Nach der Dusche unter dem Rinnsal brachen wir auf. Unser erster Halt war ein Fotohalt in ZURICH! Das holländische Zurich ist etwas kleiner als das Zürich in der Schweiz. Dafür hat es eine Düne und ein Meer zu bieten – auch nicht schlecht.
Wir waren nun unterwegs nach Haarlem. Wiederum fiel uns auf, dass die Autobahnen unglaublich sauber, gepflegt und sehr ruhig sind. Die Niederlande sind wirklich ein Camper-Land, auch auf der Strasse!
Den Stellplatz in Haarlem hatten wir bereits gebucht und fuhren diesen zielstrebig an. Die Lage dieses Platzes ist top, die Nachbarschaft eher etwas heruntergekommen (für niederländische Verhältnisse). Das tolle an diesem Platz (nebst den sauberen Sanitäranlagen): die Bushaltestelle war gerade mal 3 Minuten vom Platz entfernt. Damit wir zu Tickets kommen konnten, musste noch schnell eine App installiert werden. Das machten wir fix und kurz darauf befanden sich die Tickets auf unserem Handy.
Beim Hauptbahnhof angekommen liefen wir in Richtung Altstadt. Wir kamen nicht sehr weit, denn es hatte ein mega tolles Kafi: Das Volkslust in Haarlem hat nämlich eine tolle «Terrasse» auf der Gracht. Wir enterten also dieses gepimpte Floss und genossen das Wasser, die Sonne und den Blick auf vorbeiziehende Passanten und Boote.
Gestärkt durch Kaffee und Cheese Cake spazierten wir weiter durch die Stadt und schauten die Gebäude und Gässchen an. Schlussendlich zog es uns an der grossen St. Bravo Kirche vorbei in Richtung Bootsanlegestelle der Firma Smitje. Wir überquerten das Gewässer bei der Melkbrug, gleich nachdem sich diese 90° gedreht hatte. Diese Brücke war also zur Abwechslung keine Zugbrücke, sondern liess die Schiffe passieren, indem sie zur Seite ging.
Bei Smitje buchten wir die nächst mögliche Kanalfahrt. Offenbar haben SchweizerInnen den gleichen Puls, denn das ganze Boot füllte sich fast ausschliesslich mit Schweizer TouristInnen. Die Fahrt war extrem schön und spannend. Wir fuhren natürlich auch wieder bei unserem Cheese-Cake halt durch und konnten das ganze nun noch vom Wasser aus begucken und feststellen, dass ein Paar noch immer da war. Kurz darauf gabs dann eine brenzlige Situation: der Bootsführer schubte plötzlich mit voller Kraft gegen die Strömung, damit wir zum stehen kamen. Was war passiert? Auf der Brücke standen 3 Flarzköpfe bereit, um uns mit Wasserbalonen zu bewerfen. Nach ein paar holländischen Bemerkungen (wir haben nur Kindsköpfe verstanden), zogen die Terrorbrüder von dannen und wir konnten weiter tuckern.
Auf dem Rückweg gingen wir noch in einen Albert Heijn und kauften Mini-Fajitas. Wir mussten nun noch etwas auf den Bus warten, fuhren dann aber wieder quasi vor die Hütte und genossen den Abend mit unserem feinen Znacht.
Die gestern im Restaurant geschmiedeten Pläne setzen wir heute konsequent um. Als erstes gingen wir shoppen.
Wir hatten einen Laden entdeckt mit dem klingenden Namen «Jumbo» – Kindheitserinnerungen an den echten Jumbo in Dietlikon wurden da wach.
Nach dem Einkauf ging’s in Richtung Innenstadt und Parkplatzsuche. Der erste Versuch scheiterte, da unser Heck doch etwas weit in die Strasse ragte. Zum Glück fanden wir kurz darauf, parallel zu einer Gracht, einen sogar mit etwas Schatten ausgestatteten Platz. Danach erkundeten wir das Dörfli. Kurz nach dem Parkplatz stand ein Schild an einem schmucken Schiff: Es gab Seehundtouren. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Da die Tour jedoch erst nach 15 Uhr startete, beschlossen wir, Harlingen noch etwas unsicher zu machen.
Grachten und kleine Häfen im Stadtbild von Harlingen.
Harlingen ist fast wie ein Modellbaudörfli, einfach von A-Z herzig! Die schmucken Häuser, die kleinen Grachten und natürlich die Zugbrücken, welche ca. jede halbe Stunde auf- und zugehen – einfach toll. Im ehemaligen Bahnhöfli genehmigten wir uns noch einen kurzen Trunk und testeten die sanitären Anlagen. Da es eigentlich ein Gourmet-Tempel ist, können wir sagen: alles in bester Ordnung und sehr gut nutzbar!
Überpünktlich, wie es sich für SchweizerInnen gehört, standen wir da und waren dann sehr enttäuscht, dass wir nicht mal zu den ersten gehörten. Trotzdem boardeten wir und setzten uns in den Schatten. Ja, die Sonne brannte richtig runter. Nach den doch eher bedeckten ersten Ferientagen und der Regenzeit davor in der Schweiz richtig wohltuend.
Wir tuckerten in gemächlichem Tempo aus dem Hafen, hinaus auf das offene Meer, quasi die wilde See. Man kann viele Schilder und Texte zur wilden See lesen, welche 1953 einen grossen Teil von Holland überschwemmte, grosse Schäden anrichtete und viele Menschen und Tiere zu Tode brachte. Heute kann man sich das fast nicht vorstellen, denn ist kein Schiff da, sind die Wellen maximal, gut gemessene und aufgerundete, 5cm hoch.
