Der Kreis schliesst sich

Tschechische Touristen auf Korsika

Unser nächstes Ziel war das Städli Cargèse. Das kleine, geschichtsträchtige Dorf hat zwei Kirchen: die einzig griechisch orthodoxe Kirche von Korsika, sowie eine Katholische Kirche, was auf der Insel dem Standart entspricht. Auf dem Weg nach Cargèse sahen wir plötzlich den kleinen Hafen von Sagone und etliche Werbungen von Bootsrundfahrten. Eine Schiffstour wollten wir unbedingt noch machen und so parkierten wir oberhalb des Hafens und stiegen zu diesem herab. Hoppla, dachten wir, 9h auf dem Boot und morgens um 6 da sein, naja… Dann stach uns jedoch eine „kleine“ Rundfahrt ins Auge, welche nur 3.5h dauern würde und eigentlich fast die gleiche Route beinhaltete, wie die lange Schifffahrt. Der nette Herr vom Restaurant verband uns dann auch gleich mit dem Kapitän. Dieser machte uns klar, dass das Meer heute schlecht sei und es deshalb keine Ausfahrt mehr geben würde, aber morgen könnten wir mitfahren. Die Tour wäre aber nicht ab Sagone sondern ab Cargèse. Beim Nachfragen, ob denn das Meer morgen auch gut sei, meinte er, 100% sei es gut. Wir machten uns etwas darüber lustig, dass er wohl lieber etwas Siesta machen würde, denn das Meer sah aus wie ein Traum. Am nächsten Tag sollten wir eines Besseren belehrt werden…
Wir fuhren nun also nach Cargèse, denn wir wollten die Parkplatzsituation schon einmal ausloten, da man den Camper ja nicht immer und überall hinstellen kann. Wir waren also ca. um 15 Uhr in Cargèse und es gab im Hafen Parkplätze in Hülle und Fülle. Da wir auch am nächsten Tag ca. um diese Zeit dort sein wollten, dachten wir: das passt, wir werden problemlos parkieren können.
Da die Schifffahrt ja quasi um die Ecke von unserem Stellplatz im Golf von Porto war, beschlossen wir, nochmals an diesen wunderschönen Ort zurück zu kehren. Wir waren gespannt, wie die Strasse auf dieser Seite von Porto aussehen würde und man kann getrost sagen: gigantisch! Nicht ganz so eng wie auf der anderen Seite von Porto, jedoch nicht minder spektakulär: Felsen, rote Felsen, senkrechte Abhänge gegen das Meer, unglaubliche Farben und eine Bombenaussicht in alle Richtungen.
Nach Porto nahmen wir die Felsenstrasse nun zum sechsten Mal in Angriff, man könnte also durchaus von Heimvorteil sprechen. Dieser kam uns auch zu gute, denn urplötzlich guckten wir beide nach vorne, so als hätten wir ein Gespenst gesehen: 3 Kurven weiter erblickten wir die Silhouette der Front eines MAN Reisebusses! Wie bitte??? Durch diese Strasse mit einem Car??? Zum Glück kannten wir nun ja die Ausweichstellen und platzierten uns sogleich an einer, welche selbst für einen ausgewachsenen Reisecar genug Platz zwischen der Camperflanke und dem steinernen Mäuerchen vor dem Abgrund liess. So warteten wir. Und warteten dann nochmals und irgendwann dachten wir: ist der stecken geblieben (der Car war von einem Felsen verdeckt)? Aber irgendwann kam er dann herangekrochen, knapp unter der Maximalgeschwindigkeit einer Weinbergschnecke. Nun gut, im Gegensatz zu einer Weinbergschnecke hatte er auch noch einen stattlichen Anhänger am Heck montiert und so konnten wir sehen: eine Gruppe Tschechischer Velofahrer kämpft sich durch eine der engsten Strassen von Korsika. Nun merkten wir sehr schnell, dass unser Ausweichplätzchen Deluxe-Entertainment bot, denn genau vor uns klemmte es sozusagen die Carkomposition ein. Es quitschte, knallte, rauchte, bis auch der Tschechische Carchauffeur merkte: er kommt nicht weiter, egal wie viel Gas er gibt, ohne dass entweder sein Zugfahrzeug oder der Anhänger mit gröberem Schaden davon kommt. Der tüchtige Tschechische Reiseleiter und Co-Pilot stieg dann doch noch aus und analysierte die Situation. Für die mit engen Strassen vertraute Schweizer Fraktion war von Anfang an klar: der Anhänger muss abgehängt werden, sonst wird das nichts. Der kräftige Co-Pilot des Reisecars fand jedoch, dass sie das nach alter Sowjetischer Art lösen und so klemmte er ein Brett und Holzklotz zwischen den Anhänger und die Steinmauer und wollte so den Anhänger quasi auf die Spur „gutschieren“. Als das Holz gut sass, gab er dem Chauffeur das Zeichen: lass die Pferde starten! Es endete natürlich im Debakel, denn statt dem Anhänger wäre fast die ganze Mauer ein paar hundert Meter ins Meer gefallen. Schreiend gaben wir unseren Protest zur Aktion bekannt, worauf der Carchauffeur stoppte, mal den Motor abstellte und sich nun die Situation auch mal wirklich ansah. Nach einem kurzen tschechischen Gegrummel, pfiffen sie die Eliteradfahrer aus dem Car und zeigten einmal mehr, wie gut T(oll)E(in)A(nderer)M(achts)-work ist. Zu fünft schafften sie es und kurze Zeit später konnte der Schneckentransport weitergehen. Ehrlich gesagt hätte uns schon noch wunder genommen, ob die Gruppe jemals wieder in Tschechien aufgetaucht ist…
Nachdem der Stau auf der Felsenstrasse wieder entstaut war, trafen wir am Traumstrand ein, stellten den Camper sauber ab, begrüssten die Deutschen und Schweizer NachbarkollegInnen und schon waren wir im Wasser.
Nach olympiaverdächtigen Schwimmeinheiten ging’s zurück zum Camper: Salzwasser mit der Campioutdoordusche abwaschen und dann gab’s den wohlverdienten Znacht. Kein Rosé am Strand? Nein, den kannten wir schon, aber einen Schlummi gabs dann trotzdem noch: während die Dame Hochrisiko fuhr und den Roten probierte, bestellte der Herr einen sicheren Wert und genoss einen Gin Tonic. Wie der Rote war? Gleich wie der Rosé, halt nur rot…
Etwas später kuschelten wir uns in die Nachtkoje und wir nickten kurz darauf weg mit den süssen Erinnerungen unserer Umrundung von Korsika!

