweise in die Boxengasse für Leute mit Codes gefahren und das ganz ohne Code! Das war nun natürlich sehr blöd, denn er stand genau so, dass von allen 3 Spuren kein Auto mehr auch nur einen Meter weit fahren konnte. Irgendwann kam dann doch einer der sieben Verkehrskadetten auf die Idee, den guten Jerseyaner einfach mal auf einen Parkplatz zu schicken und so konnten wir dann in Richtung Posten 3 aufbrechen. Dort wurden wir von 2 Weisskutten gestoppt und nun gab’s endlich den Covid-19 Test. Wir händigten den Leuten in Weiss den Kit aus und schon hatten wir ein Wattestäbli zuerst im Mund und dann wurde damit noch in der Nase herumgebohrt. Das ganze wurde ins Röhrchen gelegt, gut verschlossen und wir wurden in die Freiheit entlassen.
Obacht: in Jersey fährt man andersrum (aber sie haben gar rein nix mit England zu tun, sie sind VÖLLIG autonom). Doch nach 1x Verfahren waren wir mental und physisch auf der richtigen Spur und tuckerten dem Strand entlang in Richtung Westen.
Leuchtturm La Corbière auf Jersey.
Auf einem netten Hochplatz mit Aussicht auf einen Denkmalsturm und einen superschönen Leuchtturm gönnten wir uns ein Frühstück. Die Sonne schien, das Meer rauschte, die Möwen drehten ihre Kreise und wir genossen die Ankunft in Jersey. Wie bereits erwähnt gehört Jersey weder zu England noch zur EU, sondern ist im ganz persönlichen Besitz der Queen. Nicht so schlecht, so ein Inselchen von 8x14km Grösse. Sie haben ihre eigene Währung (Jerseypfund, 1:1 zum englischen Pfund), die eigenen Auto-Nummern (statt GB ist es JGB), und haben keine Skrupel bei Finanzgeschäften. Die Schweiz anno dazumal und Lichtenstein sind daneben Waisenknaben.
Ja, gross ist die Insel wirklich nicht, denn wir fuhren dann weiter in Richtung Mitte, einmal um den Flughafen und hoppla, waren wir schon beim Camping im Nordwesten. Dort wollten wir die Zelte, bzw. den Camper aufschlagen und fuhren in den Eingangsbereich.
Die Empfangsdame war nicht nur überrascht, sondern wirklich überrumpelt, denn sie konnte nicht fassen, wie wir es bis hierhin geschafft hatten!
Warum?
Sie erklärte uns, dass wir eigentlich komplett illegal auf der Insel sind und uns noch illegaler bewegen! Campervans sind grundsätzlich auf Jersey verboten, ausser man reicht frühzeitig ein Gesuch ein, welches bewilligt wird, wenn man einen Platz auf einem Camping gebucht hat. Dann erhält man einen Permis, welcher zusichert, dass man von der Fähre auf den Camping fahren darf. Sonst bleibt das Herumfahren auf Jersey mit dem Camper verboten. Nun war uns auch klar, weshalb wir die einzigen weit und breit mit einem Camper waren…
Zweite Option, um einigermassen legal auf Jersey zu sein wäre mit einem maximal 72h alten, negativen Covid-19-Test beim Camping einen Platz zu buchen und dann zwar illegal zum Camping fahren, aber legal auf der Insel zu sein, da man ja einen gebuchten Campingplatz hat. Unser Test war natürlich noch nicht ausgewertet, also fiel Option 2 für uns auch weg.
Die nette Dame hatte aber noch eine Grauzonenvariante: es gibt im Osten ein Hostel, welches einen grossen Parkplatz hat und sicherlich froh ist, wenn wir dort ein Zimmer nehmen. So wären wir zumindest irgendwie einigermassen legal auf Jersey.
Unser «Hide-away» für 2 Tage.
Wir fuhren sogleich hin und schritten zur Reception. Oh Wunder, der Leiter konnte es kaum fassen, wie wir es bis hierhin geschafft hatten. Wir erklärten, dass es möglich war, ohne irgend eine Angabe die Reise zu buchen und dass wir extra noch am Schalter waren und gefragt hatten, ob es irgendwelche Einschränkungen gäbe. Sein Fazit: „The bloody french!“ Und wir erhielten von ihm Asyl in Form eines Zimmers und einem Platz für den Camper.
Wichtiges Detail: auf der Wiese mussten wir links stehen, denn da waren die Parkplätze und ja nicht rechts, denn dort waren die Campingplätze! Ab sofort interessierte es niemanden mehr, dass wir trotzdem im Camper lebten, denn auf der linken Seite ist das ja nur parkieren. So köchelten wir noch Znacht, gingen dann noch kurz in unser Zimmer duschen und Zähne putzen und dann zurück in den Camper auf unseren 5*-Futon.