Leider hatten wir keine Kamera dabei, sodass dieser süsse Seehund etwas verpixelt ist…
Ein paar Kilometer ausserhalb des Hafens war es dann soweit: ein erster Seehund räkelte sich auf einer kleinen Sandbank. Er guckte unglaublich herzig mit seinen Knopfaugen zu uns. Er war dann jedoch not amused, als die Wellen des Schiffes kamen und flüchtete die Düne hinauf, wieder ins trockene. Wir fuhren dann noch weiter hinaus und beobachteten eine ganze Gruppe weiterer Seehunde.
Abendstimmung auf dem Campingplatz.
Mit vielen Eindrücken ging es dann irgendwann wieder zurück. Wir schlenderten vom Boot noch zum Camper und fuhren dann zu unserem Platz auf dem Campingplatz. Nach dem Abendessen gabs noch einen Monk – nach der Internetbaisse in Germany waren wir über den guten Empfang sehr happy und schliefen bald ein…
Mit einem porentief gereinigten Bord-WC ging’s nun in Richtung Holland. Doch vor den Niederlanden mussten wir unbedingt noch Cuxhaven besuchen, besser gesagt wollten gewisse Mitreisende unbedingt den Wasserturm in Cuxhaven besuchen. TV Junkies wissen es: dort findet man Schweizer Auswanderer.
Wir fuhren also schnurstracks in Richtung Cuxhaven. Schnurstracks zwar, aber z.T. in Slow-Motion, da die Strassen mal wieder kaputt waren und die norddeutschen Strassenbauer (wohl weniger -innen) einfach Split auf den Asphalt geworfen haben und in unregelmässigen Abständen Tempo 40 Schilder in die Wiese gehämmert haben.
Irgendwann war es geschafft: das Schild Cuxhaven wurde passiert. Den Wasserturm fanden wir flott, fuhren dann jedoch noch eine Ehrenrunde zum Hafen. Das Programm sollte ja auf beide Reisendinnen ausgerichtet sein, sodass nicht nur gestalkt werden sollte, sondern eben auch das eine oder andere Schiff bewundert wurde.
Nach der Kurzbesichtigung der Schiffe und Fähren parkierten wir gleich vor dem Wasserturm. Der Wasserturm ist wirklich gigantisch! Wir begaben uns auf die Terrasse und stellten sehr schnell fest: es wird schweizerdeutsch geredet. Wir begaben uns in Innere und bestellten Kaffee und Kuchen. Schon nach kurzer Zeit wurde uns alles serviert. Und es war unglaublich gut! Sowohl der Streuselkuchen mit Früchten als auch die Rüeblitorte waren echt super fein. Und auch der Kaffee war wirklich, wirklich top. Nach einer doch längeren Gutkaffeedurststrecke genossen wir diese toll zubereiteten Getränke. Und natürlich kam die Stalkerin voll auf ihre Kosten!
Gestärkt und motiviert fuhren wir nun in Richtung Holland. Unsere letzten Erinnerungen an Holland lagen schon über ein Jahrzehnt zurück. Wir waren also gespannt, was uns erwarten würde.
… aber was ist eigentlich die korrekte Bezeichnung unseres neuen, flachen Gastlandes? Niederlande? … oder doch Holland? … Hochoffiziell heisst das Land: Koninkrijk der Niederlanden» oder auf Deutsch «Königreich der Niederlande». Normalerweise verwendet man die Kurzvariante und sagt einfach «Niederlande». Der Name «Holland» taucht zum ersten mal im 11. Jahrhundert in den Geschichtsbüchern auf. Wahrscheinlich ist er abgeleitet von holt land, was so viel wie «Holzland» oder «Waldland» bedeutet. Ursprünglich war es eine Grafschaft im Nordwesten der heutigen Niederlande, die vom Grafen von Holland regiert wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde aus dieser Grafschaft eine Provinz.
Wir «drivten» weder über Täler noch Hügel, denn wir hatten es richtig in Erinnerung: es ist flach! Trotzdem hat uns die Landschaft gefallen, insbesondere natürlich die Fahrt über die Dämme: auf der einen Seite das Meer, auf der anderen die Binnenseen wie z.b. IJsselmeer. Was uns extrem aufgefallen ist: die Strassen waren nach den Deutschen Grümpelpisten extrem ruhig und wir mussten fast schauen, dass wir nicht während der Fahrt einnickten.
In Harlingen hatten wir einen Platz für unser Nachtlager gefunden. Wir buchten gleich 2 Nächte, denn es gefiel uns schon auf den ersten Blick. Motiviert gingen wir gleich ins Bistro und schmiedeten Pläne. Nach etwas Wein und Apéro, welcher dann doch ein Essen wurde, verschoben wir unsere Pläne auf den nächsten Tag und genossen das Campingplatzleben.