Bonifacio

Stadt Bonifacio Korsika

Da wir am Abend vorher auf dem Stellplatz Brötchen bestellen konnten (was übrigens selbst auf Campings nicht immer selbstverständlich ist), genossen wir die Morgenstunden oder sagen wir Vormittagsstunden noch auf dem Stellplatz unter unserem Baum. Anschliessend fuhren wir in Richtung Bonifacio. Hier soll wieder einmal erwähnt werden wie sehr der Weg auch das Ziel ist: traumhafte Strände, kleine schmucke Ferienparadiese und wieder diese Farben, dazu der Ausblick in Richtung Sardinien, es lädt wahrlich zum Träumen ein!
In Bonifacio angekommen stellen wir den Camper ab und liefen zuerst in Richtung Hafen. Es sollte nicht das letzte WOW sein, welches uns entglitt. Die schmucken, wohl ehemaligen Fischerhäuser säumten die Hafenseite. Der Hafen von Bonifacio liegt traumhaft in einer kleinen Bucht, eingeschlossen von der Landseite und dem Fels, auf welchem die Festung steht. Vom Hafen machten wir uns dann auf in Richtung Festung. Diese ist unglaublich gelegen: auf einer Felszunge aus Kreidefelsen ragt die Festung mit dem Städtli ins Meer hinaus. Ein gigantisches Bauwerk mit einem unglaublichen Blick in Richtung Meer, aber auch auf der anderen Seite in Richtung Festland. Heute würde man sagen: unverbaubare Sicht – und das 360°!
Auf dem vorderen Teil der Felszunge sind dann noch Zeitzeugen der wahrlich nicht sehr schönen Zeit des zweiten Weltkrieges zu sehen. Die Fundamente von Kanonentürmen sind noch immer gut sichtbar. Der Rückweg führte uns durch den Friedhof, welcher fast eine eigene Stadt ist. Lauter Mausoleen (Familiengräber) in Form von kleinen Häuschen, sowie einige Denkmäler geben dieser Ruhestädte einen sehr eigenen Charakter. Der Ort des Friedhofes geht übrigens auf die Zeit von Napoleon zurück, denn dieser befahl der Bevölkerung von Bonifacio, dass in der Stadt keine letzten Ruhestädten sein dürfen.
Auf dem Rückweg schritten wir die steilen Treppen in Richtung Hafen hinunter, diesmal quasi an der Einfahrt des Hafens. Dicke Jachten statt schmucken Segelschiffen waren da leider das Thema. Zwischendurch wurde das Bild zum Glück von einigen liebevollen Holzjachten, Eigenbau-Segelschiffen und herzigen Jollen aufgelockert.
Nach dieser hitzigen Tour mit über 15’000 Schritten (iPhone sei Dank), gönnten wir uns in einer sehr herzigen Lounge, gleich am Pier des Hafens einen Zwipf. Zu zweit entschieden wir uns für einen Rosé und dazu einen Coupe Corse mit einheimischen Glacévarianten (Myrte hat uns sehr geschmeckt) und Marronicrème.
Am späteren Nachmittag zog es uns in Richtung Olmeto. Die Fahrt war wieder ein Traum: Buchten wechselten sich mit Hügellandschaften ab und so fuhren wir am berühmten Löwenfelsen vorbei. Ganz so vorbei nicht, denn es gab noch einen kurzen Touri-Knipserhalt.
Da wir das Meer nun nicht mehr missen wollten, bezogen wir als Nächtigungsplatz eine Parzelle auf dem Camping in Olmeto-Plage. Auch diese Bucht war wieder ein Traum! Wir konnten ein sehr schönes Plätzchen auf einer Felsgruppe ergattern, welche etwas ins schöne Blaue Nass hinaus ragte. Kurz vor dem Delfinfelsen setzten wir uns hin und genossen den Ozean, den Delfinfelsen, die Stimmung…
Wir verzichteten aufs Kochen und beschlossen wieder einmal die Qualität der Pizza zu testen. Davor genehmigten wir uns einen einheimischen Apéro: Orangenwein und den bekannten L.N. Mattei Cap Corse (Likörwein aus Mistelle und Chinarinde). Beides mundete uns, sodass wir gespannt auf die Pizza mit einem Pichet Rosé warteten. Die Pizzen wurden geliefert und waren sehr ok, etwas wenig gebacken, aber ein guter Teig. Nach der Hälfte der Pizza schaffte es auch noch der Pichet zum Tisch und so konnten wir nun die Kombination geniessen.
Auf dem Rückweg zum Camper rätselten wir noch, ob wir zum Grillenzirpen wohl schlafen können. Glücklicherweise stellten diese ihr Tun alle zusammen kurz darauf ein, sodass wir gar nicht sicher sind, ob es wirklich lebende Tiere waren oder ob da irgendwo Boxen aufgehängt wurden. Auf jeden Fall haben wir tiptop geschlafen.