Spätestens um elf Uhr ist jeweils Abfahrt vom Camping, wenn man nicht noch einen Nacht bezahlen möchte. Da wir mal wieder etwas länger geschlafen hatten, kam dieser Moment sehr nahe, bis wir aus bekannten Gründen in Richtung Saint Malo aufbrachen. Da die Fährinfoleute bestimmt nicht über Mittag arbeiten würden, hatten wir keine Eile, nach Saint Malo zu rasen. So kurvten wir gemütlich über die holperigen Landstrassen, möglichst dem Meer entlang. Wir wollten uns noch ein nettes Plätzchen fürs Morgenessen suchen und wurden auch bald fündig. Auf einem Parkplatz war die Schranke für die Höhenbeschränkung offen und so konnten wir mit dem Camper auf einen tollen Platz mit Aussicht stehen. Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht, als die Gendarmerie näher und näher kam. Sie hielten hinter dem Camper an, einer stieg aus, musterte das Fahrzeug und kam dann nach vorne. Wir hofften auf Kulanz gegenüber Touristen und öffneten das Fenster. Der Gendarm war sehr freundlich und entschuldigte sich für die Störung, aber wir hätten die Klappen auf dem Camper offen gehabt und er hätte gedacht, dass wir nicht da seien. Er erklärte uns dann, dass es im Moment viele Einbrüche von dreisten Dieben gebe, welche ihre Kinder aufs Dach heben. Diese steigen dann durch die Dachluke in den Camper und öffnen die Türen von innen. Dann kann natürlich alles in kurzer Zeit ausgeräumt werden, ganz ohne Einbruchsspuren. Wir bedankten uns sehr für den Tipp und beschlossen, in Zukunft in Stadtnähe wohl etwas vorsichtiger zu sein und die Klappen zu zu lassen.
Wir fuhren in die City, checkten das Fährterminal und suchten uns dann einen Parkplatz. Etwas zu früh standen wir vor verschlossenen Toren der Condor Ferries aber pünktlich um 14 Uhr gingen die Läden hoch und eine Dame war ready für unsere Fragen. Sie meinte, dass alles kein Problem sei, wir müssten uns einfach noch für den Covid-19-Test registrieren, dann können wir schalten und walten auf Jersey, wie wir gerne möchten. Und bis der Test ausgewertet sei, wären wir ja sowieso wieder zurück. Et voilà, das war das, was wir hören wollten.
So genossen wir anschliessend noch ein Glacé Artisanal in der Altstadt von Saint-Malo, bis wir uns aufmachten einen Standplatz zu finden. Alle ersichtlichen Camping- und Stellplätze waren bereits ausgebucht. Da gab es nur eine Lösung: die App musste uns noch Vorschläge unterbreiten. In Kürze wurden wir fündig: auf einem Bauernhof gab es noch Platz für uns und wir platzierten uns auf der Wiese, gleich neben mega herzigen Schäfli – da fühlten wir uns fast wie zu Hause. Der Bauer kam dann noch kurz auf einen Schwatz mit dem Nachbarn vorbei, denn sie wollten wissen, was wir denn so in der Bretagne machten. Den Nachbar verstanden wir, beim Bauer kam unweigerlich die Assotiation zu „Bienvenue chez les ch’tis“. Dafür wissen wir nun, wie Jersey auf Französisch heisst, nämlich „Schschörrsiii“.
Heute stand als erstes das Cap Fréhel auf dem Programm. Auf dem Cap Fréhel stehen zwei Leuchttürme: ein kleiner aus dem 17. Jhd. und einer, welcher 1950 erbaut wurde. Auf dem Parkplatz standen schon einige Camper auf den Carparkplätzen, sodass wir uns nicht scheuten, es ihnen gleich zu tun. Da schritt auch schon ein Polizist zu uns heran und wir dachten: ok, Cap Fréhel ist wohl verschoben. Doch der nette Herr meinte nur, wir sollten doch etwas näher zusammenrücken, da hätte noch ein Camper mehr Platz, halb auf dem Parkplatz, die andere Hälfte auf dem Gehweg. Pragmatismus à la francaise;-)
Neben der Kasse stand ebenfalls ein motivierter und aufgestellter Polizist, natürlich ohne Schutzmaske, obwohl ringsherum Plakate zu sehen waren, welche aufs Maskenobligatorium aufmerksam machten. Wir lösten ein Ticket, doch der wachsame Gendarm machte uns darauf aufmerksam, dass wir ein 3-Euro Ticket gelöst hätten, statt eines 5-Euro „pour les Camping Cars“. Doch wie korrigieren, ohne dass wir plötzlich 8 Euro bezahlt hätten? „Pas problème“, der nette Herr klickte mit seinen Wurstfingern auf dem Automaten herum, es wurde etwas von der Kreditkarte abgebucht und unten kam ein Zettel raus. Wir schnappten den Zettel und wollten gehen, „mais attendez“, es war noch nicht genug, denn wir hielten ein Töffbillet in der Hand. Nun durchschauten wir den Trick: 2x Töff + 1x Auto = un Camping Car! Die Wurstfinger griffelten nochmals über die Tastatur und schon hatten wir das nächste Ticket in der Hand und wurden vom lachenden Herr Gendarm noch darauf aufmerksam gemacht, dass wir alle 3 Tickets gut sichtbar hinter die Scheibe legen sollen. Was wir natürlich machten.