Die Tage im Wellness waren sehr schön, doch wir freuten uns nun auch wieder auf unseren Campi. Gut ausgeschlafen gingen wir – heute zur richtigen Zeit – zum Zmorgenraum. Dieser war «pumpevoll» wie wir zu sagen pflegen. Trotzdem ergatterten wir noch einen Platz. Am Buffet war der existenzielle Überlebenskampf ausgebrochen! Bei der Saftbar musste man zuerst lange warten, da eine Frau zuerst ihre 3 Literbidons füllte, um dann noch 3 Gläser zu füllen. Nun selbst am Saftspender, war das erste Glas voll und noch beim Wegnehmen kam von hinten eine Hand und wollte ein Glas hinstellen! Das ging so nicht, deshalb wurde noch ein zweites Glas gefüllt. Und siehe da, die pädagogisch wertvolle Aktion trug Früchte: der fussballbeshirtete Junge wartete beim zweiten Mal artig, bis es Platz gab. Auch am Käsebuffet wurde man weggestossen – es lagen ja auch nur noch ein paar Tonnen Käse da, man musste schon schauen, dass man nicht zu kurz kommt. Spannend und etwas traurig war auch, dass sich die MitarbeiterInnen echt freuten, wenn man sie grüsste und anlächelte. Offenbar erleben sie das doch eher selten.
Wir beobachteten in diesen zwei Tagen gerne und viel. Spannend fanden wir, dass es zwar vereinzelt Norweger, Schweden, Dänen, Schweizer und Holländer hatte. Doch weder am schönen Ostseestrand noch hier im Dumpland bräuchten wir mehr als zwei Hände um sie abzuzählen. Insbesondere am Timmendorfer Strand waren wir schon sehr erstaunt, dass es fast ausschliesslich deutsche Touristen hatte. Wir dachten, dass es ähnlich bunt wie an Frankreichs und Italiens Stränden zu und her geht.
Nach dem Schuss Humanforschung machten wir uns auf, unsere sieben Sachen vom Zimmer zu holen und uns mental aufs Auschecken vorzubereiten. Wir waren gespannt, was uns da noch erwarten würde. Beim Checkout war wieder der gleiche Auszubildende, wie zu Beginn. Der arme Tropf hatte wohl Angst, er hatte wohl eine Abreibung von uns erwartet. Er schien sehr erleichtert zu sein, dass wir uns nicht geärgert hatten. Auch das zeigte uns, dass die Klientel der All-inklusive Ferien wohl nicht ganz unsere Kragenweite sind, sondern das Verhalten passend zum Inventar des Hotels an den Tag legen: das Dumpland ist als Wikingerhotel eingerichtet…
Wir wollten hingegen zu den richtigen Wikinger, bzw. was von ihnen übrig war: unser Ziel war das Wikingermuseum Haithabu. Wir fuhren also gleich in Richtung Schleswig und parkten etwas Südlich auf dem Parkplatz des Museums.
Gefundene Planken von einem Wikingerschiff.
Das Museum ist wirklich toll! In mehreren Häusern wird die Geschichte von Haithabu – von der Hochblüte bis zur Zerstörung – aufgezeigt. Aber auch die generelle Geschichte der Wikinger wird gezeigt und beweist einmal mehr, wie globalisiert die Welt bereits damals war. Einmal mehr zeigte es uns auch auf, wie gross die Lücken unseres Wissens sind. Noch heute wird die Wikingerzeit als Zeitspanne von gerade mal ca. 300-500 Jahren gesehen (übrigens als Ende wird die Zerstörung von Haithabu angegeben). Nur: die Wikinger hatten bereits davor und noch lange danach die über 800 jährige Blütezeit. Der Handel der Wikinger erstreckte sich von Nordamerika bis nach Mittelasien. Auch im Süden wagten sich die Wikinger vor und besetzten sogar Sizilien und handelten mit Nordafrika. Faszinierend war die Handwerkskunst der Wikinger: ob Glasperlen, Schuhe oder Schreinerarbeiten: schon vieles war in einer hohen Verarbeitungsqualität vorhanden. Doch die grösste Kunst war wohl der Schiffsbau: sowohl Kriegs- als auch Handelsschiffe wurden so konstruiert, dass sie schnell waren und wenig Tiefgang hatten. So waren die Drachenboote sowohl im Ozean als auch in Flüssen ideale Fracht- und Kriegsschiffe. Die Handelsschiffe waren auf Effizienz getrimmt: mit gerade mal 10-12 Mann Besatzung konnten bis 60 Tonnen Material befördert werden. Der grösste Teil der Mannschaft war an Bord um den Kahn zu steuern. Gerudert wurde bei Handelsschiffen fast nicht, die Wikinger waren echte Segelkünstler. Etwas anders war es bei den Militärschiffen: diese waren schmaler und länger, sodass bis 120 Wikinger Platz fanden. Diese waren zum Rudern und Kämpfen an Bord. Nebst dem Wind konnten die Schiffe also auch mit der Kraft von 120 Wikingern angetrieben werden. Das ermöglichte den Wikingern auf Flüssen bis tief ins Landesinnere vorzudringen. Diese Raubzüge waren in ganz Westeuropa sehr gefürchtet.
Der Handel mit anderen Nationen blühte und die Wikinger waren im frühen Mittelalter sehr wohlhabend. Spannend, mit welchem Raubgut die Wikinger am meisten Geld verdienten: sie verkauften Sklavinnen und Sklaven, welche sie in Westeuropa erbeutet hatten in den nahen Osten und nach Afrika. Nebst dem lukrativen Menschenhandel gehörten auch Pelze und Felle von nordischen Tieren zu den geldbringenden Handelswaren. Mit den erzielten Erlösen aus Sklavenhandel und Pelzhandel kauften die Wikinger vor allem Gold ein.