Raschelsäckli und noch MEER Südseefeeling

Sandstrand im Süden von Korsika

Wir strichen also auch an der Ostküste die Segel und fuhren weiter Richtung Süden. Die Ostseite der Insel ist mit den langgezogenen Sandstränden, den fehlenden Buchten und dem flachen Landstrich ein ziemlicher Kontrast zum Rest der Insel. Plötzlich sieht man wieder grosse Wohnwagengespanne, Riesencamper und der Verkehr hatte merklich zugenommen.
Auf dem Weg fanden wir einen grossen Super U Supermarkt und wir beschlossen dort einen Halt zu machen. Wir hofften, dass es in diesem Geschäft endlich wieder einen richtigen Wassertank zu kaufen gibt. Bisher waren 5 bzw. 10 Liter Trinkwassertanks leider nicht erhältlich und so verschlissen wir Petflasche um Petflasche um in der Hitze unseren Durst zu stillen.
Anstatt auf Tanks trafen wir auf bekannte Dörfli-Gesichter und so blieb uns in vielen Regalstrassen ungemein viel Zeit um z.B. Dosen, Gartenzwerge oder anderes zu Mustern. Dazwischen huschten wir in die Gänge, welche auch wirklich die Artikel hatten, welche wir benötigten. Irgendwann landeten wir in der Gemüseabteilung. Nun ist es so in Frankreich, dass es 3 Varianten der Auszeichnung von Gemüse gibt. Bei Variante 1 geht man mit den Artikeln direkt zur Kasse, die KassierInnen wägen die Früchte/das Gemüse und tippen den Preis sogleich ein. Bei Variante 2 bringt man die Früchte/das Gemüse in der Abteilung zum/zur Chief of Légumes et Fruits, es wird gewogen, ausgezeichnet und dann ab ins Wägeli oder Körbli. Die Variante 3 ist die uns bekannte: selbst wägen und auszeichnen. Im Super U war die Variante 3 gefragt, sodass wir das erste Säckli nahmen und die erste Frucht hineinlegten. Positiv erschien uns, dass auf den Säckli aufgedruck war, man solle doch sparsam mit Ressourcen sein, möglichst alles wiederverwerten und nicht unnötig Säckli anschlurzen. Vorbildlich! So wogen wir also die zwei Orangen ohne Säckli und machten dabei die Rechnung ohne die „Je suis le sous chef des légumes et fruits“, welche wie ein wild gewordener Stier auf uns zuschnaubte und die Orangen von der Waage riss mit der Bemerkung, für jedes unterschiedliche Gemüse/Früchtchen 1 komplettes Säckli. Nett zeigten wir der Dame den Aufdruck auf dem Säckli und hofften auf ein Einlenken der Dame. Da war aber nix zu machen, denn der Chef wolle es so… Und nun die Frage: wie erkennt man Schweizer in der Gemüseabteilung? Alle haben regen Kommunikationsaustausch mit der Sous Chefin des légumes et fruits. So mussten wir schweren Herzens mit 5 zu 4/5 leeren Säckli davon ziehen.
Als Ziel hatten wir uns einen Stellplatz vorgenommen, der gleich hinter einem Sandstrand liegen sollte. Wir avisierten diesen und dank der holländischen Stellplatzapp wussten wir: erst die zweite Einfahrt benutzen. Wirklich freundlich wurden wir vom Platzwart empfangen und informiert, dass es zwei Kaltwasserduschen hatte und man gerne Frischwasser tanken könne. Wir stellten den Camper ab und machten uns auf den Weg in Richtung Strand. Wer ein Foto von diesem Strand mit Strandbar und Sonnenschirmen sieht würde ganz sicher auf weit, weit weg tippen. Aber auch das ist Korsika! Wir genossen die Aussicht, auch wenn diese ab und zu von einer verschnippelten Millionärsgattin etwas gestört wurde. Dem schlechten Gewissen wegen gab es heute nur ein Orangina zu trinken. Eisgekühlt schmeckte es im feinen Sand aber ungemein gut.
Etwas später packte uns der Hunger und wir gingen nach Hause in den Camper, kochten, assen und genossen den Stellplatz. Als der Mond wieder so schön über uns stand, beschlossen wir, den Strand noch einmal zu besuchen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und einmal mehr gingen wir mit tausend wundervollen Eindrücken in die Federn, bzw. den Futon.