Nun ging’s zum Leuchtturm. Der 33m hohe Turm ist schon imposant, wenn man daneben steht. Heute hätte man eigentlich auch auf die Plattform gekonnt, doch es hatte uns schlicht zu viele Leute. So spazierten wir weiter in Richtung kleiner Leuchtturm und genossen die schöne, schroffe Landschaft.
Die Klippen sind bis zu 70m hoch.
Die Klippen gehen um den Leuchtturm herum bis zu 70m mehr oder weniger senkrecht in die Tiefe. Dazu hat das Meer eine herrliche Farbe.
Der alte Leuchtturm steht vorne an der Klippe. Die Aussicht ist herrlich.
Auf dem Rückweg wählten wir einen anderen Weg, welcher etwas um den Leuchtturm herum führte. Von weit her konnten wir einen komplett weissen Fels sehen. Was das wohl sein könnte, dachten wir und näherten uns diesem „Phänomen“. Es war ganz einfach Vogelkacke! Das Cap Fréhel hat ein Vogelschutzgebiet und wir waren in Sichtweite des Brutfelsens! Gekreische, Gezwitschere von Kormoranen und Möwen, ein echt spannendes Schauspiel!
Brutfelsen von diversen Vögeln.
Nun ging es weiter – weit kamen wir nicht. Wir fanden ein schönes Plätzchen mit Aussicht und genossen ein kurzes Frühstück und dann noch die Aussicht. Auch die nächste Etappe war kaum länger: gegenüber vom Fort La Latte hatten wir einen Camping gefunden mit traumhafter Aussicht aufs Meer und eben dem genannten Fort. Unsere Tagesetappe heute: ganze 8km Luftlinie!
Badebucht mit schönem, seichtem Wasser und Sandstrand.
Am späteren Nachmittag zog es uns noch zu Fuss in die Bucht. Die Badehosen hatten wir bereits montiert, sodass dem Schwumm im schönen, türkisblauen Wasser nichts mehr im Weg stand. Es war wirklich traumhaft.
Für den Rückweg nahmen wir die Alternativroute: etwas länger, dafür umso schöner, da diese dem Meer entlang in die Höhe ging. Wir wanderten über Stock und Stein, durch Tunnels aus Pflanzen und genossen immer wieder den herrlichen Blick aufs Fort La Latte, das traumhafte Meerwasser und die kleinen Segelschiffchen, welche herumkurvten. Irgendwann stachen wir dann durch einen letzten Gestrüpptunnel in Richtung Camping und standen dann promt auf dem Boule-Platz des Campings.
Rückweg: Blick in Richtung Fort La Latte.
Es stellte sich relativ rasch heraus, dass wir gar nicht auf unserem Camping gelandet waren, sondern beim Nachbarcamping. Optisch komplett zusammengewachsen, Logistisch komplett getrennt! So standen wir also 5m von unserem Camper entfernt, in Sichtweite zu unseren Liegestühlen und vor uns ein (unter den Blicken der Boule-SpielerInnen) unüberwindbarer Zaun.
Nun gut, wir liefen los und suchten eine Lücke. Doch da war effektiv absolut keine Lücke, keine Verbindung, einfach nichts! Es blieb uns nichts anderes übrig, als über den „Acceuil“ dieses Campings dem Labyrinth zu entkommen. Es brauchte dann noch einen 10min Fussmarsch durchs halbe Dorf, um den Luftlinie 50m entfernten Haupteingang unseres Campings durchschreiten zu können.
Ausblick von unserem Platz auf dem Camping.