Haddebyer Noor
Nach dieser beeindruckenden Sammlung genossen wir ein kaltes, erfrischendes Getränk mit Sicht auf das Haddebyer Noor. Danach liefen wir in Richtung der rekonstruierten Häuser, exakt da, wo einst Haithabu stand.
Kurz vor dem Eintritt ins Wikingerdorf hörten wir einen donnernden Lärm: eine deutsche Tornado-Maschine flog über uns und riss uns etwas aus dem Mittelaltergroove.
Die wieder aufgebauten Häuser gaben einen beeindruckenden Einblick in die damalige Zeit und man konnte sich sehr gut vorstellen, wie das damals ausgesehen hat.
Rekonstruiertes Wikingerhaus.
Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck ging’s weiter in Richtung Glückstadt. Von dort würden wir die Elbfähre nehmen und dann in Richtung Cuxhaven zu einem Campingplatz fahren. Mit fast zwei Stunden Wartezeit mussten wir uns diese Fähre verdienen. Die Überfahrt war dann etwas kürzer aber toll: nebst dem schönen Wetter genossen wir die Sicht auf vorbeiziehende Frachter und andere Schiffe.
Nach der Abfahrt ging’s dann in Richtung Otterndorf. Auch diesen Weg mussten wir uns verdienen, war doch die Meiste Zeit 40kmh angeschrieben, da die Strasse mit Splitflecken ausgebessert war. Solche Flickwerkstrassen haben wir weder in Portugal, Italien noch in Frankreich erlebt.
Irgendwann sind wir dann doch noch am Ziel angekommen, richteten uns ein, stopften die Toilette in den Camperclean und schon bald ging’s in die Federn.
Im wirklich riesigen Bett hatten wir eine erholsame Nacht. Frisch geduscht und herausgeputzt ging’s zum Frühstück. Natürlich mussten wir unser «Pässe» mitnehmen: in den Pässen sind die wichtigsten Sachen aufgeschrieben: wer darf an welches Buffet, in welches Bad, usw.
So standen wir also vor dem Frühstücksraum und wiesen stolz unsere Damppässe vor. Das wurde mit einem Kopfschütteln und einem «das wurde ihnen wohl an der Rezeption nicht gesagt» quittiert. Wir dürften eigentlich nicht schon um 9 Uhr zmörgele, sondern müssten eigentlich bis 9.30 Uhr warten. Natürlich hatte uns das die Rezeption mitgeteilt, wir hatten es einfach vergessen. Abgebrüht wie wir sind, liessen wir ihn im Glauben, dass die Rezeption voll versagt hatte… Er drückte beide Augen noch etwas mehr zu, als sie schon waren und wir durften trotzdem schon rein, rein ins Buffetgetümmel.
Nachdem wir noch kurz in die Apotheke gefahren sind, genossen wir Wellness, Wellness und nochmals Wellness. Aus der Farblichtsauna genossen wir die Aussicht aufs Meer und nun mittlwerweile 4 Kriegsschiffe. Ein kurzer Check in die App hat uns verraten, dass es sich um 3 deutsche und 2 lettisches Kriegsschiff handelte. Danach gab’s wieder Wellness, Wellness, Wellness – sogar unter den Augen des wasserspeienden Zeus!
Zurück auf dem Zimmer fühlten wir uns wie Schneewittchen: wer hat denn da unsere Decken so schön zusammen gelegt? Wer hat denn die Gläser wieder so schön hingestellt? Und vor allem: wer hat unseren zweiten Schlüssel aus dem Schlüsseldingsbums genommen? Das sollte wohl einen pädagogischen Wert haben, da man die Schlüsselkarte immer rausnehmen sollte, wenn man das Zimmer verlässt. Wir fragen uns, ob wir nun an der Rezeption einen Abrieb erhalten würden (Stromsparen, Blabla, etc.). Doch es ging dann ganz zackig und schon hatten wir wieder zwei Zimmerschlüssel.
Um ca. 17.30 stürzten wir uns nochmals ins Isfijord-Restaurant und bettelten förmlich um einen Tisch. Die nette Dame (gestern war nur das fletschende OP-Opfer da) zeigte uns einen netten Tisch und so konnten wir heute hier essen. Es gab einen wirklich tollen Vegiburger. Wir machten uns nach dem Mampfen einzig Sorgen, ob es ein Fehler war, dass wir kein Rennie gekauft hatten und schworen, dass wir mit der Völlerei in Zukunft etwas zurückhaltender sein würden.
Unsere Grösste Leistung heute war das Verspeisen dieses Burgers.
Zurück im Bett stellten wir wieder fest: es war riesig: wir mussten uns Gute Nacht zuschreien, sonst hätten wir uns nicht gehört!
Gemütlich krochen wir aus dem Bett und fuhren einige Zeit später auch schon los. Es galt Frühstück zu organisieren. Wir mussten feststellen, dass es in Norddeutschland nicht gerade an jeder Ecke eine Bäckerei hat. So fuhren wir eine kleine Strecke bis zur nächsten Bäckerei. Leider konnten wir mit dem Camper nirgends stehen, sodass wir uns teilten: die Copilotin ging in die Bäckerei und der Pilot drehte weiter Kreise.