Ehemalige Hauptstadt, FKK und Halligalli-Camping

Korsika Halbwildschwein

Zwei Herzen in einer Brust: der unglaublich schöne Stellplatz unter einem schattenspendenden Baum, das Meer nur ca. 100m vor der Campertüre vs. die abenteuerliche Fahrt über die nächsten Berge nach Corte. Das geschichtsträchtige Corte war lange Zeit die Hauptstadt von Korsika und wird heute noch von vielen Korsen als die echte Hauptstadt angesehen.
Nach einem letzten Blick auf die malerische Bucht machten wir uns auf den Weg. Im Reiseführer stand, dass die Strasse zwar schön sei, aber für Autofahrer eine echte Herausforderung. Nachdem wir bereits über eine echte Bergstrasse gefahren waren, zollten wir dieser Aussage Respekt und gingen das Abenteuer „Strasse der Herausforderung“ an.
Es sollte sich bald herausstellen, dass die Strasse im guten Zustand ist und nur ganz wenige Stellen wirklich schmal sind. Die Aussicht in die tiefen Schluchten, auf die schönen Felswände und in den Urwald sind wirklich unbeschreiblich und eindrücklich! Vorsicht war dann doch noch geboten, aber weniger wegen der Landschaft, sondern wegen den wilden Schweinchen, welche es sich auf der Strasse sehr bequem machen und denen jedes Auto quasi am A… vorbei fährt. Auf der Passhöhe bekamen wir dann sogar noch Besuch von einem netten Schweinchen, welches sein Schnüffelschnäuzchen in unsere Campertüre streckte.
Anschliessend ging es wieder bergab. Talwärts war die Strasse eine „Hommage“ an vergangene Zeiten: früher gab es einen Skilift und ein kleines Skiresort, nun nur noch eine Buckelpiste in Richtung Tal. Weiter unten flocht sich die Strasse elegant durch die Felstäler und Schluchten. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte wohl besser auf die Durchfahrt in der Mitte von Korsika verzichten.
In Corte angekommen sahen wir uns 2 Campingplätze gleich in der Nähe der Citadelle an, bzw. kamen nicht ganz soweit, da die Strassen dann doch etwas zu eng waren. Seit wir korsisches Land betreten haben, ist uns immer wieder aufgefallen, dass (den Südosten ausgenommen) sehr viele CampiererInnen mit dem Zelt unterwegs sind.
Wir stellten unseren Camperbus schlussendlich beim Supermarkt ab, ein Schattenplatz schien uns angebracht, damit der Kühlschrank bei den herrschenden Temperaturen nicht schlapp macht. Gleich neben dem Supermarkt fuhr ein Touri-Zügli – was für eine Chance. Nach einer kurzen Diskussion zwischen der Puristin (das ist nun doch etwas sehr touristisch) und dem Pragmatiker (guck mal wie weit weg die Citadelle ist), stachen die Temperatur-Wegdistanz-Steilheit des Geländes-Argumente dann doch und wir enterten das Zügli.
Vom spanischen Chauffeur wurden wir nett begrüsst, es wurde einkassiert und dann setzten wir uns hin. Die ca. 3 Minuten Wartezeit auf die Abfahrt fühlten sich in etwa so an, wie wenn man im Skianzug die Sauna besucht. Der Fahrtwind kam uns deshalb entgegen und das Wackeln, Rumpeln und Schütteln machte eigentlich noch Spass.
Korsika hat eine sehr bewegte Vergangenheit mit Kriegen, Eroberungen und Einflüssen. So werden in Corte nicht weniger als 3 Freiheitskämpfer geehrt und offensichtlich gilt Corte unter vielen Einheimischen noch immer als die echte Hauptstadt von Korsika. Auffällig übrigens: während im Südosten kaum Schilder verschmiert sind, so sind zweisprachige Schilder in Richtung Cap Corse und eben auch in Richtung Corte fast ausnahmslos so verschmiert, dass die französische Version nicht mehr lesbar ist.
Oben auf der Citadelle angekommen, machten wir uns auf diese zu besichtigen. Vor der Citadelle war noch ein kleines, schickes Museum, welches wir gleich, quasi „All inclusive“, auch noch durchschritten. Die Ausstellung zeigte einige der verschiedenen Gesichtern von Korsika: Handwerk, Piraterie, Landwirtschaft, Industrie und Tourismus, sowie die wirklich etwas „gfürchigen“ Druiden-Sekten-Priester-irgendwass, welche wie Klu-Klux-Klan-Mitglieder gekleidet sind.
Mit vielen Eindrücken im Gepäck ging es nun in Richtung Citadelle und Donjon. Die Aussicht auf der Höhe ist wirklich gigantisch! Die filmreife Kulisse ist bewegend und man kann sich absolut vorstellen, wie das Leben dazumal pulsiert hat.
Pünktlich wie es sich für SchweizerInnen gehört, sassen wir wieder im Zügli, um den zweiten Teil der Fahrt auf uns zu nehmen. Einen längeren Halt gab es bei der Statue von Gaffori, hinter welcher man noch die Einschusslöcher von Gewehrgeschossen in der Fassade sieht.
Nach einem letzten Fotohalt für die „Skyline“ von Corte ging es zurück zum Casino-Markt, dem Parkplatz unseres Campers.
Dieser hatte sich gut gehalten und beim Einsteigen rief uns der Österreichische Pössl-Fahrer von Nebenan noch ein nettes „Hopp Schwiiz“ zu und los ging es in Richtung Osten der Insel.