Den Apéro mit grandioser Aussicht genossen wir nun umso mehr. Ob es am Apéro lag, dass wir etwas später noch kurz eine Fähre nach Jersey gebucht haben? Auf jeden Fall freuten wir uns, dass wir den 1. August in England verbringen würden (komplett falsch gedacht, denn heute wissen wir: Jersey gehört nicht zu England!).
Am späteren Abend kam uns plötzlich in den Sinn: es gibt ja eigentlich eine ganze Reihe von Reisebeschränkungen in Europa. Ob Jersey da wohl auch dazu gehört? Wir recherchierten und lasen alles Auffindbare und das war alles andere als beruhigend: 14-tägige Quarantänepflicht nach obligatorischem Corona-Test! Und ein Online-Reiseformular muss mind. 48h vorher eingereicht werden. Inhalt: Fragen über den Gesundheitszustand, detaillierte Reiseroute, etc. Leider waren auch diese 48h bereits unterschritten… Hatten wir gerade 400 Pfund quasi im Meer versenkt?
Aber es kam noch besser: bei einer Rückreise nach Frankreich spiegelten die Franzosen das Ganze unter dem Motto: „… wie Du mir, so ich Dir…“ Es gibt von den Kanalinseln keine Einreisebeschränkung, aber Nichtfranzosen müssen ebenfalls in eine 14tägige Quarantäne, Begründung auf der offiziellen franz. Seite: weil die Franzosen das auf den Kanalinseln auch müssen. Das ist mal richtige Nachbarschaftsliebe! Im gesamten 48h Quarantäne, das wäre dann doch etwas schwierig für uns. Wir konnten das so fast nicht glauben, denn wie sollte das genau logistisch gehen? Und wo soll die Quarantäne stattfinden, auf dem Hafenareal? Wir durchforschten nun noch die Seite der Fähre. Dort tönte es dann plötzlich etwas anders: keine Einreisebeschränkung für alle, die einen Coronatest vorweisen können, welcher nicht älter als 72h ist oder wer gleich am Hafen einen Gratis-Coronatest macht. 48h später sollte man dann das Resultat wissen und wer positiv ist, müsste in Selbstquarantäne. Doch was hatte es mit dieser Deklaration auf sich? Das fanden wir nicht heraus. Wir beschlossen also, morgen nach Saint Malo zu fahren, um persönlich bei den Condor-Ferries vorstellig zu werden und die Informationen abzuholen. Vorsichtig optimistisch gingen wir ins Bett. Bonne nuit.
Nach zwei Nächten im Landesinnern zog es uns wieder ans Meer. Wir schauten auf der Karte, welches der kürzeste Weg ans Meer wäre. Die N12 schien uns eine gute Wahl und so brachen wir in Richtung Saint-Brieuc, bzw. Lamballe auf. Lamballe umkurvten wir und fuhren weiter in Richtung Norden, bis wir in Erquy landeten.
Erquy war als Boulangerie-Zwischenstopp gedacht, doch als wir die Schönheit des Städtchens sahen, blieben wir gleich vor Ort und genossen das Frühstück – inzwischen war es eher Zeit fürs Mittagessen – mit Bucht-Hafen-Meersicht.
Anschliessend spazierten wir der herzigen Promenade nach und landeten auf der Hafenmauer beim Leuchtturm. Dort beobachteten wir das Treiben: Kids wurden auf einer „Big Banana“ übers Wasser gezogen, eine Segelschule probierte die JungseglerInnen heil ans Land zu bringen und dazu kam noch ein Schiff mit massenhaft TaucherInnen an Board rein. Alles auf ein paar wenigen Quadratmetern vor der Hafenmauer.
Big Banana und Taucherschiff schon da, Segelschule im Anmarsch…
Auf unserer Camping-App hatten wir einen Camping gefunden, der in der Nähe eines Strandes mit dem klingenden Namen Les Sables d’Or les Pins lag. Um zum Camping zu gelangen, mussten wir ins Dörfchen einfahren, da links abbiegen verboten war. So kurvten wir um den Kreisel und näherten uns dem Camping. Die Umgebung war wirklich sehr schön. Leider war der Camping eher von der Sorte „Schmuddelbunker“, sodass wir uns entschieden, weiter zu fahren. Wir kamen nicht weit. Als wir im Dörfchen in Richtung Meer kamen, wurde es immer hübscher und so stellten wir den Camper auf ein geeignetes Parkfeld und gingen an den Strand.
