Ankunft im Dampuniversum

Gemütlich krochen wir aus dem Bett und fuhren einige Zeit später auch schon los. Es galt Frühstück zu organisieren. Wir mussten feststellen, dass es in Norddeutschland nicht gerade an jeder Ecke eine Bäckerei hat. So fuhren wir eine kleine Strecke bis zur nächsten Bäckerei. Leider konnten wir mit dem Camper nirgends stehen, sodass wir uns teilten: die Copilotin ging in die Bäckerei und der Pilot drehte weiter Kreise.

Es ging flott und schon hatten wir genug Brot an Board und suchten uns einen schönen Platz. Diesen fanden wir in einer pärkchenähnlichen Anlage gleich hinter einem Deich. Und gleich hinter dem Deich wurden wir vom Militärschiff bewacht. Man konnte die Antennen und Radare sogar von unserem Platz her sehen.

Stark gestärkt und motiviert machten wir uns in Richtung Norden auf. Die Richtung war mit Kiel/Flensburg bezeichnet. Mit dem etwas sehr gestärkten Fuss flitzten wir also in Richtung Kiel/FLENSBURG und plötzlich – zing – ein Blitzlicht. Wir guckten umher, doch leider war kein Gewitter in Sicht. Natürlich nahmen wir auch das Kriegsschiff unter Verdacht, doch das war nun wohl etwas zu weit entfernt. Es gibt wohl nur eine Erklärung: auch wir sind nun stolze BesitzerInnen von Punkten in Flensburg. Aber zum Glück hat unser Camper ja keinen Briefkasten.

Unser Tagesziel heute war ja Damp, bzw. das Dampland. Vor einigen Jahren sind wir an einen Gutschein für 2 Nächte inkl. Frühstück und Wellness gekommen, eben in diesem Dampland. Und da der Gutschein im Herbst diesen Jahres abgelaufen wäre, machten wir diesen Ausflug ins norddeutsche Gebiet.

Wir sahen das Dampland dann schon von weitem: eine richtige Feriensiedlung, wie sie in den 60igern und 70igern aus dem Boden gestampft wurden. Start dieses Booms war damals in Frankreichs Alpen. Die wunderbare Idee dahinter: Alle Menschinnen, Menschen und menschenähnlich Fühlende sollten sich Ferien leisen können. Skiferien und Strandferien – bisher ein Privileg der Oberschicht – sollte ganz im Einklang mit «Égalité» gebracht werden und für ALLE Schichten möglich gemacht werden. Dieser Ansatz wurde dann auch z.B. in der Schweiz mit Thyon 2000 oder eben in Deutschland mit z.B. dem Dampland übernommen.

Aus heutiger Sicht sieht man die Architektur der damaligen Zeit etwas kritischer. Trotzdem sollte man – bei aller berechtigten Kritik – die Idee dahinter nicht ganz vergessen.

Wir waren noch ein paar Autometer vor der Rezeption entfernt, als wir durch ein Schild abrupt im Drivingflow unterbrochen wurden: Camper hatten auf den letzten Metern nichts zu suchen. So mussten wir uns etwas weiter weg einen Parkplatz suchen und gingen die letzten Meter zu Fuss.

Bem Check-in wurde uns dann noch etwas klarer: das wäre nun nicht unsere Nr. 1 Destination als Paar. Die Mischung aus All-inclusive-Kreuzfahrtfeeling-Kinderhotel mit einem Schuss Disneyland ist normalerweise nicht ganz unsere Kragenweite.

Geduldig warteten wir und warteten noch etwas länger, bis wir schlussendlich an die Reihe kamen. Von den drei Check-in-Schaltern hatten wir den mit dem Azubi erwischt. Freundlich begrüsste er uns. Weder mit unseren Namen, noch mit der Gutscheinnummer konnte er auch nur Spuren von uns finden. Waren wir nun vergebens von Birchwil-City nach Norddeutschland gehetzt? Wir zeigten ihm den Mailverlauf der Reservation im April von diesem Jahr (ja, die Copilotin hat es gerne geregelter und nicht zu spontan). Plötzlich meinte er, dass er uns gefunden hätte.

Selbstverständlich sahen wir in seinen geweiteten Pupillen und seinen zitternden Händen, dass dem nicht so war. Er meinte, dass er kurz mit seinem Chef schauen müsste. Nach einer kurzen Unterredung im Hintergrund kamen beide zurück, fuchtelten etwas beim Computer herum, um dann die höhere Chefin (ihres Zeichens der Hausdrache) zu aktivieren.

Diese musste nochmals den Mailverlauf sehen (so viel zum: er hat uns gefunden), verschwand dann etwas Frau Mahlzahn-Schnaubendes vor sich hinmurmelnd im Backoffice und gefühlte Stunden (Ok, es waren lange Minuten) später fuchtelte sie mit einer neuen Auftragsbestätigung herum. Wir waren optimistisch. Nun galt es noch DSVGO und Co. zu erledigen, das heisst, man muss zu jedem kleinen Furz sein Einverständnis geben. Und irgendwann war’s dann soweit: wir wurden quasi willkommen geheissen und müssten nun nur noch bezahlen, 185 Euro um genau zu sein. Wir zeigten nochmals den zwischenzeitlich fotografierten Gutschein UND die Auftragsbestätigung wo schwarz auf weiss stand, dass wir dem Dampland keinen Franken zahlen müssen. Da musste der arme Kerl nochmals zu Frau Mahlzahn ins Backoffice gehen und nach ein paar Schwefelschwaden kam er zurück, händigte uns zwei Schlüsselkarten zum Zimmer 607 aus und wir waren nun endlich eingecheckt!

Nun galt es noch den Camper auf den grossen Parkplatz ausserhalb des Dampgebietes zu stellen. Glücklicherweise fährt von dort ein Shuttle-Bus, sodass wir das Gepäck und uns bequem wieder ins Hotel brachten. Das geräumige Zimmer und der Balkon waren sehr hübsch, die Aussicht auf den Mischwald toll.

Nachdem wir den Wellnessbereich getestet hatten stand auch schon das Nachtessen auf dem Programm. Doch es war schon nahezu 20 Uhr! Wir erinnerten uns: bereits am Timmendorfer Strand war nach 19 Uhr absolut tote Hose und das in der Hochsaison. Gerade mal 3 Restaurants hatten überhaupt noch offen! Trotzdem hatten wir natürlich Hunger und stürzten ins Isfijord-Restaurant. Doch da war nichts mehr zu machen, wir wurden abgewiesen. So mussten wir uns wohl oder übel an den Food-Trucks verpflegen. Wir entschieden uns für den Nudel-Wok (vegetarisch). Zur Sicherheit fragte uns der Mitarbeiter mehrfach: Vegetarisch? – Ja – Vegetarisch? – Ja, Vegetarisch! – Ok Vegetarisch. Ganz vegetarisch wars dann nicht, da der Kunde vor uns mit Poulet hatte, gab’s dann halt doch das eine oder andere Stückcheck Poulet im Essen. Der Gemüsewok war eigentlich ein Soja-Spaghetti-Wok. Da es bereits so spät war, hatte es fast kein Gemüse mehr und so musste es für 2 Portionen mit etwas mehr Nudeln gestreckt werden. Dafür war ja die Portion schön gross – genau wie gestern: Quantität ist wichtig! Zum Dessert gönnten wir uns noch eine süsse Crêpe. Dies war dann wirklich gut und so genossen wir die süsse Nachspeise mit tollem Blick auf das Meer.