Felsenstrasse und Südseefeeling auf Korsika

Gemütlich köchelten wir unseren obligaten Morgenkaffee und begannen langsam alles wieder einzuräumen, wollten wir doch noch etwas der Westküste entlang fahren. L’Ile Rousse ist für korsische Verhältnisse sehr touristisch, sodass wir die Innenstadt passierten und uns in Richtung Calvi verabschiedeten. Calvi hat wiederum eine Citadelle zu bieten, in welcher Christoph Kolumbus das Licht der Welt erblickt haben soll. Das ist jedoch die Version von Korsika, wirklich rekonstruiert werden konnte das nie. Wir fuhren die engen Strässchen in Richtung Citadelle hoch und bewunderten die netten Häuschen, welche den Strassenrand säumten. Oberhalb gab es die Sicht frei auf die Citadelle. Sie ist sehr gut erhalten und glänzte in der Morgensonne (ok, das ist geflunkert, es war eher Mittagssonne) sehr schön. Da es bereits eine Menge Touris hatte, beschlossen wir weiterzufahren. Nicht weit von der Citadelle entfernt hatten wir unseren Platz für das Frühstück gefunden: Wir installierten uns über dem Golfe de la Revellata mit tollem Ausblick auf eben diesen Golf, aber auch auf die andere Seite (Punta Bianca) und dazu noch auf den Leuchtturm am Ende der Landzunge. Die tolle Aussicht liess uns das Frühstück noch besser schmecken und wir brauchten wohl auch rekordverdächtig lange, bis wir uns wieder auf die Reise machten.
Die schöne Route mit abwechslungsweise Meer- und Bergblick führte uns nach Galéria. Das kleine Dörfchen wurde im Reiseführer angepriesen, sodass wir dieses auch besuchen wollten. Es ist wirklich ein herziges Dörfchen, leider konnten wir jedoch nirgends einen geeigneten Parkplatz finden, von wo aus wir z.B. eine Bootstour hätten machen können. So genossen wir den Ausblick aufs Meer und machten uns auf nach Porto. Der Golf von Porto gilt als sehr schön und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Auf der Fahrt nach Porto machten wir noch kurz Halt an einer Tankstelle, denn es hatte einen grossen Aushang, dass hier Glacé erhältlich seien. Je ein Magnum zu Magnumpreisen liessen wir uns schmecken. Die Strasse ging nun wieder ziemlich in die Höhe und plötzlich fuhren wir auf eine enge Linkskurve zu. Da öffnete sich das Panorama über den Golf. Das Wasser schäumte an den Felsen weiss, ging dann in ein helles Türkis über, um dann ein paar Meter weiter ins Dunkeltürkis zu wechseln. Gegen Ende der Bucht und kurz vor dem offenen Meer schimmerte es dann wieder im intensiven Marine-Blau.
Die Strasse wurde schlussendlich noch enger und spektakulärer: links 90° Felswand, rechts, senkrecht ins Meer, oftmals einspurig. Es schien so, als wären wir das grösste Fahrzeug, welches diese Strasse passieren würde. Ein paar Tage später sollten uns tschechische Velofahrer dann eines besseren belehren…
Nach der kurzen, spektakulären Felsenstrasse ging es dann in Richtung Porto hinunter. Das kleine Städtchen ist im hinteren Teil komplett am Hang, vorne läuft es gegen die Bucht aus. Trotz Camperverbot liessen wir es uns nicht nehmen, kurz in Richtung Strand zu fahren.
Bereits auf der Hinfahrt hat die Navigatorin per App einen passenden Stellplatz gesucht. Gemäss App sollte der Platz eine Bucht weiter, aber noch immer am Golf von Porto sein. So kamen wir gleich nochmals in den Genuss der Felsenstrasse und fuhren eine Teilstrecke zurück, vorbei an der Glacétanke und bogen kurz darauf links ab in Richtung Meer, vorbei an der Pension Stella (ca. die 10’000 mit diesem Namen) in Richtung Strand. Und siehe da, gleich hinter dem Strand erblickten wir ein paar Camperfahrzeuge unter einer Handvoll Bäumen. Flink und flott parkierten wir dazwischen, Sicht in Richtung Meer. Noch kurz mit der Markise das Revier abstecken und schon ging es in Richtung Strand. Dieser war einfach traumhaft! Kurzum fanden wir uns im Meer wieder, plantschten etwas in den Wellen und genossen den Golf von Porto in vollen Zügen.
Nach erledigter Hochleistungsschwimmerei hüpften wir kurz unter die Stranddusche, wuschen Salz und Sand ab um uns danach an der Strandbar einen Pichet Rosé zu genehmigen. Es war ein Rosé, der zu Hause sicherlich nicht munden würde, aber am Strand in der Sonne mit diesem Ausblick genossen wir auch diesen sauren Traubensaft.
Die Stühle bequem, die Aussicht gigantisch, so blieben wir etwas sitzen und schon war es Zeit, uns 20m weiter zu bewegen: dort wartete die nächste Terrasse vom nächsten Restaurant am Strand. Dort hatten wir vor den Znacht zu geniessen. Es gab feine Pizza, dazu, man ahnt es, einen Pichet Rosé. Gleicher Preis, gleiche Farbe, gleicher Geschmack wie nebenan: wir hatten den leisen Verdacht, dass der aus dem gleichen Tetrapack gezapft wurde wie 20m nebenan. Aber zum Glück war ja auch die Aussicht gleich gut.
Während die Sonne langsam hinter dem Ausläuferhang der Bucht entschwand, färbten sich die Felsen gegen Porto immer röter, darüber kam der Mond langsam zum Vorschein.
Wir schlenderten später am Abend gemütlich zum Camper zurück, legten uns auf unseren Schäfli-Futon und schwupp waren wir vom einen Traumland ins nächste gerutscht.