Es ging flott und schon hatten wir genug Brot an Board und suchten uns einen schönen Platz. Diesen fanden wir in einer pärkchenähnlichen Anlage gleich hinter einem Deich. Und gleich hinter dem Deich wurden wir vom Militärschiff bewacht. Man konnte die Antennen und Radare sogar von unserem Platz her sehen.
Stark gestärkt und motiviert machten wir uns in Richtung Norden auf. Die Richtung war mit Kiel/Flensburg bezeichnet. Mit dem etwas sehr gestärkten Fuss flitzten wir also in Richtung Kiel/FLENSBURG und plötzlich – zing – ein Blitzlicht. Wir guckten umher, doch leider war kein Gewitter in Sicht. Natürlich nahmen wir auch das Kriegsschiff unter Verdacht, doch das war nun wohl etwas zu weit entfernt. Es gibt wohl nur eine Erklärung: auch wir sind nun stolze BesitzerInnen von Punkten in Flensburg. Aber zum Glück hat unser Camper ja keinen Briefkasten.
Unser Tagesziel heute war ja Damp, bzw. das Dampland. Vor einigen Jahren sind wir an einen Gutschein für 2 Nächte inkl. Frühstück und Wellness gekommen, eben in diesem Dampland. Und da der Gutschein im Herbst diesen Jahres abgelaufen wäre, machten wir diesen Ausflug ins norddeutsche Gebiet.
Wir sahen das Dampland dann schon von weitem: eine richtige Feriensiedlung, wie sie in den 60igern und 70igern aus dem Boden gestampft wurden. Start dieses Booms war damals in Frankreichs Alpen. Die wunderbare Idee dahinter: Alle Menschinnen, Menschen und menschenähnlich Fühlende sollten sich Ferien leisen können. Skiferien und Strandferien – bisher ein Privileg der Oberschicht – sollte ganz im Einklang mit «Égalité» gebracht werden und für ALLE Schichten möglich gemacht werden. Dieser Ansatz wurde dann auch z.B. in der Schweiz mit Thyon 2000 oder eben in Deutschland mit z.B. dem Dampland übernommen.
Aus heutiger Sicht sieht man die Architektur der damaligen Zeit etwas kritischer. Trotzdem sollte man – bei aller berechtigten Kritik – die Idee dahinter nicht ganz vergessen.
Wir waren noch ein paar Autometer vor der Rezeption entfernt, als wir durch ein Schild abrupt im Drivingflow unterbrochen wurden: Camper hatten auf den letzten Metern nichts zu suchen. So mussten wir uns etwas weiter weg einen Parkplatz suchen und gingen die letzten Meter zu Fuss.
Bem Check-in wurde uns dann noch etwas klarer: das wäre nun nicht unsere Nr. 1 Destination als Paar. Die Mischung aus All-inclusive-Kreuzfahrtfeeling-Kinderhotel mit einem Schuss Disneyland ist normalerweise nicht ganz unsere Kragenweite.
Geduldig warteten wir und warteten noch etwas länger, bis wir schlussendlich an die Reihe kamen. Von den drei Check-in-Schaltern hatten wir den mit dem Azubi erwischt. Freundlich begrüsste er uns. Weder mit unseren Namen, noch mit der Gutscheinnummer konnte er auch nur Spuren von uns finden. Waren wir nun vergebens von Birchwil-City nach Norddeutschland gehetzt? Wir zeigten ihm den Mailverlauf der Reservation im April von diesem Jahr (ja, die Copilotin hat es gerne geregelter und nicht zu spontan). Plötzlich meinte er, dass er uns gefunden hätte.
Selbstverständlich sahen wir in seinen geweiteten Pupillen und seinen zitternden Händen, dass dem nicht so war. Er meinte, dass er kurz mit seinem Chef schauen müsste. Nach einer kurzen Unterredung im Hintergrund kamen beide zurück, fuchtelten etwas beim Computer herum, um dann die höhere Chefin (ihres Zeichens der Hausdrache) zu aktivieren.
Diese musste nochmals den Mailverlauf sehen (so viel zum: er hat uns gefunden), verschwand dann etwas Frau Mahlzahn-Schnaubendes vor sich hinmurmelnd im Backoffice und gefühlte Stunden (Ok, es waren lange Minuten) später fuchtelte sie mit einer neuen Auftragsbestätigung herum. Wir waren optimistisch. Nun galt es noch DSVGO und Co. zu erledigen, das heisst, man muss zu jedem kleinen Furz sein Einverständnis geben. Und irgendwann war’s dann soweit: wir wurden quasi willkommen geheissen und müssten nun nur noch bezahlen, 185 Euro um genau zu sein. Wir zeigten nochmals den zwischenzeitlich fotografierten Gutschein UND die Auftragsbestätigung wo schwarz auf weiss stand, dass wir dem Dampland keinen Franken zahlen müssen. Da musste der arme Kerl nochmals zu Frau Mahlzahn ins Backoffice gehen und nach ein paar Schwefelschwaden kam er zurück, händigte uns zwei Schlüsselkarten zum Zimmer 607 aus und wir waren nun endlich eingecheckt!
Nun galt es noch den Camper auf den grossen Parkplatz ausserhalb des Dampgebietes zu stellen. Glücklicherweise fährt von dort ein Shuttle-Bus, sodass wir das Gepäck und uns bequem wieder ins Hotel brachten. Das geräumige Zimmer und der Balkon waren sehr hübsch, die Aussicht auf den Mischwald toll.
