Stürmische Nacht

Schön ausgeschlafen nahmen wir den Tag in Angriff. Wir wollten es heute etwas gemächlicher angehen: lesen, hängen, Velo fahren und natürlich die Sanitären Anlagen auskosten. Doch plötzlich gab’s einen Notfall: die Milch für den Zvieri-Kaffee war aus, sodass wir schnurstracks die Velos packten und in Richtung Super U von Arzon radelten. Wir benutzten den schönen Veloweg, welcher durch Natur und herzige kleine Häuschen führte. Noch kurz über den Kreisel, ab auf den Parkplatz und gleich vor dem Eingang unsere zwei schönen Klappvelos aneinander ketten. Der Einkauf war ziemlich schnell erledigt: 5dl Milch und 500g Kaffe waren auf dem Poschtizätteli.
Sofort ging es retour, wir freuten uns riesig auf einen tollen Kaffee, mit Milch.
Wieder im Camper angekommen nahmen wir sofort die Bialetti zur Hand, füllten Wasser, Kaffee, drückten diesen Fest und ab auf die Flamme. Da, aus dem Nichts: zwei Früchtetörtli haben irgendwie den Weg in den Camper gefunden und wir fanden das zur Zvieripause sehr passend.
Als wir so in unseren Sitzen Kaffee tranken, stellten wir fest, dass schräg vis-à-vis ein Päärli mit Kind neu angekommen ist. Sie packten das Zelt aus dem Auto und begannen den Boden auszurollen. Wir waren etwas ins Gespräch vertieft, sodass wir erst ein paar Minuten später wieder zu unseren neuen Nachbarn hinüber guckten. Das Zelt war weg. Hää? Die hatten doch vorhin den Zeltboden verlegt? Sofort war uns klar, dass wir dem Geschehen etwas mehr Beachtung schenken müssen. Neuer Versuch und der Zeltboden wurde ausgerollt und nun schien den Zweien auch klar, dass man die Zeltstangen des Iglus durch die dafür vorgesehenen Laschen ziehen sollte. Die Aufrichte war also geschafft, nun ging’s ans Verankern. Der Hammer, fast so gross, wie das Kind, wurde einigermassen fachmännisch, jedoch in Zeitlupe auf die Heringe geschlagen. Oh Wunder, diese verschwanden nicht im Boden. Irgendwann wurde auch dieses Rätsel gelöst und so wurde der untere Bereich des Zeltes nun doch festgemacht. Der eine oder andere Hering wurde zwar im falschen Winkel eingeschlagen (statt im 45° Winkel gegen das Zelt im 20° Winkel vom Zelt weg), aber es nahm doch Formen an. Die zwei Erwachsenen liefen nun immer mal wieder ums Zelt und rätselten wohl, was denn da für Schnüre nach unten hingen. Irgendwie sagte es ihnen nichts, sodass sie begannen, das Zelt einzupuffen. Das sah dann ziemlich spannend aus, fast wie im Trickfilm, wenn das Zelt lebt und sich hin- und herbewegt. Die beiden bemerkten die Instabilität auch und dachten sich wohl: da muss doch noch was möglich sein. Gesagt, getan, sie fanden nun auch noch heraus, für was die übrigen Seile sind. Schön gespannt war das Zelt nun doch sehr gut fixiert, was auch nötig sein sollte.

Lesen und Hängen vor dem Camper

Nach dieser Darbietung lasen wir nochmals etwas, bevor wir zum zweiten Mal am gleichen Tag die Klappräder schnappten, dem Strand entlang fuhren, um dann schliesslich im „Grain de Poivre et Fleur de Sel“ eintrafen, um dort Znacht zu essen. Das herzige Restaurant ist von aussen zwar sehr unscheinbar, dafür umso hübscher im Inneren. Der Gastgeber ist super freundlich und hat uns mit unverständlichem Englisch durch den Abend geführt. Das Essen war sehr gut, der Wein ebenfalls. Wir wissen zwar noch heute nicht, was es für ein Wein war, denn dieser war unleserlich von Hand auf die Karte geschrieben. Es war ein schöner Abend, aber irgendwann wollten wir wieder zurück zum Camper. Wir hatten gesehen, dass es nun doch immer mal wieder einen Regenguss gab und so nutzten wir den Regenunterbruch, um aufzubrechen. Wir radelten schnurstracks in Richtung Camping und freuten uns, dass die Sonne nochmals kurz auf uns schien, wir wiegten uns in Sicherheit, dass wir das nun vor den nächsten schwarzen Wolken schaffen würden. 200m vor dem Camping machte es dann Platsch und es kam ein richtiger, wasserfallartiger Platzregen, natürlich noch mit schönem Gegenwind, sonst wären wir ja nicht so richtig nass geworden.

Menukarte im Restaurant Grain de Poivre et Fleur de Sel

Im Wetterbericht hatten wir von 70km/h Wind gehört. Wir dachten deshalb, dass wir wohl besser alles im Camper verstauen, was eine sehr, sehr gute Entscheidung war. Friedliebend gingen wir ins Bett, lasen noch in unseren Büchern und irgendwann, im Halbschlaf ging das Licht aus und wir dösten weg. Doch Petrus hatte da ganz anderes im Sinn: plötzlich zog ein echter Sturm auf, der Camper schunkelte und schaukelte, die Regentropfen prasselten auf das Blech. Zeitgleich meldeten sich unsere Mägen mit komischen Vorgängen, sodass wir darüber rätselten, ob wir nun Seekrank sind oder es daran liegt, dass der Camper leicht Abschüssig zum Kopf steht. Irgendwann kam dann doch die These auf, dass es wohl eher an der Mischung „Überessen – Alkohol – Frittierfett“ lag und die anderen zwei Faktoren wohl das einfach noch begünstigten. So disponierten wir um und lagen nun quasi verkehrt herum richtig im Bett. Petrus befand nun, dass es des Regens genug war und konzentrierte sich vollumfänglich auf die Blaserei. morgens um halb drei wollten wir dann doch noch kurz wissen, wie es unseren Nachbarn so geht und wir guckten hinaus: das Zelt stand stramm und trotzte dem Sturm wie wenn es gemauert wäre. Dafür wackelte das Iglu der Holländer verdächtig… Ob es gehalten hat oder ob sie es irgendwann nachgezogen haben, wir wissen es nicht, denn als wir um 10.30 Uhr aufgewacht sind, hatten wir ganz andere Sorgen: in einer Stunde musste das Feld geräumt sein!