Wir starteten gemütlich in den Tag. Da wir keine Brötchen mehr bestellen konnten und der Beck in Maloja am Sonntag Ruhetag hat, gönnten wir uns im «Chez Max» ein Frühstück. Der Start in den Tag hätte nicht besser sein können: gemütliches Beisammensein, toller Service und ein feiner Zmorgen (insbesondere das Müsli!).
Nach dem gemütlichen in den Tag rutschen, begann dann der Ernst des Sonntags. Während sich andere in der Kirche vergnügten, ging auf dem Camping Plan Curtinac die Arbeit los: Touristin 1 rannte in Richtung Bergsee los, Tourist zwei quälte sich zum ersten Mal am Tag mit der Bürokratie herum: Buchhaltung… Da muss natürlich alles stimmen, denn mit dem Steueramt oder noch schlimmer der MwSt.-Fraktion möchte man sich nicht anlegen…
Da Madame statt gewandert mal wieder zum Bergsee hin- und zurückgerannt war (4h angesagt nach 2h retour…), traf sie den Camper mitten in der Buchhaltungsschlacht an: überall Zettel, Schreibzeug, Notizen, Boxen, Mäppli… Mit der Aussicht, den nächsten Schritt der Reise zu planen, war dann die Arbeit schwuppdiwupp erledigt.
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Zuerst belohnten wir uns noch mit einem kleinen Zwipf und teilten ein TWIX. Wir dachten: so ein Zuckerschub löst evt. gerade etwas viel Aktivismus aus, deshalb verschoben wir die Pendenzen etwas nach hinten und chillten zuerst mal noch etwas vor uns hin.
Später am Nachmittag kümmerten wir uns um die nächste Etappe: wir würden uns in Richtung «Bella Italia» aufmachen. Das erste Ziel: Österreichitalien (Südtirol, bzw. Vintschgau). Da im Vintschgau zwar Österreichisch parliert wird, jedoch die Verwaltung zu Italien gehört, fragten wir beim Internetalleswisser nach, was wir so alles brauchen würden, um über die Grenze zu kommen.
Die Schweiz wird von Italien freundlicherweise nicht als Covid-Katastrophengebiet gebrandmarkt, deshalb sind nur noch folgende Unterlagen nötig: Impfzertifikat, ID/Pass und natürlich das dPLF!
Das dPLF oder wie es richtig heisst das EU Digital Passenger Locator Form lässt jedes Beamtenherz höher schlagen!
Die EU-Beamten haben sich dafür sogar eigens eine Domain reservieren lassen: app.euplf.eu
![](http://www.glo-bus.ch/wp-content/uploads/2021/07/EUdPLF.jpg)
Man freut sich zuerst, denn eine App bringt man ja seit Januar 2007 mit kinderleichten Bedienung, gutem Workflow und Effizienz in Verbindung. Da dachten sich wohl die EU-Beamten: denen zeigen wir mal 14 Jahre später, dass eine App auch ganz anders kann!
Schon auf der Frontsite beweisen die EU-Informatiker Humor: so kommt, wenn man Italy anklickt eine Aufforderung, man solle unbedingt das vollständige Formular auf app.euplf.eu (also genau auf der Seite wo wir uns befinden) ausfüllen, mit einem Link zu – man ahnt es schon – app.euplf.eu. Das ist doch mal eine tolle Geschichte: Beamtenmikado 2.0 in digitaler Form: man kann den ganzen Tag auf den Link klicken und kommt immer wieder auf die gleiche Seite und an die genau gleiche Stelle – einfach in einem neuen Tabulator.
Nach ein paar Ehrenrunden und einigen Lachern, beschlossen wir, nun doch zu starten (Es gibt auf der Seite auch einen Start-Button). Land gewählt, Transportmittel gewählt (Landverkehrsmittel) und dann in fetten Buchstaben: „BEVOR SIE BEGINNEN“ (das war also noch gar nicht der Start) – darunter ein kleines Kästchen zum Anklicken mit „Ich werde das Formular vollständig, korrekt und wahrheitsgemäss ausfüllen und abschicken“. Ha, nun wissen wir endlich, weshalb es noch Drogenschmuggler und andere Grenzgänger gibt, die keine Selbstdeklaration machen: es fehlt einfach das Kästchen!