Les Sables d’Or les Pins ist ein wirklich traumhafter Strand: feiner Sand und schöne, hohe Wellen! Von kochend heiss war das Wasser doch eher weit entfernt, doch wir liessen es uns nicht nehmen in die Wellen zu stürmen! Beim Kampf mit Wellen, welche unsere Grösse überstiegen, bekamen wir dann doch noch warm. Schlussendlich trockneten wir uns noch an der kurz durchblickenden Sonne und dann ging’s weiter: ein Platz zum Schlafen musste natürlich noch gefunden werden.
Wir fuhren weiter und sahen einen superschön gelegenen Camping, gleich am Sandstrand. Kurzentschlossen nahmen wir die Einfahrt und standen da. Als wir das Check-in gemacht hatten, mussten wir schmunzeln, denn unser leichtes déjà-vue war korrekt: 2017 waren wir auf dem genau gleichen Camping zu Gast. Damals chuttete es und der Eingangsbereich war seit damals neu gestaltet worden. Wir fanden einen sehr schönen Platz und richteten uns ein.
Abendsonne am Sandstrand beim Camping.
Zum Schluss genossen wir noch ein paar Sonnenstrahlen am Strand, bis wir uns in den Camper zurückzogen.
Der Tag begann mit einem Marsch ins Dorf – wir waren auf der Suche nach einer Boulangerie. Diese wurde auch schnell gefunden und so marschierten wir sofort wieder zurück auf den Camping, assen Frühstück und dann ging’s los. Wir fuhren durch den magischen Wald und genossen die Stimmung der Lichtstrahlen, welche den Weg durch das Blätterdickicht bis zu uns fanden. Wir fuhren den Wegweisern „Le tombeau der Merlin“ nach und kamen dann zu einem Parkplatz, wo wir den Camper abstellten. Wir begaben uns auf den Fussmarsch, welcher gemäss Touristenführer nur mit guten Bergschuhen möglich sei, da es auf- und ab gehe und viele Unebenheiten hätte. Naja, es gab da und dort Steine, Wurzeln, Erhebungen, etc., so wie halt Waldwege so sind. Wir würden sagen: wären die Autostrassen in so einem guten Zustand, man würde durch Frankreich gleiten! Auf dem Weg zu Merlins Grab gab es den ein oder anderen Hinweis auf schönen Tafeln (Kupfertafeln?), z.B. zum Glauben an den Jungbrunnen. Und dann standen wir endlich beim Tombeau von Merlin. Es ist wirklich ein sehr schöner Platz und die Stimmung mit dem Licht, welches durch das Laub fällt, schon etwas mystisch. Sagen können die Phantasie anregen und so kann man sich bildlich vorstellen, wie Viviane den Kreis um Merlin gezogen hat.
Merlins Grab im Brocéliande-Wald in der Bretagne.
Wir spazierten weiter in Richtung Jungbrunnen. Wer weiss, vielleicht können wir uns da ja noch etwas aufpeppen, dachten wir. Die Jungbrunnenstelle ist ebenfalls sehr schön aufgemacht und auch da ist der Wald wirklich wunderschön. Zum Aufpeppen taugt die Brühe, welche im Brunnen ist, leider nicht. Beim Baden darin wäre wohl Corona noch das kleinste Problem, welches auf einen zukommen würde…
Der Brocéliande-Wald ist wunderschön.
Auf einem weiteren Trampelpfad schritten wir zurück in Richtung Camper und genossen die Ruhe inmitten dieses Waldes. Als nächstes fuhren wir in Richtung Château de Comper, dem Zentrum der Arthur-Sagen. Wie schon beim Grab von Merlin waren wir zum Glück fast alleine, schritten durchs Tor und lasen kurz neben dem Kassenhäuschen die Tarife durch.
Hauptgebäude mit der Sammlung von Bildern, etc.
Neben dem Haus waren eine ältere und eine jüngere Dame am Schwafeln. Da das Geschwafle nicht aufhörte, wollten wir in Richtung Eingang gehen. STOPPPPP! Oder genauer „stööööööbbbbb“: Wir wurden von der jüngeren Dame sofort zurück in die „Schlange“ beordert, denn wir mussten bei ihr ein Ticket kaufen. Einige Minuten später waren wir dann an der Reihe und konnten unseren Eintritt auch ordnungsgemäass bezahlen. Nun gingen wir in Richtung Hauptgebäude und schritten durch den Merchandising-Shop zum Anfang der Ausstellung. Die Ausstellung ist wirklich toll und macht Lust, mehr über Arthus, die Ritter der Tafelrunde, Merlin, Viviane und natürlich Lancelot zu erfahren.
500-jährige Eiche im Schlossgarten.