Korsika hatten wir bisher so kennen gelernt: enge Strassen, etwas rumpelig und eigentlich viel alleine unterwegs. Im Osten sollte das ändern: die meisten Touristen bevorzugen diese Seite der Insel, da diese flacher ist und viele Sandstrände vorzuweisen vermag. Zum ersten Mal standen wir in Aléria mitten auf der Strasse still, wegen eines Mini-Staus. Ging aber auch da nicht lange und weiter ging’s.
Per App hatten wir einen Camping gesehen, welcher gleich am Meer liegt und einen tollen Strand vorzuweisen hat. Die Bewertungen waren auch ziemlich ok, sodass wir fanden: den checken wir. Nach ein paar Kilometern Camperfahrt fanden wir diesen und gingen an die Reception um einen Platz zu ergattern. Wir sollten doch einfach den Plan mitnehmen, 4 Plätze angeben, welche uns gefallen würden und die Receptionistin würde uns dann sagen, welchen der 4 wir nehmen dürften. Also machten wir uns sogleich zu Fuss auf den Weg um einen angenehmen Platz zu finden: schattig und in Strandnähe sollte er sein. Kaum um die Ecke wurden wir auch gleich von einem älteren Herrn und seinem kleinen älteren Schrumpelherrn begrüsst. Hoppla dachten wir, naja… Sein Nachbar war etwas jünger, hatte ein gestreiftes T-Shirt an und darunter lachte uns auch wieder seine tiptop rasierte Männlichkeit an. Einmal ist keinmal, doch nun schien es doch eher Konzept zu sein, denn hosenlose T-Shirtträger gibt es ja dann doch nur am FKK. Auf dem Plan war es dann auch klar und deutlich ersichtlich: eine Badehose hat am Strand nix zu suchen und wehe wer sich nicht daran hält! Apéro zwischen Hans, Franz, Piepmatz und Pullermann fanden wir nicht so prickelnd, sodass wir beschlossen uns noch weiter umzusehen.
Fündig wurden wir gleich neben Aléria: ein toller Platz mit traumhaft schönen Bäumen und sauberen Sanitäranlagen konnten wir nach der langen Bergfahrt gebrauchen. Einen schönen Platz hatten wir auch schnell gefunden und parkierten den Chausson schnurstracks in die Lücke. Markise runter, Liegestühle raus und… Geradeaus Zürcher, daneben St. Galler, in der Nähe Obwaldner und zum Glück nicht gleich neben dem Campingcar auch noch Aargauer. Durchmischt wurde das ganze mit ein paar Deutschen; Franzosen waren plötzlich Mangelware.
Nach der Dusche und Kleiderwäsche gab es eine Apéro riche, sodass wir danach aufs Abendessen verzichteten, es uns aber nicht nehmen liessen noch einen kleinen Pichet Rosé mit einer Crêpe sucré und einer Kugel Glacé am Strand zu geniessen.
Am späteren Abend wussten wir dann auch, wofür die Bühne im Strandrestaurant genutzt wurde: „He Macarena“ und andere Strandhits wurden runtergeschmettert, dazu wurde natürlich schön falsch mitgegrölt. Nun gut, eine Nacht Halligalli ist zu verkraften.

Ferienstress pur!

Strand am Golf von Porto, Korsika

Den Sonnenaufgang zwar verpasst, aber doch noch einigermassen früh gingen 50% von uns auf einen kurzen Spaziergang, die anderen 50% bewachten den Camper – man weiss ja schliesslich nie… Und wir sollten mit dieser Taktik Recht behalten: Urplötzlich raste ein weisser (also ein ehemals weisser) Peugeot Partner im Höllentempo heran, hinter sich eine riesige Staubwolke und dazu noch hupend wie ein Italiener nach gewonnener Weltmeisterschaft. Ländliche BewohnerInnen wissen selbstverständlich, was das zu bedeuten hat: der Beck ist da!
Madame staunte nicht schlecht, als sie bei der Rückkehr Brötchen vorfand, auch der Kaffee war gleich fertig und so gab es Frühstück mit Sicht auf die auch heute wunderschöne Bucht.
Nach dem feinen Zmorgen beschlossen wir unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Melonen, Orangen, Nektarinen, Gurken und alles andere war aufgegessen, die Lage damit ernst. So fuhren wir los, vorbei an der Glacétanke, hinauf, über die Felsenstrasse in Richtung Porto und fanden dort (noch am gleichen Ort wie gestern) einen Carrefour-Markt. Mangels camperkonformen Parkplätzen beschlossen wir ein Zeichen unserer Integration auf Korsika zu setzen und parkierten im Stile eines Einheimischen gleich die komplette Warenanlieferung zu. Als wir unsere Vorräte wieder in der Tasche hatten und uns zum Camper bewegten, kam ein Korse direkt auf uns zu. Wir meinten, dass wir schon bald wieder wegfahren würden, worauf er meinte, Danke und wir sollten uns Zeit lassen. Wir fühlten uns integriert und schon fast als echte Korsen.
Über die Felsenstrasse und natürlich auch an der Glacétanke vorbei gings zurück zum Strand. Wir hatten richtig spekuliert, denn alle Camper ausser einem VW-Bus waren verschwunden. Wir platzierten den Campi perfekt, Markise runter, Stühle und Tisch raus und dann ging es auch schon an den Strand. Schwimmen, plantschen, geniessen und nochmals in die Bar. Als Abwechslung entschieden wir uns für einen Pichet Weisswein. Genau, er spielte in der gleichen Liga wie der Rosé, aber vergessen wir nicht: die Aussicht war noch immer Top.
Irgendwann am Abend zog es uns in die Koje, denn wir waren fix und fertig vom…Nichtstun.

