Wer schon mal in Oltingue war, weiss es: pünktlich um 6 Uhr morgens gibts ein Glockenspiel, aber nicht etwa ein 6er-Bimbam-Spielchen, nein, ein ausführliches, langes und schön lautes. Da wir gleich, wirklich gleich neben dem Kirchturm stationiert waren und für eine bessere Lüftung die Dachluke nach dem Gewitter schön weit geöffnet hatten, gelangte der Klang direkt, absolut unverfälscht und in voller Lautstärke in unsere Koje…
Morgenstund hat bekanntlich Gold im Mund und zum Atlantik waren’s ja doch noch knapp 900km. Also schwangen wir uns ins Cockpit und los ging’s. Aber weit kamen wir nicht: eine Boulangerie versperrte uns den Weg und so mussten wir die Weiterfahrt etwas aufschieben. Aber nun ging’s wirklich los… – bis zum nächsten Seeli, denn dort legten wir einen Frühstückshalt ein.
Aller guten Dinge sind drei und ab ging die Post, ab an den Atlantik.
Wehmütig passierten wir Orléans, ohne Stopp, dafür hatten wir einen grossen Fight mit dem Navi: dieses wollte uns immer via Paris-Autobahn nach Nantes schicken. Aber es war definitiv am kürzeren Hebel und irgendwann wurde die penetrante Dame mit ihrem „Le Mans“ abgewürgt, bzw. weggeklickt. Wir freuten uns wie kleine Kinder, als wir in Nantes das Navi wieder einstellten und durch unseren Weg fast 40 Minuten schneller waren, als es vom Navi via Pariser-Autobahn und „Le Mans“ budgetiert wurde. Ab Nantes hofften wir natürlich hinter jeder Kurve das Meer zu sehen, doch leider war wohl gerade Mega-Ebbe, sodass wir uns noch etwas gedulden mussten.
In Pornic sollte es dann soweit sein. Wir fuhren durch das Städtchen in Richtung „Port“, wir dachten, dass dies ein sicherer Wert für Wasser sei. Wir passierten die Partymeile am verlängerten Meeresarm und dann war es soweit: der Atlantik war endlich da und wellte fröhlich vor sich hin. Trotz Tafel mit rotem Aussenkreis und weissem Innenkreis liessen wir es uns nicht nehmen, ein enges Strässli der Küste nach und vor den Bonzenvillen durchzukurven. Die weibliche Fraktion suchte zeitgleich ein Restaurant, ohne etwas von der schönen Aussicht zu verpassen – Multitasking auf höchstem Niveau!
Und was gibt’s in der Bretagne, ausser Moules et Frites? RICHTIG: Galettes aus Buchweizenmehl, juhui! Einmal Complèt und eine vegetarische, begleitet von einem frischen Salat, einem netten Rosé und einer Bomben Aussicht, das war unser erster Abend am Atlantik! Also noch nicht ganz, denn es gab noch einen kleinen Cognac und eine flambierte, süsse Crêpe.
Nun ging’s noch die letzten paar Kilometer, in Richtung Stellplatz. Türe auf, Meeresrauschen, voilà, die Ferien sind richtig lanciert.