Vieles war gegenübergestellt: Geschichtsfakten und wie die Sagen entstanden sind, wer sie wo weitererzählt hat und in welchem Zusammenhang sie standen. Leider kamen wir da mit unseren Französischkenntnissen doch ans Limit und fanden es sehr schade, dass nur ab und zu eine englische Kurzfassung etwas mehr Zusammenhang brachte. Natürlich gab es auch unfassbaren Kitsch: so wurden Schaufensterpuppen zu Arthur und Co., indem sie geschminkt, mit Blingbling-Schmuck und völlig übertriebener Kleidung angezogen waren. Auch das berühmte Schwert Excalibur wurde als 3D-Hologram dargestellt – Geschmäcker sind halt verschieden… Insgesamt ist die Ausstellung aber wirklich toll und bietet einen guten Einblick in die Arthus-Sage und eben auch in die Geschichte der Bretagne. Was wir auch sagen können: Monthy Python hat sich beim Ritter der Kokosnuss mehr als gedacht an der Arthus-Sage orientiert.
Umgebung vom Château de Comper.
Nach der Ausstellung wanderten wir dem See entlang. Anschliessend wollten wir noch ins Tal ohne Wiederkehr. Aufgrund des grossen Personenandrangs beschlossen wir aber, zurück zum Camping zu fahren. Wir genossen den restlichen Abend mit kochen und gemütlichem Beisammensein.
Heute hatten wir uns vorgenommen, in Richtung Brocéliande zu fahren. Dieser „Zauberwald“ ist seit Jahrhunderten als mystischer Ort bekannt und viele Sagen und Erzählungen haben ihren Ursprung dort: Arthurischer Sagenkreis und natürlich Merlin, der bekannte Zauberer mit seiner grosse Liebe Viviane – die Anderswelt im Herzen der Bretagne.
Wir freuten uns, wieder einmal über die grosse Brücke von Saint-Nazaire zu fahren. Die über 3km lange Brücke überquert die Loire, bevor diese in den Atlantischen Ozean mündet. Die Aussicht ist grandios und von Süden her kommend sieht man linker Hand jeweils die neusten Bauten der weltbekannten Saint-Nazaire-Schiffswerft. In den vergangenen Jahren hatten wir (Er!) schon das Glück, z.B. den Airbus Beluga (Sie: was ist ein Airbus Beluga???) starten zu sehen, da auch ein Ableger der Airbus-Werke in der Nähe ist.
Dieses Mal war eines der Highlights ein Transportschiff von Airbus mit der Aufschrift „Airbus A380 on board“, welches offenbar gerade Teile für den Superjumbo mitführte. Das ankommende Containerschiff, wohl aus China, war da schon etwas sehr gewöhnlich gegen dieses Frachtschiff. Spontan entschlossen wir uns nach der Brücke noch eine Hafenrundfahrt per Camper zu machen, mit dem Risiko, dass vor dem Hafen die Tore geschlossen sein würden – schliesslich war heute Sonntag. Dem war glücklicherweise nicht so. Als erstes türmte sich vor uns die Celebrity Apex auf, ein nigelnagelneues Schiff der sog. Edge-Klasse. Die Celebrity Apex konnte wegen Corona bisher nicht in Dienst genommen werden und steht deshalb noch immer in Saint-Nazaire.
Etwas weiter vorne wurden wir Zeuge eines speziellen Schauspieles: im Trockendock wurde ein Antriebsmotor eines kleineren Kreuzfahrtschiffes via Kran in mm-Arbeit und im Zeitlupentempo heruntergelassen. Es war wirklich spannend anzusehen, wie viel Personal nötig ist und wie viel Zeit das ganze beansprucht.
Trockendock in Saint-Nazaire – der Kran lässt den zweiten Motor nach unten.
Dann zog es uns zu den berühmten Konstruktions-Docks. Dort stehen jeweils die Ozeanriesen, welche sich im Bau befinden. Heuer trafen wir da die MSC Virtuosa, quasi ein Schweizer Schiff! Die MSC Reederei befindet sich in Genf, das Schiff wird jedoch unter der Flagge von Malta fahren. Dieses Schiff wurde wegen der Covid-19-Pandemie noch nicht fertig und so wurde die Auslieferung aufs 2021 verschoben. Der Ozeandampfer für 6300 Passagiere hat eine Länge von 330m und ist 43m breit. Dahinter lag noch die Wonder of the Seas, welche zur gigantischen Oasis-Klasse gehört. Als wir das erste Mal über die Brücke von Saint-Nazaire fuhren (anlässlich unserer Loire-Reise 2015) war das damals grösste Passagierschiff der Welt und Schwesternschiff der Wonder of the Seas in Bau, nämlich die Harmony of the Seas.
MSC Virtuosa in der Werft in Saint-Nazaire.