Nachdem wir den Wellnessbereich getestet hatten stand auch schon das Nachtessen auf dem Programm. Doch es war schon nahezu 20 Uhr! Wir erinnerten uns: bereits am Timmendorfer Strand war nach 19 Uhr absolut tote Hose und das in der Hochsaison. Gerade mal 3 Restaurants hatten überhaupt noch offen! Trotzdem hatten wir natürlich Hunger und stürzten ins Isfijord-Restaurant. Doch da war nichts mehr zu machen, wir wurden abgewiesen. So mussten wir uns wohl oder übel an den Food-Trucks verpflegen. Wir entschieden uns für den Nudel-Wok (vegetarisch). Zur Sicherheit fragte uns der Mitarbeiter mehrfach: Vegetarisch? – Ja – Vegetarisch? – Ja, Vegetarisch! – Ok Vegetarisch. Ganz vegetarisch wars dann nicht, da der Kunde vor uns mit Poulet hatte, gab’s dann halt doch das eine oder andere Stückcheck Poulet im Essen. Der Gemüsewok war eigentlich ein Soja-Spaghetti-Wok. Da es bereits so spät war, hatte es fast kein Gemüse mehr und so musste es für 2 Portionen mit etwas mehr Nudeln gestreckt werden. Dafür war ja die Portion schön gross – genau wie gestern: Quantität ist wichtig! Zum Dessert gönnten wir uns noch eine süsse Crêpe. Dies war dann wirklich gut und so genossen wir die süsse Nachspeise mit tollem Blick auf das Meer.
Unser Ziel für den 14. Juli war, dass wir den grossen Kanton möglichst weit in Richtung Norden durchfahren. Oftmals ist bei uns die Fahrt schon ein Abenteuer. Diesmal entschieden wir uns für die Schnelle Route = Autobahn von Süden nach Norden.
Das Panorama war deshalb eher etwas eingeschränkt und die Fahrt nutzen wir um Musik und podcasts zu hören. Die Co-Pilotin entschied sich zwischendurch die hinteren Stossdämpfer einem Praxistest zu unterziehen und zu schauen, ob die Laufruhe im hinteren Bereich auch im Liegen noch immer in Ordnung ist.
Nach der Thuner Bergkulisse war der Anblick auf der Autobahn doch eher etwas eintönig. Die Unfälle und Staus machten es nicht unbedingt viel spannender.
Etwas oberhalb von Frankfurt entschieden wir uns, die Autobahn zu verlassen und einen Campingplatz aufzusuchen. Wir entschieden uns für einen Camping mit Seelein und einer Burgruine.
Am nächsten Morgen war das Ziel klar: heute würden wir die Ostsee noch sehen. Doch zuerst galt es eine Tankstelle zu finden. Bei «Aral alles Super» gab es also quasi einen Boxenstopp. Wir füllten nicht nur den Tank, sondern kauften auch gleich Frühstück, da wir auf der bisherigen Fahrt leider keine Bäckerei fanden.
Wir nahmen die erste Etappe für heute in Angriff: ab zu Fritz Berger bei Hannover. Unsere Wasserpumpe hatte sich leider in den Ruhestand verabschiedet. Sie röchelte zwar noch etwas, brauchte Strom, hielt es aber für unnötig, Wasser anzusaugen und weiter zu geben.
Bei Fritz Berger konnten sie uns mit einem guten Tipp weiterhelfen und gaben uns eine Adresse von einem Wohnmobilmech an. So fuhren wir also los, quasi in Richtung Berlin, wo wir nach ca. 40 Minuten beim Reifen- und Schwartenhändler «Ibrahim Occasionovic» landeten. Ne, da wollten wir unseren Camper auf keinen Fall reparieren lassen und fragten also Dr. Google an. Dieser meldete uns, dass unser Problem eine Strasse weiter gelöst werden könnte. Uns siehe da: korrekt.
Wir gingen also hinein und schlenderten artig durch die Gestelle, bis jemand Zeit hatte. Unser Timing war natürlich perfekt: Sommerferien, fast kein Personal, viel Arbeit und dann noch 2 Schweizer, die eine Wasserpumpe wollen. Die Bürotante wollte uns bei der Suche nach Wasserpumpen helfen, wuschelte aber nur bei Tauchpumpen. Mehrfach machten wir sie darauf aufmerksam, dass wir eine fest verbaute Pumpe bräuchten. Sie verstand uns offenbar nicht und Tauchpumpte einfach weiter. Glücklicherweise kam dann jemand aus der Werkstatt und nahm sich dem Problem an.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, sodass wir ihm unsere im Komma liegende Röcheltante vorführten. Nach einigen ungelenken Bewegungen, dem zur Schau Stellen des Handwerkerdecoltées kam der Befund: diese Pumpe ist futsch. Nun gut, also mussten wir eine neue haben.
Unsere nur noch röchelnde Wasserpumpe.
