Auf unserer Camperreise 2020 verbrachten wir einen Tag im Berner Oberland mit Spazieren, Baden und Geniessen.
Ein erstes Mal wurden wir am zweiten Reisetag um sechs Uhr angegongt: die Kirche gleich neben dem Stellplatz klingelte uns sanft in den Halbschlaf, sodass wir die zweite Runde, nun mit 7 Glockenschlägen, dann auch bewusst wahrnahmen. Richtig so, denn ab 7 Uhr muss der Platz für Camper geräumt werden. Für uns hiess das: ab nach Goppenstein und verladen.
Es war bereits wieder ein unglaublich schöner Tag, keine Wolke, einfach nur Sonne.
Wir kurvten elegant die Bergstrecke hoch, passierten die Schranke und standen dann auf der Pole-Position der Camperspur vor dem Lötschberg. Da kein Zug in Sicht war, gönnten wir uns einen kurzen Abstecher zum Kiosk und es gab einen kräftigen Kaffee.
Von Kandersteg kommend entleerte sich nun auch der Autozug, sodass wir uns wieder in den Camper setzten. Kurz darauf ging’s los und wir enterten einen der vordersten Plätze. Merklich ruhiger als sonst ging’s dann in Richtung Kandersteg. Die Renovation der Geleise macht sich effektiv sehr stark bemerkbar, aus dem einstigen Schüttelbecherexpress ist ein einigermassen ruhiger Zug geworden. Wir tigerten etwas im Camper hin- und her, drehten die Sitze, tranken etwas und freuten uns, dass wir wohl in Kandersteg ein Frühstück nehmen würden.
Kaum aus dem Tunnelportal herausgekommen, sahen wir schon 2-3 Möglichkeiten auf der linken Seite in Fahrtrichtung.
Nach einem kurzen Einkauf ging’s schnurstracks in Richtung Luftseilbahn und Parkplatz gleich bei einer leichten Schlaufe der Kander. Türe auf und es folgte die Premiere der neuen Bialetti-Kaffeemaschine: unser upgrade ist etwas grösser, damit die zwei Kaffeetanten an Board die tägliche Koffeinration erhalten.
Und natürlich schmeckt der Kaffee, umgeben von dieser WOW-Kulisse doppelt so gut: die zerklüfteten Felswände, senkrecht aus grünen Wiesen ragend, die malerischen Häuschen, dazu der blaue Himmel… Und da war da noch dieser Wasserfall!
Mit Koffein in den Venen fühlten wir uns im Stande, zum Wasserfall hinauf zu spazieren. Wir stellten uns vor, wie erfrischend der kühle Wasserstaub sein würde und genau so war es dann auch! Wir standen quasi senkrecht unter dem Wasserfall und waren so fasziniert, dass wir immer näher ans Wasser traten. Zuerst noch mit Schuhen, dann Barfuss und schlussendlich standen wir mitten im kühlen Nass. Ok, kühles Nass ist etwas untertrieben. 1° kälter und wir hätten mit den Schlittschuhen vor dem Wasserfall die Biellmann-Pirouette drehen können.
So abgekühlt machten wir uns auf den Rückweg zum Camper. Unser nächstes Zwischenziel war Interlaken.
Wir fuhren nach Interlaken-Ost, da es in Interlaken-West fast nie freie Camperplätze hat. Doch in Corona-Zeiten ist auch das anders, es gab freie Parkplätze en Masse… Wir fuhren deshalb zurück in Richtung West und parkierten gleich vor der Fussgängerzone.
Es ist schon verrückt, dort wo sonst Massen durchziehen, hatte man plötzlich Platz zum verweilen. Wir besuchten einen Kollegen, welcher dort ein Lädeli besitzt.
Im Innenhof wurden wir mit Kaffee und Süssem verwöhnt.
Am späteren Nachmittag fuhren wir dann in Richtung Thun, in der Hoffnung, noch einen freien Parkplatz am See zu ergattern um noch einen Spaziergang zu machen. Leider war dies (noch nicht) der Fall und so gönnten wir uns in Spiez ein Glacé gleich am See. Leider eine absolute Touristenfalle und wir nervten uns, dass so eine schlechte Qualität zu solchen Preisen serviert wird! Immerhin war die Aussicht unbezahlbar und der Raddampfer Blüemlisalp fuhr ebenfalls noch vorbei.
Anschliessend unternahmen wir nochmals einen Versuch, wieder in Richtung Interlaken, am See zu parkieren und siehe da, es gab eine Lücke. Ohne zu zögern parkierten wir elegant in die Lücke, schlossen die Verdunkelung, öffneten die oberen Klappen, montieren die Badehose und schon standen wir am See. Gemächlich stiegen wir über die Steine ins türkisgrüne Wasser und gönnten uns eine Abkühlung inmitten dieser prächtigen Bergwelt. Das Berner Oberland ist eben auch eine unglaublich schöne Kulisse und zieht deshalb Menschen aus aller Welt, sehr zu Recht, an.
Nachdem wir uns an der Sonne getrocknet hatten, fuhren wir in Richtung Jaun-Pass. Gleich nach der Passhöhe fanden wir ein hübsches Plätzchen und assen Znacht. – Eine feine Zucchetti aus Dietliker Zucht wurde zusammen mit ein paar Tomätli, etc. zu einem deliziösen Ratatouille verkocht.
Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag, bevor wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz machten. Diese war sehr einfach, denn in einem der nächsten Dörfer gab es einen wirklich schönen Stellplatz der Gemeinde.
Die Schweiz ist ja leider in Sachen Stellplätze ein Entwicklungsland, ganz im Gegensatz z.B. zu Frankreich, Deutschland, etc. Doch dieser Stellplatz ist wirklich toll. Gute Plätze, super Aussicht, Sanitäranlagen und noch ein kleines Restaurant mit Bar. Wir wollten uns da noch einen kleinen Dessert holen, leider schliessen sie in Zeiten von Corona früher. Der Inhaber war jedoch noch anwesend und schenkte uns ein Stück Heidelbeerwähe. Mmmm.
Beim Aufsuchen der Sanitäranlagen staunten wir nochmals nicht schlecht: ein Gruyère-Käseautomat ist ebenfalls auf dem Stellplatz zu finden mit Käse, Milch, Butter, Fondue,… Echt eine super Sache!
Wir freuten uns auf unseren Futon, schauten noch kurz in die Sterne und nickten dann sogleich weg.