Nach den Bruttotonnenungetümen ging’s dann zurück auf die andere Seite des Hafens, wo die „kleinen“ Schlepper stationiert sind. Als Abschluss machten wir noch ein paar Fotos vom alten Leuchttürmchen am Hafeneingang, danach nahmen wir die Fahrt in Richtung Brocéliande auf.
Leuchtturm beim Hafen von Saint-Nazaire – Einfahrt eines Schleppers.
Wir hatten einen schönen Camping herausgesucht, gleich am See und ziemlich nahe an Merlins Grabstätte. Wir fuhren über Stock und Stein und sahen, dass es nur noch ca. 10 Minuten bis zum Camping dauern sollte. Ebenfalls waren schon die ersten Wegweiser ersichtlich. Doch darauf war nichts von Merlin zu lesen sondern „Festival Médieval“! Und dann: mitten im Wald ein Stau! Auto um Auto, Camper um Camper reihte sich auf.
Letzte Meter des Staus, mitten auf der Waldstrasse.
Nach einigen Minuten erspähten wir „Knappen“ in sackähnlichen Hudeln, welche die Autos einwiesen. Wir konnten den Parkplatz zum Glück rechts liegen lassen und damit auch den Stau. Von nun an mussten wir nur noch aufpassen, dass wir keine Mägde, Knappen oder Grufties auf die Haube bekamen. Dann kamen wir in Richtung Waldlichtung mit Häusern und was wir da sahen, wird Paris definitiv nicht freuen: eng aneinander Menschenmengen am grillieren, baden, festen. Da noch weitere Menschenmassen angekrochen kamen, beschlossen wir, rechts umkehrt und uns aus dem Staub zu machen.
Wir nahmen Kurs auf das Zentrum des Zauberwaldes: Paimpont. Das war eine gute Entscheidung, denn wir fanden auf dem Camping Municipale einen superschönen Platz.
Paimpont: Kirche und Mairie in einem Gebäude.
Als wir installiert waren, gingen wir noch auf einen Spaziergang ins Städtchen. Wir besichtigten die Kirche der Abtei, liefen durch das schmucke Hauptgässchen und beschlossen dann, dass wir uns eine Crêperie für das Abendessen suchen würden. Die „Fee Gourmande“, gleich am See überzeugte uns und wir genossen das feine Abendessen. Wir freuten uns schon jetzt auf unseren Waldspaziergang am nächsten Tag mit Merlin und Co.
Die nächste Etappe unserer Reise war der Atlantik. Wir genossen 2 Übernachtungen am Meer.
Natürlich starteten wir nochmals mit der Regendusche in den Tag, genossen eine feine Stärkung und bekamen noch Unterstützung bei der Montage unseres Wasserhahns. Dann ging’s los: 600km lagen vor uns uns es gab noch ein paar zerquetschte dazu – weil wir gleich nach den ersten Metern mal zu früh links abbogen und beim Nachbarn in Montret aufschlugen, notabene eine Sackgasse…
Elegant und natürlich mit Hilfe der Rückfahrkamera waren wir schnurstracks wieder auf dem richtigen Weg und jetzt ging es richtig los. Auf dem „Trans-France-Highway“ donnerten wir mit Tempomat bei 80kmh eingestellt in Richtung Meer. Von einem fliegenden Wechsel abgesehen auch immer reglements-, bzw. gesetzeskonform. Aus Erfahrung wissen wir, die letzten km vor dem Meer sind immer die mühsamsten. Man ist sich extrem sicher, dass gleich hinter der nächsten Düne das Wasser kommt. Und natürlich kommt es nicht, bis man fast den Glauben ans Meer verloren hat – dann taucht es auf, rauscht, wellt, glitzert… Per App hatten wir schon 2-3 Stellplätze gesucht und siehe da, bei der Nr. 3 war sogar noch ein Platz frei. Wir zögerten nicht, stellten den Camper hin und liessen es uns nicht nehmen, an der frischen Meeresluft noch einen kurzen Abendspaziergang zu machen. Bei den „Moules Brothers“ wären wir fast noch eingekehrt. Leider stellte sich heraus, dass es nur Plätze im Outdoor-Windkanalbereich gab, sodass wir Penne an Tomatensauce im Camper den Vorzug gaben. Heute ging’s mit Meeresrauschen ins Bett…
Savanne an der Westküste von Frankreich: gwundrige Vogelstrausse gucken, wer da ein Foto macht.