Während das Werkstattteam gleich den Camper in die Garage reinfuhr, mussten wir nun wieder zur Bürotante gehen und ein paar Papiere ausfüllen. Sie beklagte sich, dass viele immer im letzten Moment auftauchen würden und sich überhaupt nicht auf die Reise vorbereiten würde – also genau wie wir… Nun, der Gentlemen weiss, wann man schweigen muss, die Camper-Hausdame legte dann natürlich ein vollumfängliches Geständnis ab…
Der Camper war ziemlich schnell wieder flott. Die Bürotante hatte jedoch noch einiges an Zeit übrig, um uns so richtig warten zu lassen. In dieser toten Zeit (den Shop hatten wir mittlerweile auswendig gelernt) stach uns plötzlich etwas ins Auge: Nur EC Karten akzeptiert. Hä? EC Karten gibt es eigentlich seit 2023 nicht mehr. Sie wurden alle durch Debitkarten ersetzt. Offenbar nicht im Entwicklungsland Deutschland. Denn keine unserer Karten ging. Zum Glück fand sich im Portemonnaie äh tschuldigung Geldbeutel der Copilotin noch genug Geld, um die Dame bar auszahlen zu können. Sofort stiegen wir in unser geliebtes Wohmobil, nun wieder mit fliessend Wasser.
Wir kurvten also weiter in Richtung Norden. Autobahn, Schnellstrassen und wieder Autobahn führten uns schlussendlich zum Timmendorfer Strand.
Wir genossen ein Nachtessen à la Germany (Grosse Portionen sind seeeehr wichtig) mit Matjes und Scholle. Der Ausblick auf die Ostsee und die Sonne waren mega schön.
Anschliessend zog es uns auf den Stellplatz beim Vogelpark, wo wir uns einquartierten.
Endlich starten! Nachdem wir die letzten Sachen in den Camper gebracht hatten, stand dem Start nichts mehr im Weg – dachten wir. Doch da war noch so ein schwarzes Kuschelfell, welches partout nicht wollte, dass wir uns auf den Weg machten. Es brauchte schon interessantes Vogelgezwitscher, dass das Panterli durch die offene Sitzplatztüre stürmte und in Richtung Baum rannte. Wir nutzten diese Gelegenheit und verabschiedeten uns französisch.
In Dietlikon tankten wir noch kurz Wasser und machten uns dann auf nach Interlaken. Wir wurden dort zum Zmittag eingeladen und genossen die Sonnenstrahlen. Ja, Sonnenstrahlen, bisher ein rares Gut in diesem Sommer.
Nach dem Zwischenhalt in Interlaken fuhren wir in Richtung Thun. Dort würden wir unsere erste Nacht im Camper verbringen. Wir hatten Glück: auf dem Stellplatz gleich beim Häfeli und Strandbad konnten wir unseren Camper abstellen.
Mittlerweile war es ziemlich bedeckt und wir fragten uns, ob das Wetter wirklich halten würde. Wir hatten Tickets für die Thuner Seespiele. Diesen Sommer läuft Mary Poppins.
Um 17 Uhr herum gingen wir also in Richtung Seebühne. Wir wollten uns vor der Vorstellung noch etwas verköstigen und konnten so gemütlich in den Musical-Abend hineinschlittern.
Der Catering-Bereich füllte sich immer mehr. Trotz vielen Leuten war es sehr relaxed: kein Pöbeln, kein Drängeln und überall freundliche Gesichter. Der Puls und das Aggro-Level sind in Thun merklich tiefer als in Zürich, ja selbst als in Winterthur. Wir genossen es, die Leute zu beobachten und stellten einmal mehr fest: wir Schweizer sind schon etwas verknorkste Bergler…
Um 20 Uhr ging es los. Mittlerweile meldete sich sogar die Sonne zurück, sodass es ein perfekter Musical-Abend wurde. Das geniale Bühnenbild und die tolle Musik haben uns verzaubert – einfach Supercalifragilisticexpialigetisch!
Im Mondschein schlenderten wir von der Seebühne zurück zum Camper und lagen schon bald in unserer Kuschelecke.
Heute zog es uns in Richtung Limoges. Wir wollten schauen, was es da zu entdecken gibt. Wir waren einigermassen früh unterwegs und kamen so zeitig in Limoges an. Nach Umkreisen der Altstadt suchten wir uns einen Parkplatz und gingen zu Fuss los. Die Bilanz kann als durchzogen betrachtet werden: es gibt schöne Flecken in der Altstadt, aber es gibt auch viele Grümpelsünden. Ausserdem ist uns aufgefallen, dass wohl ca. jedes vierte Geschäft entweder bereits leer stand oder einen Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe hatte. Es scheint, als wäre da wohl Corona einigen zum Verhängnis geworden.
Markthalle in Limoges – ein sehr eleganter Bau.
Da wir noch einige Autokilometer vor uns hatten, gingen wir bald zurück zum Camper. Die Ausfahrt aus dem Parkplatz war dann wieder eher eine Herausforderung, da die Ausfahrten wohl für Kleinstwagen konstruiert wurden.
Fachwerk-Häuser in der Altstadt von Limoges.
Den heutigen Tag hatten wir als «Haupt-Rückreisetag» definiert, da am Wochenende auch in Frankreich nicht alle Lastwagen fahren dürfen. So war es auf der Strasse sehr angenehm und ziemlich ruhig.
An der Grenze bei Genf hatte es nicht mal gross Stau und so waren wir schon bald auf dem Stellplatz in Saint-Prex. Noch einen Abendspaziergang mit Dessert und schon hüpften wir ins Kabäuschen. Am nächsten Tag war See angesagt!
Genfersee in der Abenddämmerung, gleich bei unserem Stellplatz.