Nächster Schritt. Anmelden. Man ahnt es: die bisherigen Angaben waren für die Katz! Gut man registriert sich, erhält einen Link, klickt diesen an und es wird bestätigt, dass man nun das Formular ausfüllen darf – auf app.euplf.eu. Will heissen: zurück zum Start, alles bisher ausgefüllte ist weg und man beginnt von vorne.
Es würde den Rahmen sprengen, alles aufzuzählen, deshalb beschränken wir uns auf die Highlights.
Detailliert muss der Grenzübergang angegeben werden, über welchen man nach „Italy“ reist. Dazu gibt es ein Dropdown mit Namen von Grenzübergängen. Wer nun denkt, es seien die üblichen Namen der Grenzübergänge: das wäre dann doch etwas zu einfach. Man muss also mit Google-Maps jeden Weiler in der Nähe eines Grenzüberganges anwählen und den Namen mit der Liste vergleichen. Wohl eine pädagogische Lösung, damit auch kleinere EU-Dörfer einmal im internationalen Gernzverkehr ein Rolle spielen dürfen und nicht immer links liegen gelassen werden. Oder kennt jemand den Grenzübergang Tubre im Münstertal? Voilà!
Ein schönes Detail ist auch, dass man die Begleitperson auf einen Sitzplatznummer melden kann (Ja, nach dem groben Landverkehrsmittel wird dann selbstverständlich in mehreren Schritten noch verfeinert und man stösst irgendwann auf das Auto, denn Camper gibt es nicht). Bei uns wurde die Beifahrerin elegant auf den Sitzplatz 2 gemeldet. Wer nun meint, die Beifahrerin müsste nicht auch noch selbst ein solches Formular ausfüllen – geschnitten! Und natürlich kann man sich nicht einfach registrieren, nein, man muss zuerst wieder die Fragen durchmachen, dann registrieren und nochmals die gleichen Fragen, in unserem Falle (ohne Abstürze des Systems gerechnet) zum vierten Mal angeben.
Selbstverständlich muss man auch die genaue Zeit angeben, wann man über die Grenze tritt. Wir haben uns für 15.15 Uhr eingetragen, weil uns das optisch sehr gut gefallen hat.
Schön auch die temporäre Adresse: hier kann man den Hotelnamen oder Name des Schiffes eintragen. Blöd: Campingplatz Ferienwohnung, gibt es nicht, dafür muss man die Kabinennummer angeben. Wir haben uns für die Nr. 1 entschieden.
Wir hatten für die zwei Formulare knapp eine Stunde, doch dann war es im trockenen. State of Art-mässig kann man es sich dann aufs Handy laden oder ausdrucken. Wir haben uns fürs Handy entschieden, da dort nur eine abgespeckte Version des Formulares „Stasi 2.0 – EUdPLF“ angezeigt wird (bei den EUlern ist noch nicht angekommen, dass Smartphones das eigentlich könnten). So wird z.B. die Kabine Nr. 1 weggelassen.
Nach dem Formularkrieg stand dann Kochen und Essen auf dem Plan: Pasta mit Gemüse (u.a. Zuccetti aus Dietlikon). Mmmm, es war toll.
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By the way: wir buchten auch noch 2 Plätze in Verona: am Freitag werden wir „La Traviata“ in der Arena von Verona geniessen (Juhui!!!). Im Vergleich zum EUdPLF war das dann doch sehr unspektakulär: Sitze angeklickt, Adresse angegeben, Checkout, Kreditkarte, schwups und schon waren die Tickets auf dem Mail. Damit ist klar: spätestens am Freitag sind wir in VERONA!!!
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