Felsenstrasse und Südseefeeling auf Korsika

Golf von Porto auf Korsika

Gemütlich köchelten wir unseren obligaten Morgenkaffee und begannen langsam alles wieder einzuräumen, wollten wir doch noch etwas der Westküste entlang fahren. L’Ile Rousse ist für korsische Verhältnisse sehr touristisch, sodass wir die Innenstadt passierten und uns in Richtung Calvi verabschiedeten. Calvi hat wiederum eine Citadelle zu bieten, in welcher Christoph Kolumbus das Licht der Welt erblickt haben soll. Das ist jedoch die Version von Korsika, wirklich rekonstruiert werden konnte das nie. Wir fuhren die engen Strässchen in Richtung Citadelle hoch und bewunderten die netten Häuschen, welche den Strassenrand säumten. Oberhalb gab es die Sicht frei auf die Citadelle. Sie ist sehr gut erhalten und glänzte in der Morgensonne (ok, das ist geflunkert, es war eher Mittagssonne) sehr schön. Da es bereits eine Menge Touris hatte, beschlossen wir weiterzufahren. Nicht weit von der Citadelle entfernt hatten wir unseren Platz für das Frühstück gefunden: Wir installierten uns über dem Golfe de la Revellata mit tollem Ausblick auf eben diesen Golf, aber auch auf die andere Seite (Punta Bianca) und dazu noch auf den Leuchtturm am Ende der Landzunge. Die tolle Aussicht liess uns das Frühstück noch besser schmecken und wir brauchten wohl auch rekordverdächtig lange, bis wir uns wieder auf die Reise machten.
Die schöne Route mit abwechslungsweise Meer- und Bergblick führte uns nach Galéria. Das kleine Dörfchen wurde im Reiseführer angepriesen, sodass wir dieses auch besuchen wollten. Es ist wirklich ein herziges Dörfchen, leider konnten wir jedoch nirgends einen geeigneten Parkplatz finden, von wo aus wir z.B. eine Bootstour hätten machen können. So genossen wir den Ausblick aufs Meer und machten uns auf nach Porto. Der Golf von Porto gilt als sehr schön und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Auf der Fahrt nach Porto machten wir noch kurz Halt an einer Tankstelle, denn es hatte einen grossen Aushang, dass hier Glacé erhältlich seien. Je ein Magnum zu Magnumpreisen liessen wir uns schmecken. Die Strasse ging nun wieder ziemlich in die Höhe und plötzlich fuhren wir auf eine enge Linkskurve zu. Da öffnete sich das Panorama über den Golf. Das Wasser schäumte an den Felsen weiss, ging dann in ein helles Türkis über, um dann ein paar Meter weiter ins Dunkeltürkis zu wechseln. Gegen Ende der Bucht und kurz vor dem offenen Meer schimmerte es dann wieder im intensiven Marine-Blau.
Die Strasse wurde schlussendlich noch enger und spektakulärer: links 90° Felswand, rechts, senkrecht ins Meer, oftmals einspurig. Es schien so, als wären wir das grösste Fahrzeug, welches diese Strasse passieren würde. Ein paar Tage später sollten uns tschechische Velofahrer dann eines besseren belehren…
Nach der kurzen, spektakulären Felsenstrasse ging es dann in Richtung Porto hinunter. Das kleine Städtchen ist im hinteren Teil komplett am Hang, vorne läuft es gegen die Bucht aus. Trotz Camperverbot liessen wir es uns nicht nehmen, kurz in Richtung Strand zu fahren.
Bereits auf der Hinfahrt hat die Navigatorin per App einen passenden Stellplatz gesucht. Gemäss App sollte der Platz eine Bucht weiter, aber noch immer am Golf von Porto sein. So kamen wir gleich nochmals in den Genuss der Felsenstrasse und fuhren eine Teilstrecke zurück, vorbei an der Glacétanke und bogen kurz darauf links ab in Richtung Meer, vorbei an der Pension Stella (ca. die 10’000 mit diesem Namen) in Richtung Strand. Und siehe da, gleich hinter dem Strand erblickten wir ein paar Camperfahrzeuge unter einer Handvoll Bäumen. Flink und flott parkierten wir dazwischen, Sicht in Richtung Meer. Noch kurz mit der Markise das Revier abstecken und schon ging es in Richtung Strand. Dieser war einfach traumhaft! Kurzum fanden wir uns im Meer wieder, plantschten etwas in den Wellen und genossen den Golf von Porto in vollen Zügen.
Nach erledigter Hochleistungsschwimmerei hüpften wir kurz unter die Stranddusche, wuschen Salz und Sand ab um uns danach an der Strandbar einen Pichet Rosé zu genehmigen. Es war ein Rosé, der zu Hause sicherlich nicht munden würde, aber am Strand in der Sonne mit diesem Ausblick genossen wir auch diesen sauren Traubensaft.
Die Stühle bequem, die Aussicht gigantisch, so blieben wir etwas sitzen und schon war es Zeit, uns 20m weiter zu bewegen: dort wartete die nächste Terrasse vom nächsten Restaurant am Strand. Dort hatten wir vor den Znacht zu geniessen. Es gab feine Pizza, dazu, man ahnt es, einen Pichet Rosé. Gleicher Preis, gleiche Farbe, gleicher Geschmack wie nebenan: wir hatten den leisen Verdacht, dass der aus dem gleichen Tetrapack gezapft wurde wie 20m nebenan. Aber zum Glück war ja auch die Aussicht gleich gut.
Während die Sonne langsam hinter dem Ausläuferhang der Bucht entschwand, färbten sich die Felsen gegen Porto immer röter, darüber kam der Mond langsam zum Vorschein.
Wir schlenderten später am Abend gemütlich zum Camper zurück, legten uns auf unseren Schäfli-Futon und schwupp waren wir vom einen Traumland ins nächste gerutscht.