Eigentlich wollten wir Saint-Martin-de-Ré heute nochmals erkunden. Doch der Regen war uns Sonnentouristen dann doch etwas zu unangenehm. Wir entschieden deshalb, weiter in den Süden zu fahren. Es sollte unser letzter Abend am Meer sein, denn wir waren doch etwas über 1000 Fahrtkilometer von Birchwil entfernt.
Leuchtturm gleich vor unserem Stellplatz.
Wir fuhren in Richtung Süden, quasi etwas der Sonne nach und wollten einen schönen Stellplatz in La Palmyre anfahren und dort nochmals das Meer geniessen. Wir fanden sogar die Beschilderung für den Platz, doch als wir ankamen, gab es da ein Camper Parkverbot. Das fanden wir komisch, war doch in der App ersichtlich, dass kürzlich erst Camper da gestanden sind. Zur Sicherheit fuhren wir nochmals den Wegweisern nach und kamen wieder ans gleiche Ort. Da sahen wir: der eigentliche Stellplatz war ganz abgesperrt wegen Bauarbeiten und zwar seit gestern… Nach einem kurzen Spaziergang fuhren wir noch etwas weiter südlich auf einen eher grossen Stellplatz. Dort angekommen, schauten wir interessiert das Platzreglement durch. Und da war von einem anderen Stellplatz die Rede, auf welchem man auch «Campingverhalten» machen dürfe. Auf dem Plan sahen wir vor allem: dieser Platz lag genau am Meer. So fuhren wir sofort los und kurvten den Platz an. Wir fanden einen wirklich schönen Stellplatz vor und waren kurz darauf auch schon bei der Hafenmauer und dem Leuchtturm. So genossen wir noch den letzten Abend am Meer, bevor es morgen ins Landesinnere gehen würde.
Eines der zahlreichen Restaurants in Cognac, links ein schönes Gässchen.
Unsere erste Station «nach dem Meer» war Cognac. Da waren wir ja bereits einmal auf einem Camping. Heute wollten wir etwas durchs Städtchen schlendern, was wir auch taten. Die schmucke Altstadt hat uns sehr gut gefallen. Es ist wirklich schön, dass es in Frankreich noch so viele Städtchen ohne den internationalen Kettenschrott wie Zara, und Co. gibt. Auch in Cognac gibt es unzählige kleine Läden mit einem abwechslungsreichen Angebot.
Auf dem Weg zum Camping schauten wir noch beim Château de La Rochefoucauld vorbei.
Wir gönnten uns noch einen kleinen Trunk und fuhren dann weiter in Richtung Limoges. Heute Nacht wollten wir mal wieder «königlich» nächtigen und fuhren deshalb zu einem Schlosscamping. Unser Navi spielte da mal wieder voll seine Stärken aus… Wir fuhren über kleinste Wege, Rumpelstrassen und Schottergassen. Kurz vor dem Camping kamen wir an die Gabelung und es war so typisch: links eine Teerstrasse, rechts eine Teerstrasse, nur unter uns wars ein Feldweg – frei nach dem Motto: alle Wege führen zum Château, aber wir nehmen die Rumpelpiste.
Schlosscamping Castel Camping du Chateau de Leychoisier, wirklich ein tolles Château.
Nachdem der Schlossherr der Navigatorin die ganze Lebensgeschichte erzählt hatte, wurden wir auch auf den Platz gelassen. Der ältere Herr lässt den Platz wirklich schön in Schuss halten. Ja, er hat ja selbst keine Zeit, denn er muss den ganzen Tag beim Eingang sitzen, alle anquatschen und sobald die Türe um 20 Uhr geschlossen wird, muss er mit seinem Range-Rover nach Hause fahren. So nimmt er den Weg von ziemlich genau 60 Metern dann in Angriff und fährt um die Sanitäranlagen Heim.
Wir bezogen einen tollen Platz unter superschönen uralten Bäumen und testeten als erstes die Sanitäranlagen. Frisch geschniegelt ging’s dann ins kleine Restaurant, welches ebenfalls auf dem Schlossgelände ist. Maxime, so hiess der Kellner, hatte grosse Freude an uns, konnte er doch mal in seiner Landessprache die Bestellung aufnehmen. Und noch mehr Freude hatte er, dass endlich mal einer das Entrecôte «saignant» und nicht immer «well done» oder in der Fachsprache «à la Schuhsohle» bestellte. Ja, auf dem Platz waren wir absolute Exoten. Die Holländische Kolonie wurde noch von Dänen, Engländern und natürlich Deutschen ergänzt. So genossen wir einen supergrossen Teller mit tollem Wein. Als wir zahlen wollten, kramte Maxime seine Zetteliwirtschaft hervor – kleine Randbemerkung: man kann nur Cash bezahlen – rechnete fleissig zusammen und merkte dann, dass es wohl einfachter mit der Kasse geht. Er tippte die Zahlen ein und kam auf den Endbetrag. Für das Rückgeld musste er dann noch das Handy zu Hilfe nehmen (3 x 20 Euro in bar gegeben, minus 54 Euro Rechnungsbetrag!), sodass wir nach einer gefühlten Ewigkeit in Richtung Schlosspark verschwinden konnten. Dort machten wir noch eine Runde und entdeckten noch das Hirschgehege. Ein junger, schöner Bock mit 2 Ladies und einem Bambi grasten seelenruhig im Schlosspark. Nach der Verdauungsrunde war’s dann auch schon Zeit für uns zwei älteren Semester und wir gingen in die Klappe.