Gut ausgeschlafen ging’s dann gleich wieder los: möglichst nahe am Meer fuhren wir in Richtung Les Sables-d’Olonnes. Kurz nach Abfahrt mussten wir einen Stop reissen, denn: waren wir plötzlich in in der Savanne gelandet? Eine Herde Vogelstrausse guckte uns interessiert an und als die Beifahrerin ein Foto machen wollte, war das Interesse dann auch beim hintersten Vogelstrauss geweckt und alle kamen in Richtung Fotografin um genau zu inspizieren, wer da in Little Afrika einen Halt macht.
Anschliessend gings in Richtung Les Sables-d’Olonne. Gleich am Meer genossen wir das Frühstück. Das Wetter war schon richtig bretonisch: mal Sonne, mal Regen.
Aussicht während dem Frühstück in Les Sables-d’Olonne mit wechselndem Wetter
Es zog uns weiter der Küste nach in Richtung Saint-Nazaire. Als wir in Pornic waren, erinnerten wir uns gerne zurück: vor einem Jahr war das unser erster Kontakt mit dem Atlantik. In diesem Jahr hatten wir einen Camping ganz in der Nähe von Pornic ins Auge gefasst und fuhren deshalb weiter Richtung Westen. Bei der Suche des Campings hatten wir dann plötzlich ein Déjà-vue: wir passierten den Eingangsbereich von genau dem Stellplatz, auf dem wir vor einem Jahr logiert hatten: tief in der Nacht angekommen, am Morgen am Ozean erwacht. In diesem Jahr wollten wir uns einen Platz auf dem Camping gönnen, eigentlich vor allem, weil der Kühlschrank mal noch richtig runtergekühlt werden sollte. Beim Camping Eléovic gelang es der Camper Lady mit gekonntem Augenaufschlag, etwas Geduld und viel Geschick den letzen Platz ganz genau vor dem Meer zu ergattern – Luxus pur!
Schlussabend in Montret mit Ausflug nach Château-Chalon, Besichtigung der Kirche und anschliessendem Feinschmeckeressen.
Zum Abschluss unseres Kurzaufenthaltes in der Bresse wurden wir von unseren Freunden nach Château-Chalon eingeladen. Dieses Juwel liegt am Rande des französischen Juras und bietet eine Aussicht, die traumhaft ist. Auf der einen Seite findet sich ein kleiner Canyon, auf der Gegenseite blickt man in die Rebberge und vor einem öffnet sich die Weite in Richtung Chalon-sur-Saône. Dieses Mittelalterstädchen gehört zu den „Plus beaux villages de France“. Dieses Label wird nur an Dörfchen verliehen, welche z.B. genug Bauwerke unter Denkmalschutz gestellt haben und so den Erhalt des ursprünglichen Charakters sicherstellen.
Ehemalige Klosterkirche der Benediktinerinnen in Château-Chalon.
Besonders gefallen hat uns die Klosterkirche in Château-Chalon. Die Kirche wurde in 3 grösseren Etappen gebaut, sodass die Stilelemente der Romantik, Früh-Gotik und Gotik kombiniert sind. Ursprünglich war es ein Kloster der Benediktinerinnen, später wurde ein Teil des Klosters um- und abgebaut, um eine Schule zu errichten. Während viele Kathedralen in Frankreich ziemlich pompös eingerichtet sind, ist diese Klosterkirche in Château-Chalon sehr schlicht gehalten. Einzig der Chor ist mit grossen, jedoch in dezenten Farbtönen gehaltenen, Öl-Bildern verziert. Beim Zurückblicken in Richtung Türe sahen wir, wie das Sonnenlicht genau durch die Rosette schien und einerseits die Farben des Glases, aber auch den Chorus und den Mittelgang erleuchtete.
Licht fällt durch die Rosette ins Innere der Kirche.
Nach der Kirche liessen wir es uns nicht nehmen, die Aussicht etwas unterhalb der Kirche zu geniessen. Beim Rundumblick erspähten wir einige Chateaus und Gutshäuser – wir konnten uns bildlich vorstellen, wie das wohl vor einigen Hundert Jahren da zu und her gegangen ist. Mit nun doch etwas Hunger spazierten wir nun zum Restaurant Le Petit Castel. Unsere Freunde hatten den absolut schönsten Tisch in ganz Château-Chalon reserviert und so genossen wir einen schönen Apéro gleich am „Abgrund“, um uns dann noch einen edlen Hauptgang und einen fruchtigen, bzw. käsigen Dessert als krönenden Abschluss munden zu lassen. Auch die schönsten Abende klingen irgendwann aus und so gingen wir mit einer wehmütigen und zugleich freudigen Seele in der Brust ins kuschlige Bett, denn ab Morgen ging’s in Richtung Atlantik weiter.