Ab durch die Wüste

U-Cochu am Cap Corse

Am Morgen öffneten wir die Frontvorhänge sofort, denn wir wollten sehen, ob die Aussicht bei Tag ebenfalls so toll ist, wie im Mondschein. Ja, sie ist es! Dieser Stellplatz ist wirklich einer der schönsten, den wir je angefahren haben. Das klare Wasser glitzerte leicht im Sonnenschein und veranlasste uns, noch kurz die Füsse hinein zu halten. Wir beschlossen vor der Abfahrt noch einen Kaffee mit dieser Aussicht zu geniessen, putzten noch kurz den Camper raus und dann ging es auch schon wieder weiter.
Die am Vorabend doch ziemlich anstrengende Strasse entpuppte sich als Höhenstrasse mit tollem Meeresblick, eingebunden in die schöne Berglandschaft.
Im nächsten Dorf machten wir kurz einen Halt bei einem kleinen Lebensmittelgeschäft und kauften Brot, denn der Hunger meldete sich auch langsam wieder. Als Platz suchten wir eine Strassenausweichstelle aus, bei welcher die Aussicht besonders schön war. Es sind solche schönen Standorte, die uns jedesmal wieder zeigen, wie privilegiert wir mit unserm Camper sind und wie unfassbar schön die Welt sich präsentieren kann.
Nach dem Frühstück lag eine längere Etappe vor uns. Ziel war von Saint Florent über die Bergstrasse nach L’Ile Rousse zu fahren. Die Bergstrasse führte uns in eine Art Wüstenmondlandschaft: Steine, Gebüschpflanzen und Hitze, dazu eine enge Strasse, dafür eigentlich kaum Gegenverkehr. Das Meer verschwand schon bald hinter den Gipfeln und es wurde uns bestätigt, was im Reiseführer stand: das Gebiet ist eine Art Wüste (Name: Desert des Agriates), welche vor allem mit 4×4 Jeeps erkundet werden kann. Hinter den Bergen gäbe es traumhafte Strände und wir sahen, dass es am Wegesrand immer mal wieder ein Angebot von Taxis gab, welche einem in so eine Bucht bringen würden. Die Taxis waren ausnahmslos berggängige Landrover in der Expeditionsausführung. Da die Strassen mittlerweile sehr schlecht waren und wir kaum mehr als 30 km/h fahren konnten, beschlossen wir durchzuhalten und auf eine Taxifahrt zu verzichten um doch noch irgendwann anzukommen. Die Aussicht war einmal mehr beeindruckend und der landschaftliche Kontrast zum Norden war wirklich gross. Noch mehrere Male sollten wir uns über die Vielseitigkeit dieser an sich doch kleinen Insel freuen können.
Irgendwann hatten wir es geschafft und waren wieder auf Meereshöhe und näherten uns L’Ile de Rousse. Nach der schweisstreibenden Fahrt wollten wir uns einen schönen Campingplatz mit Dusche sichern. Wir wurden fündig im sehr schönen Camping Les Oliviers. Unter Olivenbäumen, Pinien und anderen Bäumen richteten wir uns gemütlich ein und steuerten ziemlich schnurstracks auf die Sanitäranlagen zu.
Anschliessend gönnten wir uns als Abendessen die letzte Zucchetti aus Eglischer Biozucht in Dietlikon, in Kombination mit Polenta.
Der Abendspaziergang führte uns in Richtung Strand, danach wollten wir Energie für die nächsten Etappen tanken und kuschelten uns ins Land der Träume.

Wildnis, Langusten, Tornado und Cap Corse

Centuri-Port

Gleich nach Ankunft ging es weiter in Richtung Norden. Schon auf den ersten Metern durften wir einen Schuss Korsika erfahren: enge Strassen, schnelle FahrerInnen und noch engere Strassen mit noch schnelleren FahrerInnen.
Wir fuhren also die malerische Strecke gen Norden. Die Aussicht auf der Strasse ist bombastisch, die „Piratennester“ lassen einem über die Geschichte der Insel nachdenken und das farbige Wasser in seinen verschiedenen Blau- und Türkistönen lädt zum Träumen ein.
Nach einiger Zeit verliessen wir die Küstenstrasse im Nordosten und bogen nach Links ab. Ziel war das Dorf Centuri im Nordwesten von Korsika. Wir passierten elegant das Schild „Fahrzeuge ab 6m verboten“, da wir ja schliesslich mit 5m99cm weit darunter liegen. Durch enge Strassen, noch engere Kurven bahnten wir unseren Weg mitten durch den Jungle. Vielfach war unter uns bröckliger Asphalt, links, rechts und oben undurchsichtiges Gestrüpp, es war wirklich ein Erlebnis! Natürlich kamen uns ganz vereinzelt noch Autos entgegen. Das war dann jeweils eine echte Herausforderung, einen Platz zum Kreuzen zu finden. Auf der Passhöhe war die Aussicht dann gigantisch. Die Abfahrt war extrem viel kürzer, dafür umso steiler. Als Fahrer und Beifahrer sollte man wirklich schwindelfrei sein, denn auf dieser Seite des Passes geht’s neben der Strasse fast senkrecht nach unten. Wir waren schon froh, hatten wir wenigstens noch auf jeder Seite des Fahrzeuges ca. 30cm bis zum Wegesrand.
Ziel unserer ersten Etappe auf Korsika war Centuri Port, ein kleines, schickes Fischerdorf mit einem Touch Piratenoptik. Anschliessend sollte es zu einem Stellplatz am Cap Corse gehen.
Nach dem steilen Abstieg durch das Nirgendwo kamen wir um ein paar S-Kurven plötzlich und ganz unverhofft nach Centuri Port. Das kleine, feine Dörfchen liegt ganz versteckt in einer schönen Bucht. Die Häuserfassaden sind schön „rausgeputzt“ und das Panorama auf das Meer ist sehr, sehr schön. Dank der Rückfahrtkamera war es auch unproblematisch mitten im Dörflein zu wenden, da das Weiterfahren per Tafel mehrfach verboten wurde. Gleich am Dorfrand stellten wir den Camper ab und machten uns zu Fuss daran, ein passendes Restaurant zu finden. Im Reiseführer wurde insbesondere vom La Langoustine geschwärmt, da dort der Inhaber noch selbst Langustinen fängt und gleich serviert. Nach dem Studium der Speisekarte kamen wir zum Schluss, dass wir nicht ganz sicher sind ob die Preise, welche knapp über dem Dolder Grand liegen, gerechtfertigt wären. Die Terrasse wäre zwar herzig gewesen, doch gleich alles Feriengeld in eine Languste zu investieren fanden wir zu abenteuerlich.
Kurz guckten wir noch auf die Speisekarten der anderen Restaurants und entschieden uns dann für eines, welches etwas höher gelegen war und eine wunderbare Terrasse mit einer Bomben Rundsicht besitzt. Kleine Randnotiz: der Patron fischt in diesem Restaurant noch selbst und die Spezialität sind…, wir erraten es, Langusten.
Kaum hatten wir uns gesetzt, die Speisekarte war noch nicht mal richtig gelesen worden, zogen schwarze Wolken auf. Da wir die Dachklappen des Campers noch offen gelassen hatten, mussten diese geschlossen werden. Mit einem Sprint der Langstreckenläuferin wurde das erledigt. Währenddessen wurde die Stellung gehalten, obwohl bereits Regen und Wind ziemlich heftig an der Stimmung kratzten. Nach dem dritten Tisch verschieben, war es dann soweit und die Flinte musste ins Korn geworfen werden. Ein Platz im Innern des Wintergartens war nun angesagt. Plötzlich hiess es „Tornade, Tornade“ und so lernten wir plötzlich noch den Patron, wohl seine zwei Söhne, ebensoviele Töchter, seine Frau und 2 weitere Bedienstete kennen. Sie alle räumten in Rekordtempo die Terrasse. Danach verzog sich die Famiglia wieder, um den wichtigen Sachen nachzugehen, wie z.B. vor der Hotelreception TV zu schauen.
Inspiriert von der Umgebung wollten 50% der Reisegemeinschaft das Menu mit Languste probieren. 49 Euro für einen 3-Gänger mit Languste, war ja im Vergleich zu 99 Euro im unteren Restaurant ein Schnäppchen. Alternativ hätte es noch Languste pur (ohne Beilage, etc.) gegeben, 100g für 15 Euro, Mindestgewicht 400g/Person.
Bei der Bestellung meinte der Kellner, dass die Languste ausverkauft sei. Alternativ bot er die Languste an. Hmm? Es war eben nur die Menu-Languste ausverkauft, nicht aber die per 100g-Languste, er hätte da noch ein Fliegengewicht von ca. 1000g. Er selbst würde ja schon 6-800g alleine essen, das würde also schon passen. 150 Euro für eine Megaportion Languste so als Probiererli war dann doch etwas über Budget, sodass als nächster Versuch die Moules et Frites bestellt wurden. Leider, man ahnt es, waren auch diese ausverkauft. Aber nur als Moules et Frites. Mann hätte sie mit der Meeresfrüchteplatte noch haben können, zusammen mit der Languste, also nicht der ausverkauften, auch nicht der 1000g, sondern der für die Meeresfrüchteplatte. Hmm? Noch nicht ausverkauft war (neben allen Sachen über 100 Euro) der Tagesfang (Loup de mer) und die Lasagne à la Maison.
Nach dem Essen machten wir uns auf, den Stellplatz am Cap Corse zu entern. In der Dunkelheit schlichen wir die engen, holprigen Strassen in Richtung Norden und hofften einfach, dass das Navi dieses Mal Recht haben sollte. Wir passierten gefühlte 100 Mal das Ende der Welt, nur um festzustellen, es geht doch noch weiter. Plötzlich ein paar Müllcontainer und wir wussten: es gibt auch da noch menschliches Leben! Klappe auf und: Blick auf das Meer, brechende Wellen, welche wohlklingend rauschen, Mondschein, ein Leuchtturm auf der gegenüberliegenden Insel,…

Ja, es war ein paar Sekunden still, denn diese traumhafte Gegend mussten wir kurz wirken lassen.
Zur Musik der See liessen wir uns ins Land der Träume fallen.

Auf nach Korsika!

Korsika Fähre ab Livorno

Früh am Morgen und doch gut ausgeschlafen verliessen wir den Stellplatz in Richtung Strand. Wir wollten es uns nicht nehmen lassen, die morgendliche Ruhe fahrend zu geniessen. Leider hatten wir die Rechnung ohne die Italienerinnen auf der Strasse gemacht. Nach einer pädagogischen Lektion (man unterschätze nie die Beschleunigungskraft eines Fiat Ducato Turbodiesels) beruhigte sich die gute Frau im Auto hinter uns und wir konnten doch noch gemütlich und mit vorgegebener Geschwindigkeit die Aussicht geniessen. Vom neuen Navi wollten wir uns zu einem Serviceplatz zur Entleerung der Toilette führen lassen. Es kam uns schon etwas seltsam vor, dass wir die feste Strasse verliessen um dann irgendwann aus dem Wald ans Licht zu kommen. Da standen wir also im Nirgendwo, in Sichtweite der Servicestelle. Nur: diese war an einer umzäunten Autobahnraststätte, gerade mal 100m von uns entfernt. So hiess es wie beim Leiterlispiel: zurück auf Anfang und wir fuhren die wohl zur Römerzeit erschaffene Landstrasse zurück, um dann auf die Autobahn zu fahren, wo wir kurz danach die Servicestelle anfahren konnten. Nach getaner Arbeit gönnten wir uns einen kurzen Kaffee und weiter ging es mit dem Ziel: Livorno.
Diesmal führte uns das Navi zielgenau nach Livorno, was wir ehrlich gesagt als keine grosse Leistung würdigen konnten, denn es wäre selbst für Schweizer Verhältnisse sehr gut beschildert gewesen. Ganz im Gegensatz zur Abfahrtsstelle der Fähre, aber dazu später.
In Livorno mussten wir noch die Trinkwasservorräte auffüllen und begaben uns deshalb zum Intercoop. Etwas frisches italienisches Gemüse wollten wir ebenfalls noch mitnehmen, als plötzlich, völlig unerwartet und schon fast magisch eine Fleischtheke mit gefühlten 100 verschiedenen (Parma-)Schinken, Salamis, und anderen schinkenähnlichen Spezialitäten auftauchte und den Fahrer stoppte. Da sich die vegetarische Beifahrerin wohl kaum dazu überreden liess, ihr fast fliessendes Italienisch für sündige Machenschaften einzusetzen, musste in italienisch-englisch-französisch geordert werden. Das klappte ausgezeichnet, ausserdem wussten wir danach, dass der Metzger erst am Abend vorher aus seinen Ferien zurückgekehrt war.
Mit Gemüse, Wasser und Fleisch im Gepäck ging es nun in Richtung Hafen. Hoppla, da fehlt doch noch etwas in der Aufzählung. Ah ja, genau: irgendwie sprangen da noch zwei Espresso-Tassen vom Kaffe in unsere Taschen. Noch heute können wir uns darauf keinen Reim machen, aber sie fühlen sich im Camper sehr wohl.
Der Hafen Livorno ist zwar nicht übermässig gross, doch ohne Beschilderung ist es dann doch eher schwierig, die richtige Abfahrtsstelle zu finden. Nachdem wir etwas umhergeirrt waren, fragten wir das Orakel „google“, welches uns dann zielgenau zur Abfahrtsstelle lotste. Mittlerweile waren auch wieder alle ID’s an Bord (welche übrigens kein einziges Mal gebraucht werden sollten), das hatte zwischenzeitlich zu femininen Verunsicherungen geführt, denn Korsika ohne Fahrer selbst zu erobern, schien der Chefin dann doch etwas riskant.
Wir begaben uns also in Richtung Wartezone und wurden freundlich, aber bestimmt von einem italienischen Militärherrn angehalten, welcher nett fragte, ob wir denn auch im Besitz von Tickets wären. Elegant wurden diese präsentiert, worauf er nett erwiderte, „Schtreit on, Mister Thomas“. Das beherzigten wir und kurz darauf standen wir in der Kolonne zur Einschiffung.
Den Hafen von Livorno als Schmuck zu bezeichnen, wäre dann doch um etwa 180° verdreht. Umso erfreuter nahmen wir den panischen Mann in Uniform zur Kenntnis, der alle Leute, welche am Zaun fotografierten, wegschickte, als würde das Seemonster persönlich vorbei schauen. Statt einem Seemonster war’s dann einfach unsere Fähre.
Klappe auf, Autos raus (ok, das ging nicht ganz so flott, sondern dauerte knapp eine Stunde) und los ging es. Nachdem wir oftmals mit dem Camper hinten anstehen müssen, wurden wir diesmal nach vorne gebeten und standen deshalb in der Fähre quasi in der zweiten Reihe.
Wir zwei jungen, dynamischen Reiseleute nahmen natürlich die Treppe und schleppten uns 6 Stockwerke hoch bis zur Reception, anschliessend nochmals 3 um dann wieder 1 runterzugehen, wo wir unseren Platz fanden. Schön im Assistyle breiteten wir uns auf der Bank aus und genossen die Aussicht.
Plötzlich Musik von Rossini und die Premiere für unseren Camper (1te Meeresüberquerung in einer Fähre) startete. Um Livorno hatte es noch mächtig Schiffsverkehr, je weiter wir ins offene Meer hinausfuhren, desto einsamer wurde es. Nach knapp 1.5h war es dann soweit: weder hinten noch vorne, weder links noch rechts Land in Sicht. Nur blauer Himmel und das Dunkelblaue Meer – traumhaft!
Da auf Anweisung die Vorräte im Camper gelassen wurden, hielten wir Ausschau nach einem Zwipf. Um den Platz nicht aufgeben zu müssen, konnte nur jeweils 1 Person auf die Pirsch gehen. Ja, es war eine Pirsch, denn man musste schauen, dass man nicht über irgendwelche Schnarchlis auf der Treppe oder im Gang stolperte. Der erste Versuch scheiterte, da das naheliegende Boardrestaurant nicht gerade den Innovationspreis gewonnen hat und wohl auch beim Lebensmittelinspektorat keine Bestnoten erhalten hätte. Der zweite Versuch verlief erfolgreicher: Essen und Kaffee wurde gefunden, sowie ein neuer Wäschesack mit einem netten kleinen Corsica-Schweinchen drin. Nach einem kurzen „Dich kann man nicht alleine einkaufen lassen“ wurde das neue Familienmitglied wohlwollend aufgenommen.
Kurzzeitig musste der schöne Platz aufgegeben werden, da wir mitten durch eine Gewitterwolke fuhren. Auch das war ein wirklich toller Ausblick: die Blitze zitterten am Horizont und Regen prasselte gegen die Scheibe.
Irgendwann war es dann soweit und Korsika tauchte aus den Nebelschwaden am Horizont auf. Ein magischer Anblick! Die Berge kamen immer näher und schon bald kam ein Schlauchboot in hohem Tempo zielgerichtet auf uns zu. Polizei, Zoll oder sogar Piraten. Nein, ganz langweilig: es waren die Lotsen, welche uns in den Hafen begleiteten.
Da wir sehr weit vorne parkiert hatten, mussten wir natürlich auch sofort nach unten rasen, den Motor starten und nach ein paar wenigen Minuten waren wir nun endlich da: Hallo Korsika!

Schiefer Turm, Jachtclub und Sonnenuntergang

Schiefer Turm in Pisa auf dem Weg nach Korsika 2018

Irgendwie rief nun das Meer schon langsam ziemlich laut nach uns. So setzte sich die vegetarische Ader durch und wir passierten Parma nach einem Kaffe und Gipfeli, aber ohne Einkauf (keine Angst, es fand dann schon noch Schinken in den Camper;-) und beschlossen schnurstracks ans Mittelmeer zu reisen.

Aber wie Club-Med-All-Inclusive-Touris wollten wir dann doch nicht dastehen und so lag glücklicherweise doch noch etwas Kultur auf dem Weg: der schiefe Turm von Pisa. WOW! Ja, der ist wirklich schief und steht inmitten von tollen, schönen, anmutigen Bauwerken. Schon faszinierend, was da vor langer Zeit ohne Hilfsmittel von heute gebaut und erstellt wurde!

Dank unseren Solarzellen inklusive Wechselrichter, dem grossen Wassertank und der Boardtoilette fahren wir je länger je mehr Stellplätze und fast keine Campingplätze mehr an. So auch am heutigen Tag: ein toller Stellplatz, 5 Gehminuten vom Meer entfernt war unser Nachtquartier.

Kurz nach Ankunft machten wir uns auf und enterten den Jachthafen. Im Jachtclub-Restaurant gabs einen netten Apéro, Ausblick auf Jachten inklusive. Offenbar war gerade Ankunftszeit, sodass diverse Jachten (gross, klein, riesig, mit Segel, ohne Segel, …) den Weg kreuzten, einparkierten oder aufs Meer hinaus fuhren.

Irgendwann später begaben wir uns zurück in den Camper und kochten die Pizzocheri aus dem Bergell, zusammen mit Zucchetti aus Dietlikoner-Bio-Produktion.

Etwas später am Abend spazierten wir nochmals Richtung Meer um den Sonnenuntergang zu geniessen. Ein Gelati kam auf dem Weg noch dazwischen und so nahmen wir das auch noch auf den Felsen mit. Sonnenuntergang am Meer, was soll man dazu noch schreiben…

Anschliessend gingen wir zurück zum Stellplatz, um noch eine kurze Dusche zu nehmen. Noch heute rätseln wir darüber, wie das Gletschwasser direkt ans Mittelmeer gelangen konnte…

Immerhin waren wir abgekühlt und gingen zufrieden in die Luxuskoje unseres Campers.